„Natur unter Druck“

Xylon Museum Schwetzingen: Kunst in Zeiten der Gefährdung der Erde

„Natur unter Druck“ ist der Titel der Ausstellung von 37 Künstlern des Künstlerbundes Rhein-Neckar im Xylon Museum Schwetzingen, die noch bis 2. August zu sehen ist.

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Rita Weis
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Fotograf Ralf Moser auf den Spuren der Megalithkultur in Norddeutschland. © Rita Weis

Schwetzingen. Von dem biblischen Gedanken, dass der Mensch sich die Erde untertan machen möge, bis zu dem heute sichtbaren Ergebnis von brutaler Umweltzerstörung und kaum aufhaltbarem Klimawandel war der Weg weniger weit, als man noch vor wenigen Jahrzehnten gedacht hätte. „Natur unter Druck“ ist der Titel der Ausstellung von 37 Künstlern des Künstlerbundes Rhein-Neckar im Xylon, die noch bis 2. August zu sehen ist. Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema machen lassen die Brisanz dieser Entwicklung einmal mehr erkennen. Gezeigt werden Werke aus den Sparten, Malerei, Druckgrafik, Zeichnung, Plastik, Fotografie und Videokunst. Im Folgenden sind beispielhaft einige der Exponate beschrieben.

Loraine Heil - Lappenjagd. Tücher, womit das Vieh zum Erlegen zusammengetrieben wurde. Die Todesangst im Fleisch galt als Leckerbissen. © Rita Weis

Älter als das englische Stonehenge sind die Großsteingräber auf der nicht ganz so berühmten Straße der Megalithkultur in Nordwestdeutschland. Sie entstammen der Übergangszeit von der Sammler- und Jägergesellschaft zur bäuerlichen Lebensweise. Der Fotograf Ralf Moser hat sie farblich so inszeniert, dass der Übergang vom Leben mit Himmel und grünen Blättern zum blutroten Tod als Metapher für die dramatische Entwicklung der Erde gedeutet werden kann.

„Natur unter Erfolgsdruck“ im Xylon Mueseum in Schwetzingen

Ein Relikt vergangener Zeiten ist eine Steinkohle von Clapeko. Der Künstler hat sie als Kunstobjekt der Natur in einem Rahmen gewürdigt. Was mit „Natur unter Druck“ passiert, lässt Tom Feritsch an zwei Skulpturen erkennen, bei denen schwarzer Ton auf weißen gepresst wurde und stilisierte Strukturen hervorbrachte. Die Deutung der schönen, aber auch zufällig entstandenen Objekte überlässt der Künstler den Betrachtenden.

Wie kann Natur weiterbestehen? „Natur unter Erfolgsdruck“ titelte Fotograf Oliver Mezger seine Bildsequenz, die zeigt, wie der Boden durch Verdichtung, Pestizide, den Einsatz von Maschinen in der Landwirtschaft zu immer mehr Ertrag gezwungen wird. Natur, dargestellt als geschriebenes Wort, die immer mehr verschwindet, zeigt eine Fotografie von Jessen Oestergaard.

Oliver Mezger - Natur unter Erfolgsdruck. © Rita Weis

Einen Hinweis auf die grausamen Gepflogenheiten früherer Treibjagden zeigt die großflächige Collage „Lappenjagd“ von Loraine Heil; auch zu Carl-Theodors Zeiten wurde das Vieh mit Hilfe von Tüchern so zusammengetrieben, dass die Tiere kaum mehr entweichen konnten, ehe man sie gnadenlos tötete und ihrem Todeskampf zusah. Das Fleisch galt als besonders schmackhaft. – Schmerzhaft zu sehen ist das Geflatter der „Burning Bees“, der brennenden Bienen, in einer Videoinstallation von Fritz Stier. Bienensterben!

Beeindruckend waren die Malereien von Werner Degreif für die Besucherin Christina Müller. „Man muss einen Parkplatz finden, wenn man an einen schönen Badesee will, um die Natur zu genießen,“ kommentiert sie seine Bilder, die Autos und Wohnmobile an einem Gewässer zeigen. Ein verrosteter Metallstab neben Bildern von geologische Formationen lässt die Störung durch Architektur erahnen. Alexander Kästel ist der Künstler. – Die Zerstörung der Umwelt durch Erderwärmung und Kriege zeigen die großformatigen, teils surrealistischen Malereien von Karl Heinz Treiber.

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„Fantastisch“, fand Besucher Rainer Stripf die Ausstellung und hob auch die gekonnte Hängung in den „lichtdurchfluteten Räumen“ hervor. Stripf ist übrigens Autor des Buchs „Die Arboreten des Schwetzinger Schlossgartens“. Ergänzend zu der Thematik hatte der Künstlerbund auch Andre Baumann, studierter Biologe und Staatssekretär im baden-württembergischen Umweltministerium, am Samstagabend in die Stadtbücherei eingeladen, wo er einen Vortrag hielt zu dem Thema „Gärten im Klimawandel“ und in diesem Zusammenhang natürlich den Schwetzinger Schlossgarten in seinen Darlegungen fokussierte. Zentrales Thema seines Vortrags war, wie man versucht, den Wald und die Parklandschaften trotz Klimawandels zu erhalten. „Wir lernen“, sagte er.

Umweltaktivist und Staatssekretär Andre Baumann referiert über „Gärten im Klimawandel“. © Rita Weis

Denn man versuche verschiedene Methoden, den Baumbestand zu erhalten. Bei Neupflanzungen verwende man zum Beispiel Samen anderer Herkunft, etwa aus mediterranen Regionen, oder man nutze bewährte, kräftige Samen. Die dritte Möglichkeit seien neue Baumarten. So sei die alte Baumschule in Schwetzingen wiederbelebt worden. Manche Pflanzen wie die Kastanie seien in der Lage, genetisch zu lernen, um mit den veränderten Umweltbedingungen klar zu kommen. Hier verwies er auf die kleinen Bäume in der Zähringer Straße entlang dem Kanal. Während man bei neuen Parkanlagen Wasseranlagen mit Zisternen einbauen könne, sei das jedoch in älteren Parks wie dem Schlossgarten nicht möglich. Dennoch sei man auch aus politischer Sicht sehr bemüht, Lösungen zur Erhaltung des Schlossgartens und den nahen Hardtwaldes zu finden.

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