Wollfabrik hat sich verstrickt

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Zur Einbindung der Eventlocation Wollfabrik in die Stadt Schwetzingen äußert sich dieser Leser kritisch: Ich gratuliere den Veranstaltern des „Echoes“-Konzerts im Lutherhaus zu ihrem Erfolg! Vor den Erfolg haben die Götter bekanntlich den Schweiß gesetzt. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie viel Arbeit es bedeutet, ein solches Konzert zu organisieren. Da gehört neben unbändigem Optimismus eine Menge Herzblut dazu, sonst geht es nicht. Und wenn dann noch jemand, nachdem alle Verträge eingetütet sind, am selben Tag sein eigenes Süppchen mit den bekannten Zutaten kocht und die Besucher damit zwingt, sich zwischen zwei nahezu gleichen Konzertereignissen (Pink-Floyd-Cover) zu entscheiden, wird es richtig haarig. Toll, dass alles trotzdem noch geklappt hat.

Dem Inhaber der Wollfabrik (die im Volksmund früher „Strickfabrik“ hieß) war schon lange bekannt, dass das bereits traditionelle Konzert mit „Echoes“ im Lutherhaus stattfinden würde, als er eine andere Pink-Floyd-Coverband für den gleichen Tag verpflichtete. Es stand bereits im Veranstaltungskalender der Stadt. Jemand mit Verantwortungsbewusstsein hätte da zumindest mal nachgeschaut, bevor er den Termin festmacht.

Überhaupt ist es mit der Verantwortung in der Wollfabrik nicht so weit her. Ich hatte bereits im Frühjahr bei einem persönlichen Gespräch mit dem Inhaber für Freitag, 20. Oktober, ein Konzert im Rahmen der Schwetzinger Jazztage festgemacht. Ich hatte dann auch diverse Anfragen und schaute zur Sicherheit, eigentlich normalerweise völlig unnötig und unüblich in Veranstalterkreisen, nochmal auf die Website der Wollfabrik. Dort musste ich zu meinem Entsetzen feststellen, dass just an jenem Tag eine Bee-Gees-Coverband spielen würde. Wir sind als Jazzinitiative sehr flexibel, und wir hätten uns auch mit einem Gastspiel von Billy Cobham, Stanley Clarke oder anderen Jazzmusikern, die dort immer wieder auftreten, angefreundet. Aber Bee Gees, das passte dann doch nicht in unser Programm.

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Die Wollfabrik war damit endgültig raus, zumal es bereits in den letzten zwei Jahren größere Probleme mit der Nichteinhaltung von Zusagen und im Umgang mit Künstlern wie Nicole Metzger oder Erwin Ditzner gegeben hatte. Wir haben daraufhin gemeinsam mit Enjoy Jazz darüber gebrütet, wo wir in Schwetzingen die Zukunft für einen kleineren Veranstaltungssaal sehen. Glücklicherweise steht seit dem Wechsel in der Leitung der Musikschule der wunderbare Franz-Danzi-Saal für Konzerte zur Verfügung. Gesagt, getan – schon hatten wir im Oktober zweimal das Kulturzentrum im Programm, beide Male mit großem Erfolg. Was es vielleicht noch bräuchte, wäre etwas mehr Bühnenlicht, Spots, Kegel, farbiges Licht, je nach Veranstaltung. Und eine bessere Platzierung bei Google, wo man nach Musikschule suchen muss, um den Franz-Danzi-Saal zu finden.

Ansonsten ist dort alles nahezu perfekt: Ein sehr umtriebiger, allen Ideen aufgeschlossener und dennoch immer den Überblick wahrender Musikschulleiter, sehr flexible Hausmeister, variable Bestuhlungsmöglichkeiten (zu denen noch ein paar Stehtische gehören könnten), Getränkeversorgung im Foyer und so weiter. Und wer nach dem Konzert noch Hunger hat, bekommt im nebenan liegenden Bistro auch noch etwas Gutes zu essen.

Für die Zukunft gilt: Wir lassen die Wollfabrik hinter uns liegen und gehen in den Danzi-Saal, ganz ohne jede Verstrickung. Da hat sich die große Investition, die ich seinerzeit als Stadtrat mitgetragen habe, nun nach jahrelangem Dornröschenschlaf doch noch gelohnt für das kulturelle Leben in der Stadt!

Manfred Kern, Schwetzingen

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