Speyer. Mit dem „Beat Poetry Club“ aus Wien stand am Samstagabend ein Frauen-Vocal-Ensemble aus Österreich auf der Bühne des Alten Stadtsaals. Mit Beatbox und A-capella-Gesang haben sie ihr Programm „This girl is on fire“ präsentiert. Dabei schafften sie es von Beginn an, das Publikum zum Mitsingen und Mitmachen zu animieren und ins Konzert miteinzubeziehen.
Die fünf Soulladies und Powerfrauen aus Wien zeigten eindrucksvoll, dass sie auch ohne Instrumente einen „fetten“ Sound erzeugen können. Alleine mit ihren Stimmen generieren sie einen Klang, der einer instrumental ausgestatteten Band sehr nahekommt. Sie selbst beschreiben ihren Stil als „Female A-Capella Soul-Pop“
Die Beatboxerin Lilly verleiht den Arrangements die richtigen Beats, die Stimmkünstlerinnen Juci Janoska, Nina Braith und Ursi Wögerer erzeugen Lieder und Sounds, die noch zusätzlich durch Mund, Nase, Lippen und technische Soundeffekte gefiltert und entfremdet werden. Bassistin Mira groovt – unterstützt durch einen Octaver – und führt das Publikum in die Tiefen der weiblichen Stimme. Peppige und hinreißende Choreographien und Tanzeinlagen gehören ebenfalls zur dynamischen Show der Beat-Boxing-Girls.
In dem mehr als zweistündigen Auftritt zogen sie das Publikum im Alten Stadtsaal mit einer Mischung aus eigenen Kompositionen, Medleys, bekannten Soulnummern und modernen Ohrwürmern in ihren Bann. In ihren Songs, gesungen nicht nur in Englisch sondern immer wieder auch in deutscher Sprache, geht es um starke Frauen, Luder, Nervensägen, Trennungen und natürlich auch um verwundete Herzen. Hinzu kommt eine Hymne an das Single-Leben („Single Life“) oder der Song „Flawless“ („Fehlerlos oder makellos“) als eine Ermutigung für alle Frauen, sich so zu akzeptieren, wie sie sind.
Die starken Frauen der Popkultur
„Ich kann alles sein“, stark und schwach zugleich, heißt es an anderer Stelle. Klar, dass da auch mal über böse Jungs gesungen wird („Bad Guys“). Das Programm ist inspiriert von starken Frauen der Popkultur und erzählt immer wieder aus weiblicher Sicht. Dabei setzen sie sich mit dem Bild der modernen, emanzipierten Frau auseinander und räumen mit feministischen Klischees auf. Im Verlauf des Abends mischen sie eigene Songs und rein stimmbasierte Arrangements von Hits ihrer weiblichen musikalischen Idole. Hin und wieder blitzt auch der Wiener Charme der fünf Soulladies auf.
Der „Beat Poetry Club“ wurde 2013 am Institut für Popularmusik der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien gegründet, wo sich die Mädels kennengelernt hatten. Er lebt von starken Beats und der Fähigkeit der fünf Musikerinnen, das Publikum aus der Reserve zu locken. Das gelingt ihnen mit „Call und Response“-Arrangements oder auch mit der Technik des „Circle Singens“. „Get the beat out of your box“, heißt es immer wieder, frei übersetzt so viel wie „lass deinen Rhythmus raus“ oder auch „shake what your mama gave you“, was so viel bedeutet wie „tanze, was dir deine Mutter gegeben hat“.
Da darf natürlich auch der Hit „Rhythm is a Dancer“ nicht fehlen. Das Publikum lässt sich nicht lange bitten, winkt mit Handy-Taschenlampen und steht zum Ende der Show vor der Bühne und tanzt leidenschaftlich mit.
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