Neulußheim. Nur 32 Gäste des Kulturtreffs Alter Bahnhof wollten „Suitcase of Grace“ hören. Dabei hatte das Livekonzert am Freitagabend viel mehr an Publikum verdient. Denn die Coverband hatte zwei Sets mit über 35 außergewöhnlichen Songs der Rockgeschichte im Gepäck. Damit ließ sich bestens abfeiern. Kulturamtsleiterin Alexandra Özkalay begrüßte mit launigen Worten alle Freunde der Musik im Kulturtempel und gab die Bühne frei für einen tollen zweieinhalbstündigen Rock’n’Roll-Abend.
„Suitcase of Grace“ wurde zwar erst im Herbst 2018 gegründet, aber die vier Bandmitglieder sind allesamt bühnenerfahrene Musiker. Im „Rampenlicht“ im Mannheimer Capitol sind sie schon sowas wie die Hausband. Sängerin Grace und Roger Münzenmayer am Schlagzeug spielten bereits gemeinsam bei „The Valentines“. Bassist Daniel Castillo stieß dann dazu und seit Januar 2020 begeistert Frank „Spoon“ Sponagel an der Gitarre. Die ersten Sets waren noch für den privaten Gebrauch, erklärt das Quartett auf seiner Homepage. Es folgte die beliebte Wohnzimmerkonzert-Videoreihe und schließlich kam die Band nicht umhin, auch live aufzutreten.
Zum Repertoire gehören besondere Songs, mit denen die Bandmitglieder aufgewachsen sind. Stücke von Tom Waits, The Cure, Bruce Springsteen, Kiss oder Pattie Smith. Die Beatles dürfen nicht fehlen. Sound und Beleuchtung passten im Alten Bahnhof. Schon die ersten Stücke bekamen gleich den vollen Applaus. Vor allem der Titel „Downtown Train“ von Tom Waits.
Bei „Hide Away“ von Freddy King war die erste Reihe auch klatschend dabei. Auf einer kleinen Bühne fühlen sich „Suitcase of Grace“ besonders wohl, weil sie nahe am Publikum sind. Und die neapolitanische Sängerin Grace liebt den lustigen Small Talk mit den Fans zwischen den Songs.
Sonnenbrille wird ausgepackt
Die Bluesnummer „Cold Blooded“ kam gut an, ebenso wie „50 Ways to Leave Your Lover“ von Paul Simon. Grace schmiegte und liebkoste das Mikrofon. Bei der Performance von Roy Orbison – das Stück „All My Loving“ entstand im Mai 1963 während einer Beatles-Tournee mit ihm – musste dann die Sonnenbrille her. Beim Song „Overkill“ der Band Men at Work war Bassist Daniel Castillo mit seiner Stimme dran. Die „Mutter aller Lieder“, die man schon am ersten Akkord erkennt, so Frank „Spoon“ Sponagel, ist „A Hard Day’s Night“ von den Beatles und das trieb die Stimmung im ersten Set weiter nach oben.
Bei „Rock This Town“ von The Stray Cats durfte sich Neulußheim für drei Minuten als Stadt fühlen. Nach 18 mitreißenden Songs war die Pause für Band und Publikum mehr als verdient. Nach einem Gläschen Sekt wagten immer mehr weibliche Fans ein Tänzchen. Das James-Bond-Thema erkannten alle. Mit „Don’t Let Me Be Misunderstood“ von Santa Esmeralda ging es noch einmal in die 1970er-Jahre zurück, mit „The Wind Cries Mary“ des legendären und unvergessenen Jimi Hendrix sogar in die 1960er.
Und „Chain Gang“ ist ein ganz früher Song von Sam Cooke. Die musikalische Reise deckte den Soundtrack der wichtigsten Jahrzehnte des Rock‘n’Roll ab. „Twenty Flight Rock“ von Eddie Cochran begeisterte ebenso wie „I’m a Believer“ der Popgruppe The Monkees. Grace musste das Publikum nicht lange um Unterstützung bitten, die Hände gingen nach oben und etliche Smartphones zeichneten den Sound auf.
„Be My Baby“ von The Ronettes und „Summertime Blues“ von Eddie Cochran sind Klassiker, die jeder kennt. „Secret Agent Man“ von Johnny Rivers und „Americano“ leiteten den Schluss ein. Grace applaudierte dem Publikum. Klar, dass die charismatische Sängerin und ihre drei Jungs noch nicht von der Bühne durften. Mit „La Bamba“ und „Twist and Shout“ startete die furiose Zugabe der packenden Liveshow, die den Kulturtreff zum Schluss zum Beben brachte.
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