Schwetzingen. Rallye-Legende Walter Röhrl setzt sich noch einmal in einen Audi Sport quattro, mit dem er vor 40 Jahren die Rallye Schloss Heidelberg gewann. Der ehemalige Rennfahrer-Weltmeister ist zusammen mit weiteren Piloten ehemaliger Rennsportfahrzeuge Teil der Rallye Heidelberg Historic des ADAC Nordbaden. Knapp 200 historische Automobile der 1920er- bis 1980er-Jahre sind im Zuge der dreitägigen Veranstaltung unterwegs und rollen an diesem Freitag, 12. Juli, über Eppelheim nach Schwetzingen.
Zwischen 12.40 und 12.55 Uhr kommen zunächst 14 restaurierte historische Rallye-Fahrzeuge unter anderem mit Walter Röhrl zu einer Durchfahrtskontrolle auf den Schlossplatz. Von 13 bis 16.45 Uhr treffen im Minutentakt die 180 Teilnehmer der Heidelberg Historic ein. Alle Fahrzeuge werden von einem Moderator vorgestellt.
Unsere Zeitung sprach mit Walter Röhrl im Vorfeld der Veranstaltung über die Vergangenheit und auch die automobile Zukunft.
Erinnern Sie sich noch daran, wie Sie das erste Mal hinterm Steuer saßen – was war das für ein Gefühl?
Walter Röhrl: Ich war neun und fuhr mit dem Wagen meines Vaters in den Steinbruch. Ich hatte mir alles bei meinem Vater abgeschaut, es war ein Spiel für mich.
Und was für ein Wagen war es?
Röhrl: Es war ein Fiat 1400.
Welches der vielen Autos, die Sie fuhren, verdient in ihren Augen wirklich Kultstatus?
Röhrl: Wenn ich mich auf ein Auto beschränken muss, ist es natürlich der Porsche 911. Danach kommt aber natürlich der Audi quattro. Legendär ist der Audi quattro S1 vom Pikes-Peak-Bergrennen in den USA.
Zur Person und zum Hintergrund
Die erste Etappe der Heidelberg Historic startet am Freitag, 12. Juli, am Technik Museum in Sinsheim und führt unter anderem durch Eppelheim und Schwetzingen, wo die Fahrzeuge ab 12.40 Uhr erwartet werden. Im Teilnehmerfeld glänzen 18 Vorkriegsfahrzeuge, darunter ein Horch 853 A Sportcabriolet von 1938, das heute als eines der schönsten Autos gilt, die in den 1930er Jahren gebaut wurden. Aber auch die frühen Modelle von Aston Martin, Alvis oder Riley sowie zahlreiche Porsche 356, Jaguar E-Type oder Mercedes Benz SL zeigen die unterschiedlichen Epochen der Automobilgeschichte.
Während 180 Oldtimer auf insgesamt 540 Kilometern ihre Zuverlässigkeit unter Beweis stellen, brauchen die Rallye-Teams aus ganz Deutschland und den Nachbarländern Geschick und Findigkeit. Sie müssen 18 Wertungsprüfungen möglichst exakt bestehen. 14 restaurierten Rallye-Fahrzeuge der Interessengemeinschaft „Slowly Sideways“ mit Walter Röhrl erinnern zudem auf einer etwas kürzeren Rundtour an die Glanzzeiten des Rennsports in der Region.
Walter Röhrl, geboren 1947 in Regensburg, gilt als Rallye-Legende. In seiner aktiven Profizeit von 1973 bis 1987 gewann er unzählige Preise, darunter insgesamt 14 Siege bei Rallye-WM-Läufen.
Mehr Infos gibt es im Internet: www.heidelberg-historic.de. ske
Es wird gesagt, dass die Rallye Monte Carlo, die Sie im Laufe Ihrer Karriere viermal gewonnen haben, für Sie etwas Besonderes war – warum?
Röhrl: Die Rallye Monte Carlo hat mich von klein auf fasziniert. Die Rallye bietet alles, von Asphalt, Schnee und Eis bis zum Nebel. Die Strecken sind sehr selektiv und verzeihen keine Fehler. Anders wie bei der Winterrallye in Schweden, gibt es hier keine Schneemauern an die man sich anlehnen kann. Die Monte verlangt den perfekten Fahrer auf allen Untergründen, der präzise fahren muss.
Was unterscheidet Rallyes zu Ihrer Zeit von heutigen Rallyes?
Röhrl: Die Unterschiede sind vielschichtig. Früher waren die Rallyes länger und man fuhr am Tag und in der Nacht. Etappen von 38 Stunden ohne richtige Pause waren bei der Monte Standard. Die Autos waren sehr unterschiedlich und schwerer zu beherrschen.
Es gibt Geschichten darüber, dass Sie dank Ihres fotografischen Gedächtnisses teilweise blind fahren konnten, legendär ist die Nebelfahrt 1980 bei der Rallye Portugal – was ist dran an diesen Geschichten?
Röhrl: Die Vorbereitung ist sehr wichtig. Der perfekte Beifahrer, Christian Geistdörfer, gab mir die Stichworte, die in mir einen Film ablaufen ließen den ich mir beim Abfahren gemerkt hatte. Arganil in Portugal war etwas Besonderes, hier herrschte fast immer Nebel. Deshalb haben wir uns darauf ganz besonders vorbereitet. Blind fahren ist Blödsinn! Die Vorbereitung und Konzentration machen den Unterschied. Dafür ist eine sehr gute Fitness nötig.
Wie sehen Sie im Zuge des Klimawandels auf die Autokultur Deutschlands? Steht der Verbrenner quer zur Schöpfung?
Röhrl: Ohne Verbrenner wird es nicht gehen. Jeden Tag erfindet jemand etwas Neues, wir müssen uns eine Technologieoffenheit bewahren.
Wie stehen Sie in diesem Kontext zu Elektroautos?
Röhrl: Zum jetzigen Zeitpunkt machen E-Autos immer dann Sinn, wenn man im urbanen Raum fährt und eine eigene Lagemöglichkeit mit Ökostrom hat.
Was bedeutet Ihnen Autofahren heute?
Röhrl: Freiheit und Freude.
Gibt es einen Wagen, den Sie gerne gefahren wären, aber bis heute nicht gefahren sind?
Röhrl: Nein.
Und wo würden Sie einen neuen Wagen am liebsten fahren?
Röhrl: Am liebsten fahre ich neue Fahrzeuge auf der Nürburgring-Nordschleife.
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