Veröffentlichung

Der Reiz der Verknappung

Marga Fedder veröffentlich neuen Gedichtband

Von 
Elke Barker
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Magda Fedder ist in verschiedenen künstlerischen Disziplinen aktiv. © Fedder

Speyer. „Finde Ruhe in Gedanken/wohne in Fotografien/(...)lebe weiter in Gedichten/mit Erfüllung“. So beschreibt Marga Fedder in dem Gedicht „Kunst + ich“, das sie ihrem im Hockenheimer Larimar-Verlag veröffentlichten Band „Lass Gedichte sprechen“ voranstellt, die Beziehung zu ihrem Schaffen.

Auf 95 Seiten vereint das kleine aber feine Buch Gedichte, Aphorismen und Fotografien der in Speyer lebenden Autorin. Marga Fedder, geboren im Zweiten Weltkrieg in Hamburg und über Hannover, Frankfurt, Dortmund und Schifferstadt 1976 nach Speyer gekommen, beschäftigt sich darin mit Themen, die sich um ihren persönlichen Lebenslauf ranken, die individuell sind und gleichzeitig universell, da sie uns in unserem Menschsein berühren.

Die Autorin lässt uns teilhaben an den Dingen, die ihr Leben bereichern, blendet aber auch weniger Schönes nicht aus. Bücher sind ihr wichtig („Versunken im stillen Buch/getragen von redenden/Händen/gehalten von Gedanken) wie auch die Musik („Hälse hängen/an lang haltenden Noten/Triolen geleitet/zu Farbakkorden“), und über die Liebe schreibt sie: „Liebe bleib mir ganz/ohne Forderungen“.

Marga Fedder erinnert sich an ihre Kindheit, an „Sirenen über/Bunkerbett“ und das Gefühl, ein Flüchtling zu sein („Flüchtlinge/fallen/wie Blätter/aus der Heimat“), sie nimmt das Alter als eine Art „Kreislauf“ in den Blick („Gekrümmter Baum/lässt Blätter fallen (…) aufgelöst/bis zum neuen Leben“) und auch die Trauer („Im Verblühen/wirkt der Schatten/des Verwelkten /im Vergangenen nach“).

Minimalistischer Stil

Immer wieder wendet Marga Fedder ihren Blick nach Außen. Die Gesellschaft sieht sie dabei durchaus kritisch, ob es sich um Mülltrennung handelt („Beim Anblick/des Wertstoffmülls/fehlen den Augen/suchende Worte“), die Smartphonegeneration („Stimmlose Kommunikation (...)/versickernde Gedanken /im Klickgefühl“) oder die mit Corona verbundenen Einschränkungen („mit Zeitoasen/mit Trübsal/mit Jammern/mit Pflichten/mit Unzufriedenheit/Zeitverlust“).

Früher schrieb die Autorin, die bereits vielfach in Anthologien und Zeitschriften veröffentlichte und seit 20 Jahren an Lesungen teilnimmt, gereimt, heute jedoch reimlos und minimalistisch. Und in dieser Verknappung liegt der Reiz dieses Gedichtbandes, der in seiner ganzen Themenfülle immer wieder auf das Wesentliche, den Kern der Dinge zurückkommt. Deshalb mag „Lass Gedichte sprechen“ gepriesen und als Geschenkidee ans Herz gelegt werden. elb

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