Statistik und Rückblick

Verkehrsunfälle in Schwetzingen 2023: Analyse zeigt rückläufige Zahlen und Ursachen

Die Friedrichsfelder Landstraße in Schwetzingen war im Jahr 2023 Schauplatz von 23 Verkehrsunfällen. Trotz dieses Unfallschwerpunktes verzeichnet die Stadt insgesamt rückläufige Unfallzahlen. Doch was sind die häufigsten Ursachen und wer sind die auffälligsten Unfallverursacher?

Von 
Nicolai Lehnort
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Statistik: Die Anzahl der Verkehrsunfälle in Schwetzingen geht in den letzten Jahren leicht zurück – die Zahlen offenbaren jedoch Probleme bei Unfallfluchten und -verursachern © Khaled Daoud

Schwetzingen. Frontalcrash hier, Totalschaden da, ständig Verletzte und Krankenhauseinlieferungen: Allein im Jahr 2023 kam es an den beiden Anfahrten und den Abbiegespuren der Friedrichsfelder Landstraße in Schwetzingen zu 23 Verkehrsunfällen. Die Kreuzung ist immer wieder Schauplatz von Zusammenstößen und hat sich zu einem Unfallschwerpunkt entwickelt.

Doch die Anzahl an Verkehrsunfällen in Schwetzingen ist im Großen und Ganzen nicht überdurchschnittlich hoch. Für Städte dieser Größenordnung sei sie „gängig“. Das geht aus einer Anfrage dieser Zeitung an das zuständige Polizeipräsidium Mannheim hervor.

Rückläufige Unfallstatistiken für Schwetzingen und deutschlandweite Tendenzen

Die Anzahl an Verkehrsunfällen in Schwetzingen ist seit 2017 um beinahe 14 Prozent von 399 auf 344 im Jahr 2022 zurückgegangen. Auch die Schwere der Unfälle nimmt eine erfreuliche Entwicklung: Hatten vor fünf Jahren noch 24 Prozent der Unfälle Personenschäden zur Folge (96 von 399), lag die Quote in diesem Jahr nur noch bei rund 19 Prozent (64 von 344).

Damit reihen sich die Statistiken zu Verkehrsunfällen in Schwetzingen in die deutschlandweite Tendenz ein, geht die Zahl der Verkehrstoten und Schwerverletzten insgesamt gesehen doch seit Jahren zurück. Das Statistische Bundesamt weist für 2022 sogar in nur zwölf Prozent der Unfälle im Straßenverkehr einen Personenschaden aus. Jeder siebte ereignet sich innerorts.

Ursachen und Fehlverhalten in Schwetzingen – Rückgang wegen Pandemie

Das Statistische Bundesamt sieht die Gründe dafür in rechtlichen Regelungen wie Geschwindigkeitsbegrenzungen und geringerer Promillegrenze, aber auch verbesserte Fahrzeugtechnik und straßenbaulichen Maßnahmen spielen eine Rolle. Die Mannheimer Polizei hingegen vermag keine Einschätzung dazu abzugeben. Der Rückgang der Zahlen könne auf eine Vielzahl von Faktoren zurückgeführt werden, „weshalb keine spezifische Ursache bestimmt werden kann“, heißt es von der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit.

Für den zwischenzeitlichen Rückgang an Unfällen in den Jahren 2020 und 2021 sind wohl die Corona-Pandemie und die damaligen Ausgangssperren verantwortlich, meinen die Ordnungshüter.
Bei Verkehrsunfällen in Schwetzingen sind in den letzten fünf Jahren drei Personen tödlich verunglückt: zwei im Jahr 2019 sowie eine Person in 2022. Deutschlandweit wird die Anzahl der Verkehrstoten der jüngsten Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes zufolge im Jahr 2023 voraussichtlich leicht abnehmen. Waren es im vergangenen Jahr noch 2788, gehen die Hochrechnungen für dieses Jahr von 2750 Getöteten aus. Den historischen Tiefststand erreichte die Statistik vor zwei Jahren, als 2562 Menschen an den Folgen eines Verkehrsunfalls verstarben.

Die häufigsten Unfallursachen in Schwetzingen 2023

Unter den häufigsten Unfallursachen in Schwetzingen findet sich eine Problematik der Friedrichsfelder Landstraße wieder: links abbiegen. Weiteres Fehlverhalten, das zu Verkehrsunfällen führt, ist in Schwetzingen, Plankstadt und Oftersheim ungenügender Sicherheitsabstand, Fehler beim Wenden, Rückwärtsfahren und die Missachtung der Rechts-vor-links-Regel. Laut Polizeiangaben sind das „typische Unfallursachen“ in Städten und Gemeinden dieser Größenordnung. Diese seien oft an „das unzureichende Anpassen an äußere Umstände“ zurückzuführen, etwa Witterungsbedingungen. Sie decken sich auch mit bundesweiten Erfassungen.

Diese beiden Autos haben nur noch Schrottwert – am Dienstagabend kam es wieder zu einem Unfall beim Abbiegen auf die B 535. © PR Video

Aus Sicht der Polizei wenig erfreulich dürfte die Quote an Unfallflüchtigen sein: In bald der Hälfte der Fälle konnte im Jahr 2022 nach Unfällen in Schwetzingen kein Verursacher ausfindig gemacht werden. In Oftersheim fällt die Quote mit 44 Fluchten bei 90 Unfällen noch höher aus, in Plankstadt liegt sie gar bei über 50 Prozent.

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„Unfallfluchten, insbesondere im Zusammenhang mit Parkremplern, stellen eine Herausforderung für die Strafverfolgungsbehörden dar“, teilt die Polizei Mannheim dazu mit. Die Aufklärung gestalte sich wegen fehlender Zeugen bei geringfügigen oder sogar fehlenden Unfallspuren „oft als schwierig oder gar aussichtslos“. Im Jahr 2022 lag die Aufklärungsquote bei Unfallfluchten laut Informationen der Mannheimer Polizei bei etwa 39 Prozent.

Senioren als auffällige Unfallverursacher in Schwetzingen

Auffällig hoch ist unter den Unfallverursachern der Anteil an Personen über 65 Jahren. Diese sind über Schwetzingen, Oftersheim und Plankstadt hinweg im Jahr 2022 an mehr Unfällen beteiligt gewesen als die Gruppe der Fahranfänger von 18 bis 24 Jahren. Inwiefern altersbedingte Veränderungen wie eine verlangsamte Reaktionszeit, Sehstörungen, kognitive Störungen und Muskelerkrankungen die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen, liege nicht in der Beurteilung der Polizei, wird aus Mannheim mitgeteilt.

Vor dem Hintergrund der Debatte um verpflichtende Prüfungen der Fahrtauglichkeit für Senioren ab 70 Jahren, die die Europäische Union (EU) in einem Entwurf der Führerscheinreform angedacht hatte, sind diese Zahlen Wasser auf die Mühlen der Befürworter. Nach letztem Stand überträgt die EU die Entscheidung nun aber doch den Mitgliedsländern.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sprach sich gegen verpflichtende Fahrtauglichkeitsprüfungen aus. Auch der ADAC hält eine gesetzliche Verpflichtung zur Eignungsuntersuchung von Senioren für nicht verhältnismäßig. Auf seiner Website schrieb der Verkehrsclub kürzlich, das Unfallrisiko älterer Kraftfahrer sei „nicht außergewöhnlich hoch“. Die vorliegenden Statistiken erlauben zumindest Zweifel daran.

Einige EU-Mitglieder haben die Sache bereits in Angriff genommen: In Finnland ist ein medizinischer Test für Autofahrer ab 70 Jahren verpflichtend, Portugal verlangt das bereits ab dem 60. Lebensjahr.

Radfahrer auf Rang zwei der Verkehrsunfälle in Schwetzingen

Nicht nur Senioren stehen in der Kategorie der Unfallverursacher in unserer Region auf dem zweiten Rang, auch Radfahrer rangieren überall auf Platz zwei – im Bereich der Unfallbeteiligten. Vonseiten der Stadt Schwetzingen heißt es, dass – wie in ganz Deutschland – fast drei Viertel der Zusammenstöße zwischen Fahrrad und Auto in Schwetzingen durch Autofahrer verursacht würden.

In der Regel würden die Unfälle dadurch zustande kommen, dass der Abstand zu Radfahrern bei Überholmanövern nicht eingehalten wird, wie eine städtische Sprecherin sagt. Laut Straßenverkehrsordnung müssen Fahrzeuge beim Überholen von Fahrrädern innerorts mindestens 1,5 Meter Seitenabstand halten. Bundesweite Statistiken zeigen aber auch, dass bei rund einem Drittel der Fahrradunfälle im Jahr 2022 lediglich Zweiräder und keine weiteren Verkehrsteilnehmer beteiligt waren.

Das überschaubare Sicherheitsgefühl der Schwetzinger Radfahrer ist damit nicht unberechtigt. Im Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) für 2022 wurde diese Kategorie mit der Note 3,7 bewertet. In der Gesamtbetrachtung steht Schwetzingen in Sachen Radinfrastruktur unter den Städten vergleichbarer Größe allerdings auf Rang sechs von 72 in Baden-Württemberg.

Volontariat Nicolai Lehnort ist seit Juli 2023 Volontär.

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