Podcast & Persönlichkeiten

Vom späten Höhenflug der Tiroler Adlerin

Die Zillertalerin Margret Schiestl ist leidenschaftliche Künstlerin und hat mit ihrer Tochter Melanie aus einer Idee heraus ein erfolgreiches Familienunternehmen entwickelt. Wie ein "schräger Vogel" über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt wird und für Glücksmomente sorgt, damit beschäftigt sich die neue Folge des Podcasts Leben.Lieben.Lachen. mit der Tiroler Adlerin.

Von 
Katja Bauroth
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Margret Schiestl ist die Tiroler Adlerin. Sie schuf diese Kunstfigur eher zufällig, heute ist es eine Erfolgsmarke. © angelolair

Kennen Sie das? Wenn man etwas von Herzen gern tut, dann fällt dies nicht nur leicht, sondern ist eine absolute Bereicherung im Leben, die die Seele streichelt und einen geradezu schweben lässt. Man breitet die Schwingen aus und wird einfach getragen – so wie die Tiroler Adlerin. Margret Schiestl ist eine ganz außergewöhnliche Frau. Eine Inspiratorin. Ein Vorbild. Eine Mutmacherin. Und sie ist die Tiroler Adlerin.

Das erste Mal bin Margret Schiestl vor knapp 14 Jahren begegnet – oder besser gesagt ihrer Kunstfigur, mit der die Österreicherin mittlerweile über die Grenzen der Alpenrepublik hinaus bekannt geworden ist. Ein gekröntes Haupt, Brüste, eine spitze Zunge und High Heels an den Füßen, die fest auf dem Boden stehen, dazu die Flügel ausgebreitet – so sieht die Tiroler Adlerin aus, so schuf sie Margret Schiestl. Die Zillertalerin setzte damit ein Zeichen, weit bevor Gendern überhaupt ein gesellschaftliches Thema wurde. Immerhin hat sie dem hierarchischen, patriarchischen Wappentier ihrer Heimat Tirol, dem Adler, erstmal ein Adlerweibchen zur Seite gestellt. Und was für eins: feminin und selbstbewusst! Damit sorgte sie in Österreich, vor allem ihrem traditionsliebenden Tal, für Aufsehen und weckte die Aufmerksamkeit von Frauen wie Männern gleichermaßen. Auch bei mir. In einem ganz kleinen Laden fiel mir die Tiroler Adlerin in Schwarz gedruckt auf einem weißen T-Shirt zum ersten Mal auf. Schlicht und ausdrucksstark. Es war eines der Erstlingswerke von Margret Schiestl, die damals wie heute im Geschäft in Ramsau im Zillertal anzutreffen ist. Mittlerweile betreibt die über 70-Jährige eine Boutique mit angegliedertem Atelier gut sichtbar an der Talstraße gemeinsam mit ihrer Tochter Melanie. Die eine quirlige Künstlerin, die andere studierte Betriebswirtin – das Mutter-Tochter-Team ergänzt sich perfekt. Während die Chef-Adlerin ihre Kreativität auslebt, zieht die Jung-Adlerin im Hintergrund die Fäden. So war es möglich, dass aus einem zufälligen Kunstprojekt ein preisgekröntes Design- und Kultlabel für Unikate im Accessoires-, Kleidungs- sowie Einrichtungsbereich wurde. Über allem schwebt Leidenschaft, Herzblut und Liebe zum Detail. Damit verleihen die beiden Powerfrauen mit ihren Kollektionen anderen Flügel.

„Ich liebe Menschen“

Margret und Melanie Schiestl sind ein erfolgreiches Mutter-Tocher-Gespann. Sie kreieren gemeinsam Mode, Accessoires und mehr mit ihrer Kultfigur, der Tiroler Adlerin. © angeloair

Ich treffe Margret Schiestl und ihre Tochter Melanie im „Adlerinnen-Horst“ in Ramsau wieder. In der Loungeecke der Boutique stehen knallrote und hellgraue Stühle mit Lodenkissen. Über dem Tisch, der aus einer riesigen Baumscheibe gefertigt wurde, baumelt ein knallbunter Luster. Eine Jesus-Figur hängt an der Wand. Es herrscht entspannt-geschäftiges Treiben: Kunden probieren Muster der Kollektionen an, die aushängen. Gefällt und passt eines der Modelle, kann es direkt mitgenommen werden. Ansonsten fertigt die Tiroler Adlerin alles individuell auf Kundenwunsch. Sie geht dabei auf Formen sowie Farben ein und setzt ihre Drucke variabel. Bei Letzterem bewahrt sie sich jedoch die kreative Freiheit. Da kann es auch schon mal passieren, dass das Kollektionsstück direkt bei der Anprobe noch einmal nachjustiert wird. Das hat weniger etwas mit Perfektionismus zu tun, sondern eher mit einer persönlichen Note – abgestimmt auf den Tragenden. Denn damit vermittelt die Tiroler Adlerin: Du bist etwas Besonderes, deshalb bekommst du auch etwas Besonderes. Margret Schiestl sagt selbst: „Ich liebe Menschen.“ Genau das ist zu spüren.

Hinten der Jesus, oben der bunte Luster: In der kleinen Lounge ihrer Boutique mit Atelier erzählt die Tiroler Adlerin Margret Schiestl (l.), wie ihre Kunstfigur entstand. © Barchet

Für eine neue Folge meines Podcasts Leben.Lieben.Lachen. erzählt die Künstlerin und Geschäftsfrau von der witzigen Entstehung ihres „schrägen Vogels“, der zu einem zu einem Erfolgsrezept in der Mitte des Lebens und zu einem Familienunternehmen wurde. Mehr noch: Es geht dabei um beispielhaft regionales Wirtschaften, um den Brückenschlag zwischen Tradition und Moderne, um Wertschätzung und Nachhaltigkeit, aber auch um Glück und Dankbarkeit sowie das Verwirklichen von Träumen.

Jungunternehmerin mit 60

Mit 60 Jahren gewann Margret Schiestl als erste Frau den Tiroler Jungunternehmerpreis der Kategorie „Moderne Tradition“. Davor arbeitete sie als Lehrerin, war aber schon immer Künstlerin mit eigenen großen Ausstellungen. Aufgewachsen auf einem kleinen Bauernhof im Zillertal galt sie stets als Pionierin: In ihrer Vita ist zu lesen, dass sie die erste Abiturientin im Dorf war. Sie studierte in Wien und entdeckte Ende der 1960er Jahre die Liebe zur Kunst und zur Mode. Dass sie beides in einer späten Selbstständigkeit so erfolgreich vereinen würde, hätte sie nicht gedacht. Margret Schiestl gibt sogar zu, dass sie erst in ihren 50ern das Selbstbewusstsein entwickelt hat, überhaupt an so etwas zu denken. Doch charismatisch und energiegeladen wie sie ist nun mal ist, wagt sie dieses Abenteuer. Und wenn es nach ihr, Tochter Melanie und dem vierjährigen Enkel Xaver geht, der auch schon im Atelier herumwuselt, dann ist der Flug der Tiroler Adlerin noch lange nicht zu Ende . . .

Zwei Adlerinnen bei der Arbeit: Margret Schiestl und ihre Tochter Melanie. © angelolair

AUDIO: LLL__Podcast_Tiroler_Adlerin

Autor Katja Bauroth liebt Begegnungen und Storys - im Lokalen und auf Reisen.

Thema : Leben.Lieben.Lachen. - Der Lifestyle-Podcast

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