Porträt - Heidelberg prägt seit 1970 als Hauptorganist das musikalische Angebot der St.-Pankratius-Kirche / Trost, Andacht und Freude vermittelt

Wolfram Heid spielt seit 50 Jahren Orgel

Von 
Maria Herlo
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Wolfgang Heid, hier in der St.-Pankratius-Kirche, ist seit 50 Jahren Organist. © Lenhardt

Schwetzingen/Plankstadt. Er spielt nicht von ungefähr ein Instrument, das sich in aller Regel auf der Empore befindet, den Blicken des Publikums entzogen: Wolfram Heid. Denn er ist jemand, der nicht gerne im Rampenlicht steht. Kommt er aber auf die „Königin der Instrumente“ zu sprechen, ist seine Begeisterung ansteckend. Insbesondere mit der Kirche St. Pankratius und ihren beiden Orgeln ist er sehr verbunden, 50 Jahre lang hat er das musikalische Angebot an dieser Kirche als Hauptorganist geprägt, begleitete Gottesdienste, führte mit dem Kirchenchor Orchestermessen auf, wirkte in Konzerten mit und setzte sich leidenschaftlich für die Orgelmusik ein.

In Anerkennung einer so langen und treuen Dienstzeit wurden ihm am Ostersonntag seitens des Pfarrers Uwe Lüttinger und der Pfarrgemeinderätin Marion Kolb eine Urkunde und die Pankratiusplakette überreicht, verbunden mit dem Dank und den besten Wünschen für eine weitere erfolgreiche Zusammenarbeit.

Klavier im Wohnzimmer

Zur Person: Wolfram Heid

  • Wolfram Heid ist 1954 in Heidelberg geboren, in Plankstadt aufgewachsen und dort auch zur Schule gegangen.
  • Wolfram Heid ist seit 1985 verheiratet, hat zwei Kinder, einen Enkel und wohnt in Plankstadt.
  • Nach dem Abitur am Kurfürst-Friedrich-Gymnasium in Heidelberg begann er 1974 ein Studium der Musikwissenschaft und Geografie an der Universität Heidelberg, 1975 dann ein Musikstudium an der Hochschule für Musik mit dem Hauptfach Klavier und Leistungsfach Orgel.
  • Nach seiner Referendariatszeit in Reutlingen legte er 1980 sein erstes, 1982 sein zweites Staatsexamen ab. Danach unterrichtete er fast 20 Jahre lang, bis 2001, Musik am Schwetzinger Wirtschaftsgymnasium, der Carl-Theodor-Schule, wo er die Musikabteilung aufgebaut hat. Viele Jahre lang war er in einer Lehrplankommission, die für die beruflichen Schulen Lehrpläne erarbeitet hat.
  • Neue Aufgaben suchend, wechselte er anschließend ans Leibniz-Gymnasium in Östringen, hier war er bis zu seiner Pensionierung 2018 tätig. her

Wolfram Heid kann somit auf ein Stück Schwetzinger Geschichte zurückblicken. Der Keim für seine Musikbegeisterung wurde schon im Elternhaus gelegt. „Im Wohnzimmer meines Opas stand ein altes Klavier, auf dem ich schon als Kind herumgeklimpert habe“, erzählt er im Gespräch. „Ein weiterer wichtiger Impuls ist mein Vater gewesen. Er war Jahrzehnte im Musikverein Plankstadt aktiv, hat Klarinette und Saxophon gespielt. Immer hat er mich zu den verschiedensten Veranstaltungen mitgenommen, zu Hause gab es ebenfalls viel Musik.“

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Uwe Rauschelbach
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Sein Vater sang zudem jahrzehntelang im katholischen Kirchenchor Plankstadt. Er hat seinen Jungen oft mitgenommen auf die Empore, „da stand ich neben der Orgel und war unglaublich fasziniert“, erinnert sich der heute 66-Jährige. Schon früh hat er Klavierunterricht genommen, zunächst bei einer alten Dame, Organistin in der evangelischen Kirche Plankstadt, dann am Staatlichen Konservatorium in Heidelberg, wo er Schüler des Kurfürst-Friedrich-Gymnasiums war und dort auch Abitur machte. Grundlage für sein späteres Spiel an der Orgel war das Studium an der Hochschule für Musik Heidelberg-Mannheim mit Orgel als Leistungsfach. Schon während des Studiums wirkte Heid regelmäßig als Organist in verschiedenen Kirchen.

Die große Faszination für dieses Instrument ist ihm zum Lebensbegleiter geworden und lässt ihn bis heute nicht los. Warum? Auf diese Frage machte er mehrere Gründe geltend: „Zum einen hat das Instrument unendlich viele Klangmöglichkeiten“, sagt er, „man kann mit anderen Menschen musizieren, mit dem Kirchenchor, aber auch mit Trompetern, Cellisten, Violinisten, mit ganzen Orchestern. Zweitens hat mich die Technik dieses Musikinstruments interessiert. Für mich war es ein besonderer Glücksfall, dass ich als Organist hier in der Pankratiuskirche bei der Planung und dem Neubau der Orgel maßgeblich mitwirken konnte.

Das war etwas ganz Besonderes. Es gab zwar gewisse Einschränkungen, vor allem weil das alte Gehäuse unter Denkmalschutz steht. Ich wünschte mir eine Disposition, welche die Interpretation von Orgelwerken aus verschiedenen Stilepochen zulässt.“ So steht ihm ein Instrument zur Verfügung, „dessen Klang mit Abstand der Beste ist im Vergleich zu den anderen katholischen Kirchen im Umkreis“, wie er nicht ohne Stolz hinzufügt.

Heid, der hauptberuflich als Lehrer für Musik und Geographie an unterschiedlichen Gymnasien tätig war, prägte seit 1970 wie kein anderer das musikalische Angebot an dieser Kirche. Ausgeholfen habe er aber auch an der St.-Maria-Kirche, zu besonderen Anlässen in Brühl oder Oftersheim. „Ich kenne fast alle Orgeln der Umgebung“, sagt er, „in Heidelberg habe ich gespielt, in Mannheim oder Ludwigshafen.“ Sehr verbunden ist er mit dem Kirchenchor. „Hier habe ich manchmal auch Chorproben geleitet und als Dirigent ausgeholfen und hier habe ich auch meine Frau kennengelernt.“ Fragt man ihn nach seinen persönlichen Vorlieben, was Orgelkomponisten betrifft, so verhehlt er seine Affinität zur französischen Orgelmusik nicht, zu der Werke von César Franck und Louis Vierne gehören sowie die großen Orgelsinfonien von Charles-Marie Widor.

Viele unvergessliche Auftritte

Gab es in all den Jahren ein besonderes Ereignis, an das er sich erinnert? „Ich könnte viele aufzählen“, sagt Heid, „das Zusammenspiel mit Opernsängerinnen und Opernsängern, Instrumentalsolisten, die unzähligen Chorauftritte zum Beispiel, die Messen, Hochzeiten, Konzerte mit verschiedenen Chören und Orchestern, Weihnachtskonzerte mit Schülern. Eine ganz besondere Herausforderung war für mich die Begleitung des Domchors aus Spoleto, der vor Jahren hier zu Gast war, denn der Chor stand vorne im Altarraum. Hier, auf der Empore, hatte ich nur einen Spiegel und die Kamera, die Übereinstimmung war somit eine heikle Sache. Letztendlich wurde das Konzert zu einem beeindruckenden Klangerlebnis.“

Wer jetzt denkt, Wolfram Heid lebt nur für die Orgelmusik, irrt, denn in seinem Leben gibt es auch andere Hobbys, wie er gesteht, der Garten, die Streuobstwiese, sein zweijähriger Enkel und das Tanzen: „Meine Frau und ich sind in einem Tanzkreis, wo wir uns regelmäßig mit Freunden treffen.“ Das ist jetzt wegen der Corona-Krise aber nicht möglich, „uns fehlen sehr stark auch die Konzert- und Theaterbesuche“. Als Organist ist er ebenfalls von der Pandemie betroffen, „es ist schon ein seltsames Gefühl, Osterlieder zu spielen und die Gemeinde darf nicht mitsingen“. Er hofft aber, dass auch dies mal vorbeigeht und dass er mit seinem Musizieren noch viele Jahre Leuten Trost, Andacht und Freude vermitteln kann.

Freie Autorin

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