Speyer. Das Museum Purrmann-Haus entführt die Besucher ab Freitag, 26. September, in die Zeit der Pariser Bohème. Es ist höchst erstaunlich, wie es Museumsleiterin Maria Leitmeyer immer wieder aufs Neue gelingt, rund um das Künstlerehepaar Purrmann/Vollmoeller außergewöhnliche Kunstschauen zu präsentieren. Es unterstreicht aber auch, dass das Ehepaar ein bewegtes Leben führte und zahlreiche Freundschaften pflegte.
Die neue Werkschau trägt den beziehungsreichen Titel „C‘est la vie –Pariser Bohème“. Wie das Leben dort so war, beschreibt Kuratorin Maria Leitmeyer sehr anschaulich im Flyer zur Sonderausstellung. Ihre Worte regen an, in die Welt der Pariser Bohème einzutauchen und in Kontakt zu treten mit den drei „Hauptdarstellern“ dieser neuen Exposition. Gemeint sind bei der nostalgischen Reise in die Vergangenheit Hans Purrmann (1880 bis 1966), Albert Weisgerber (1878 bis 1915) und Rudolf Großmann (1882 bis 1941). Was die Exponate anbelangt, ist das Trio absolut dominierend. Selbst für Purrmanns spätere Ehefrau Mathilde Vollmoeller, das Paar heiratete 1912, ist in dieser thematisch klar gegliederten Kunstschau kein Platz.
Die Pariser Bohème war ein Sammelbecken von jungen Künstlern und Intellektuellen, die einen unkonventionellen Lebensstil pflegten. Bevorzugte Viertel waren Montmartre und Montparnasse. Ein Umfeld, in dem zeitweise auch Künstler wie Picasso und Toulouse-Lautrec lebten und arbeiteten. Prägende Elemente waren oftmals Freundschaft, gegenseitige Wertschätzung und der kreative Austausch. Daraus entwickelten sich nicht selten künstlerische Gemeinschaften, was auch auf Purrmann, Weisgerber und Großmann zutraf. Alle drei kamen 1905 nach Paris. Purrmann wurde Schüler von Matisse und blieb bis 1915 in der damals bedeutendsten Kunstmetropole der Welt. Weisgerber kehrte bereits 1907 nach Deutschland zurück. Ihm folgte Großmann im Jahre 1913.
Die Freunde entwickeln eine eigene Bildsprache
Weisgerber wäre besser in Paris geblieben, denn im Jahr der Rückkehr von Hans Purrmann kam er im Ersten Weltkrieg ums Leben. Doch in der Zeit ihres gemeinsamen Parisaufenthalts genossen die drei Freunde im Umkreis von Henri Matisse die besondere Atmosphäre der internationalen Avantgarde. Derart inspiriert, entwickelten sie eine individuelle Bildsprache, die nun im Museum Purrmann-Haus ein Gesicht bekommt. Wobei die lichtdurchfluteten farbintensiven Gemälde von Purrmann und Weisgerber in einen spannenden Dialog mit den dynamischen Zeichnungen und Druckgrafiken von Großmann treten. Möglich machen das hochkarätige Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen.
Eröffnet wird die Ausstellung am Freitag, 26. September, um 18 Uhr im Historischen Ratssaal mit einer Begrüßung durch Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler. Es folgt ein Grußwort von Referatsleiter Dr. Felix Schmidt vom rheinland-pfälzischen Ministerium für Kultur. Ihm schließt sich eine Kurzeinführung in die Ausstellung durch Kuratorin Maria Leitmeyer an. Den Festvortrag hält Peter O. Krückmann, Kunsthistoriker und Museumsdirektor bei der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen. Abgerundet wird die Eröffnungsveranstaltung mit Musik aus der Zeit der Pariser Bohème durch Almut Fingerle (Gesang) und Bernhard Sperrfechter (Gitarre).
Zur Ausstellung ist ein reich bebilderter Katalog mit Beiträgen von Kuratorin Maria Leitmeyer, Kunsthistoriker Felix Billeter und Großmann-Sammler Peter O. Krückmann erschienen. Er ist für 12 Euro im Museum erhältlich. Ein gemeinsames Grußwort steuern Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler und Bürgermeisterin Monika Kabs bei. Zudem führt eine Multivision in das Ausstellungsthema ein. Bis zum Ausstellungsende am 12. April 2026 wird die Kunstschau durch ein umfangreiches Begleitprogramm ergänzt. Einzelheiten dazu unter gibt es www.speyer.de/purrmann-haus. Öffnungszeiten sind donnerstags bis sonntags sowie an Feiertagen von 11 bis 18 Uhr.
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