Autornlesung

Criminale: Liegt im Garten der Villa Meixner in Brühl eine Leiche begraben?

Zum Auftakt der Schwetzinger Criminale lesen Claudia Schmid, Tina Seel und Klaus Maria Dechant in Brühl aus der Anthologie „Arsen und Spargelspitzen“.

Von 
Natalie Gabler
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Die Krimiautoren (v. l.) Tina Seel, Klaus Maria Dechant und Claudia Schmid werden vom Brühler Amtsleiter Jochen Ungerer zum Criminale-Auftakt in der Villa Meixner begrüßt. © Natalie Gabler

Brühl. Liegt im Garten der Brühler Villa Meixner etwa eine Leiche vergraben? Und was, wenn dieses Prachtgebäude Brühls einfach von einer fadenscheinigen Immobilienmaklerin zum Schnäppchenpreis von gerade mal 20.000 Euro unter der Hand verhökert wird? Nur einige krude Gedanken, die das mörderische Schriftstellertrio Claudia Schmid, Tina Seel und Klaus Maria Dechant – sein Pseudonym ist Til Peters – in die Köpfe der Krimifans in Brühl pflanzten. Die Autoren gaben mit Lesungen der Kurzgeschichten aus der Anthologie „Arsen und Spargelspitzen“ in der Villa Meixner den Auftakt zur Criminale, die noch bis bis Samstag, 12. April, in Schwetzingen für Spannung sorgen wird.

Das Buch beinhaltet 19 gänzlich unterschiedliche Krimigeschichten mit regionalem Bezug. Geschrieben wurden diese allesamt von Mitgliedern des Syndikats, dem internationalen Schriftstellerverbund für Kriminalliteratur, dem mehr als 800 Autoren angehören, wie Criminale Beauftragter Günter Neuwirth erläuterte. „In diesem Haus gibt es seit vielen Jahren immer wieder literarisch Mord und Totschlag, deswegen passt die Criminale so gut hierher,“ eröffnete der Brühler Amtsleiter Jochen Ungerer den überraschend humorvollen Abend in der Jugendstilvilla.

Zum Criminale-Auftakt „Brühl sehen und sterben“

„Heute Abend werden wir Sie quälen. Wir lesen unsere Kurzgeschichten, aber wir füttern Sie nur mit einem Teil an – für mehr müssen Sie sich das Buch holen. Das ist wie auf dem Maimarkt, wenn jemand vorne kocht und es duftet, aber Sie die Bratpfanne brauchen,“ übernahm Klaus Maria Dechant der Moderation.

Die Krimiautoren (v. l.) Tina Seel, Claudia Schmid und Klaus Maria Dechant mit den Vertreterinen des Opferverandes Weißer Ring, Patricia Wickert und Hanne Heinstein am Infostand in der Villa Meixner. © Natalie Gabler

Claudia Schmid begann ihren Appetitanreger mit Auszügen ihrer Krimigeschichte „Brühl sehen und sterben“. Die Germanistin und Ehrenkriminalkommissarin der Polizei Mannheim/Heidelberg schickte dafür ihre Protagonisten Norbert und Ehegattin Edelgard, Hobbyermittlerin für Morde, zu einer Kunstausstellung in die Villa Meixner, in der ihnen - streng vertraulich - ein unmoralisches Kaufangebot des gleichnamigen Objekts offeriert wird.

Pflanzenschutzmittel als das perfekte Gift

Auch die gebürtige Landauerin Tina Seel kam extra aus ihrer Wahlheimat Berlin und würzte mit dem rauen Pfälzer Charme ihrer Figuren die Lesung. „Eine launige Geschichte, sie lässt einfach das Karma für sich töten,“ beschrieb Klaus Maria Dechant die Kurzgeschichte „Wu Wei“.

Die Autorin betonte unter Gelächter vorneweg, der Titel sei keine Pfälzische Abkürzung für „Wu isch die Woiflasch?“ Vielmehr handele der Krimi von Guido Koppermann, einstiger Schönling, gesegnet mit gnadenloser Ignoranz, verheiratet mit der wohlhabenden Aloisa, gut ausgestattet mit einem familiären Spargelimperium und etlichen Immobilien in Heidelbergs bester Lage. Beim Stammtisch mit Herrengedeck geht er mit seinen Freunden der Frage nach dem perfekten Mord auf den Grund. Empfohlen wird ihm ein Pflanzenschutzmittel als das perfekte Gift.

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Gestorben wird auch in der Kurzgeschichte „Ich bin tot“ von Klaus Maria Dechant alias Til Peters. Er ist Krimiautor mehrerer Bücher und betreibt den Early Bird Books Verlag. Sein Ich-Erzähler Friedemann Hai (beruflich Immobilien-Hai) lässt an seinem Ableben und dem Versuch der von ihm als unfähig bewerteten Rettungssanitäter, die ihn im Mozartsaal des Schwetzinger Schlosses versuchen wiederzubeleben, anschaulich und mit einem dezenten Hauch Selbstverliebtheit teilhaben.

Mord und Totschlag in Brühl

Unterdessen plaudert er über seine Affäre mit der rassigen Roddika, die aus dem Weg geschafft werden soll. Der gebürtige Mannheimer Dechant teilte sein recherchiertes Wissen mit dem Publikum: „Ein Karlsruher Chemieunternehmen verkauft grammweise dieses Gift des Kugelfisches. Wer also Bedarf hat, das können Sie wirklich bestellen.“

Am Ende der kurzweiligen Lesungen wurde die Criminale offiziell für eröffnet erklärt. Doch der Abend stand nicht ausschließlich unter dem Einfluss von Mördern und Tätern. So setzte der Weiße Ring in der Villa ein maßgebliches Zeichen für die Opfer von Straftaten. Patricia Wickert, Außenstellenleiterin Rhein-Neckar-Kreis, und ihre Kollegin Hanne Heinstein waren an ihrem Stand Ansprechpartner für Fragen und Informationen. „Wir sind hier, um die Opfer von Kriminalität mehr in den Blick zu bringen, da es bei der Criminale ja um Opfer und Täter geht. Wir stehen als Lotsen allen Opfern zur Seite, unterstützen und bieten unsere Begleitung an, sei es bei Behördengängen oder für sie da zu sein,“ wies Wickert nochmals auf die Wichtigkeit des Weißen Ring hin. Die Criminale unterstützt die Initiative und ihre Opfer auch finanziell.

Krimiautoren im Schweinsgalopp

Jochen Ungerer fasste begeistert den Abend zusammen: „Mit 87 Gästen waren wir ausverkauft. Unser Kleinod hier in Brühl, ist für eine familiäre Lesung optimal. Man ist ganz nah am Künstler dran.“ Und auch Dechant zog sein persönliches Fazit: „Für mich ist das einfach der Burner. Nicht nur über meine Heimat schreiben zu können, sondern dass all meine Kollegen von weit her nach Schwetzingen kommen und wir die Criminale hierhin bringen konnten. Normalerweise haben wir eineinhalb Jahre Vorlaufzeit für die Anthologie. Dieses Mal blieben uns gerade dreieinhalb Monate – das ging im Schweinsgalopp, da war viel Nachtarbeit dabei.“

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