Mit dem Bau der Bahnlinie und deren Fertigstellung 1870 sowie auch danach immer wieder änderte sich im Schwetzinger Stadtbild einiges – gerade bei den Straßen in diesem Bereich. Wir haben mal in ihre Geschichte geschaut.
Die Nadlerstraße ist eine der ungewöhnlichsten Straßen der Stadt. Denn sie ist eine der ganz wenigen, die auf beiden Seiten der Eisenbahntrasse verläuft. Dadurch hat sie zwei Teile, beginnt an der Brückenauffahrt in der Stadtmitte (beim ehemaligen Hut Schütz, jetzt Blumenladen), wird durch die Carl-Theodor-Brücke getrennt und führt auf der Brückenabfahrt Richtung Bruchhäuser Straße bis zur Kurfürstenstraße. Benannt ist sie seit Ende 1921 nach dem pfälzischen Mundartdichter Karl Gottfried Nadler, der von 1809 bis 1849 lebte. Vorher hieß sie Überführungsstraße. Die Carl-Theodor-Brücke wurde übrigens 1977 fertiggestellt und ersetzte die alte Eisenkonstruktion, die anschließend abgetragen wurde.
Warum die Bahnhofsanlage so heißt, ist klar – sie liegt am Bahnhof. Interessant ist aber die Entwicklung der Straße. Vor dem Bahnbau wurde sie als Klosterweg und Klostergartenweg nach dem früheren Kloster bezeichnet. Von 1873 bis 5. April 1933 trug sie den Namen Gustav-Hummel-Straße, danach bis Mai 1945 war es die Adolf-Hitler-Anlage und erst dann die Bahnhofsanlage.
Ein Förderer des Baus
Die Gustav-Hummel-Straße gibt es ja heute noch – zwischen den beiden Unterführungen am Bahnhof und der Heidelberger Straße. Mit Sicherheit ist es eine der Straßen, von der die wenigsten sagen können, nach wem sie benannt ist. Gustav Hummel war Landtagsabgeordneter und Mitglied zur Förderung einer direkten Eisenbahn von Mannheim über Schwetzingen nach Karlsruhe. Erst hieß sie Bahnstraße und ab 5. April 1933 Gustav-Hummel-Straße.
Bestens bekannt ist in Schwetzingen der Namensgeber der Carl-Theodor-Straße. Der Kurfürst war in der Zeit, als er Schwetzingen zu seiner Sommerresidenz erkoren hatte (1743 – 1778), entscheidend am Aufschwung der Stadt beteiligt, indem er sie zum geistigen und kulturellen Mittelpunkt der Kurpfalz machte. Darüber hinaus war er für den Ausbau des Schlossgartens und der Stadt verantwortlich – viele heute noch existierende Gebäude und Anlagen entstanden in dieser Zeit. Früher hieß die Ost-West-Achse – als sie noch nicht durch die Bahn getrennt war – Maulbeerallee, Heidelberger Chaussee und Neue Heidelberger Straße.
Die Heidelberger Straße gibt es auch heute noch, sie führt von der Mannheimer Straße bis zur Gustav-Hummel-Straße und zur Unterführung Richtung Schubertstraße. Zwischenzeitlich hieß auch früher mal die heutige Dreikönigstraße Heidelberger Straße. Die Ludwigstraße (Sackgasse zwischen Hummel-Straße und nördlicher Brückenauffahrt) hat eine interessante Geschichte: Ludwig I. war von 1818 bis 1830 badischer Großherzog und somit auch zusätzlich Namenspatron der Herzogstraße. Diese kleine Querspange zwischen Carl-Theodor- und Heidelberger Straße ist früher wie heute im Volksmund als Froschgasse bekannt. Einst im 18. Jahrhundert hieß sie zudem Hintere Neue Gass. In der Ludwigstraße stand früher auch eine Reithalle (wir berichteten kürzlich). Ein Gebäude am westlichen Ende Richtung Innenstadt hatte schließlich weichen müssen, um Platz für die Zufahrt zur Bahnüberführung zu bekommen.
Unglück an Unterführung
Blicken wir noch auf die östliche Seite der Bahnlinie. Da gibt es quasi als Fortführung der Heidelberger die nach dem berühmten Komponisten bekannte Schubertstraße. Dort stand bis 1974 auch ein Lokschuppen der Bahn – bis bei einem furchtbaren Unglück ein Rangierzug durch falsche Weichenstellung hindurchraste und auf das damalige Häuschen über dem Unterführungsaufgang krachte – eine Frau wurde von den Trümmern erschlagen.
Östlich der Schubertstraße befinden sich noch zwei kleine Straßen, die einen direkten Bezug zur Bahnhistorie haben – die Borsig- und Werkstraße. Letztere führte zum ehemaligen Ausbesserungswerk. Und auch August Borsig ist eng mit der deutschen Eisenbahngeschichte verbunden: In seinen Berliner Werken wurden ab 1840 unzählige Lokomotiven gebaut – Borsig war eine Zeit lang Europas größter Dampflokomotivhersteller.
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