Sommer im Schloss - Für Sänger Sydney Youngblood ist es das erste Konzert vor Publikum seit zwei Jahren / Während der Pandemiezeit betätigte er sich als Hausmann

Vor diesem Auftritt ist sogar er nervös

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Andreas Lin
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Sydney Youngblood im Gespräch mit Redakteur Andreas Lin – beide kennen sich schon seit vielen Jahren. © Ströbel

Schwetzingen. Sydney Youngblood ist richtig aufgeregt vor dem Auftritt am Freitagabend im Schlossgarten. „Normalerweise bin ich nie nervös – aber nach so einer langen Pause“, erzählt der 60-Jährige. Er muss sogar überlegen, wann sein letzter Auftritt vor größerem Publikum war. „Ja, das war 2019 beim Christopher Street Day in Köln“, erzählt der amerikanische Soulsänger, der Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre mit „If only I could“ und „Sit and wait“ zwei absolute Welthits hatte.

Dann war vieles geplant – unter anderem eine Tour in England mit Howard Jones und andere Künstlern dieser Zeit – sie wurde genauso abgesagt wie die WDR 4 Symphonic Pop Tournee im Sommer 2020. Gut, es gab damals einen Auftritt beim WDR-Kultursommer vor ganz kleinem Publikum, aber das war es auch schon. Auch die Engagements bei privaten Feiern blieben aus.

„Ich war ganz viel zu Hause“, blickt Youngblood auf die lange Corona-Zeit zurück in der er sich anderen Dingen gewidmet hat: „Hausmann spielen, Kochen, Müll rausbringen“, lacht er. Seinen Humor hat er nicht verloren, aber es war schon eine schwierige Zeit so ohne Auftritte und folglich auch ohne Gagen. Über Wasser gehalten haben ihn seine Tantiemen aus den Songs von damals, an denen er Urheberrechte hat und die immer noch auf der ganzen Welt zu hören sind: „Das war meine Rettung“, gibt er zu. „Ich bin immer noch glücklich, wenn das Radio meine Lieder spielt.“

Ins Grübeln gekommen

Aber ins Grübeln ist er trotzdem gekommen, hatte zwischenzeitlich sogar überlegt, nach fast 40 Jahren in die USA zurückzukehren: „Dort wäre manches vielleicht leichter“, auch weil er dort im eigenen Haus leben könnte. Aber diese Gedanken sind vorerst passé, Sydney Youngblood fühlt sich – nach Wohnstationen in Schwetzingen und Neulußheim – mittlerweile in Brühl heimisch. „Das ist perfekt, ich bin schnell überall“, strahlt der Sänger, der eigentlich Ford mit Nachnamen heißt. Den Spitznamen „Youngblood“ hatte ihm einst seine Oma verpasst.

Musikalisch untätig war er während der Pandemiezeiten natürlich nicht, saß am Keyboard und spielte Querflöte. „Ich habe viele Lieder geschrieben“, erzählt er. Ob ein vielversprechender Song dabei ist, weiß er nicht. „Ich bin da sehr kritisch.“ Vorsingen konnte er es auch nur der Familie, die Begeisterung scheint sich wohl in Grenzen gehalten zu haben. Aber es gab auch Momente, in denen er sich gefragt hat: „Immer nur für mich selbst spielen? Warum machst du das?“

Immerhin gab es einige DJs aus England, die mit ihm zusammenarbeiten wollten und mit denen er Songs online eingesungen hat. Resonanz gibt es noch wenige, nur ein paar positive Kommentare im Netz. „Ich muss abwarten, das Business wird immer schwieriger.“ Viele Anfragen kommen auch wegen Remixes seiner alten Hits. „Aber da war noch nicht das Richtige dabei.“

Drei Jahre ist es inzwischen her, dass Sydney Youngblood im RTL-Dschungelcamp war. Auch beim „Supertalent“ stand er auf der Bühne vor der Jury und bekam Lob von Dieter Bohlen und Bruce Darnell, schaffte es aber nicht ins Finale. Danach kam noch eine konkrete Anfrage der ProSieben-Show „The Masked Singer“, die Sydney Youngblood aber nicht angenommen hatte.

Jetzt sieht er wieder Licht am Ende des Pandemietunnels: „Es geht langsam aufwärts.“ Der Auftakt ist an diesem Freitag. Nächste Woche wäre er eigentlich auf Tour in Schottland gewesen, das wurde allerdings abgesagt. Dafür steht ein Konzert in Ludwigshafen mit Laith Al-Deen und der SWR-Bigband ebenso im Terminkalender wie die „WDR 4 Symphonic Pop-Tour“ in mehreren Städten in Nordrhein-Westfalen.

Wiedersehen mit Shebeen

Doch jetzt freut er sich erst einmal wie ein Schneekönig auf den Auftritt in Schwetzingen bei Sommer im Schloss: „Echt geil, dass es ausverkauft ist.“ Das Wiedersehen mit den Musikern von Shebeen macht ihn happy: „Endlich sehe ich die Jungs mal wieder.“ Denn mit der Mannheimer Band spielte er schon oft zusammen, gerade bei den Sessions im „Lindhberg“ am Flugplatz. Auch das steht beim Sydney Youngblood demnächst mal wieder auf dem Programm.

Zusammen geprobt haben sie nicht. „Am Freitag gibt’s den Soundcheck, das muss reichen“, baut er auf die Routine. Aber ans richtige Singen musste er sich daheim erst wieder gewöhnen: „Beim ersten Mal hat der Hals richtig wehgetan“, lacht er. Auch für seine Fitness hat er in den vergangenen Tagen etwas tun müssen: „Ich habe während Corona zugenommen.“

Jetzt mit Bart

Seinen Look hat er etwas verändert, trägt jetzt einen grauen Bart. „Ich werde bald 61, da darf man graue Haare haben.“ Dass seine Nervosität bald verflogen sein wird, wenn er auf der Bühne steht, davon geht er fest aus. Dass er es noch kann, hat er übrigens bei seinem Besuch in der Redaktion bewiesen und dort ein Ständchen gegeben.

Info: Ein Video von diesem Besuch Youngbloods gibt es unter www.schwetzinger-zeitung.de

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