Rathauskonzerte - Musikerinnen-Duo Viola Breuer und Minae Kim eröffnet Reihe mit Beethoven und dessen Nachfolgern

Die Revolution gibt den Ton an

Von 
Uwe Rauschelbach
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Viola Breuer (l.) an der Geige, und Minae Kim am Klavier spielen verschiedene Stücke mehrerer Komponisten und starten mit der Sonate Nummer 8 in G-Dur von Beethoven. © Venus

Speyer. Ludwig van Beethoven hat bei den Speyerer Rathauskonzerten den Vortritt. Der 250. Geburtstag des Titanen der klassischen Musik erfuhr zum Auftakt der Konzertreihe im Historischen Rathaus eine angemessene Würdigung. Im Programm wurden die maßgeblichen Einflüsse deutlich, die Beethoven für die weitere Entwicklung der Musik hinterlassen hat.

Die Rathauskonzerte tragen denn auch den Titel „Klassisch & Modern“. Sie spannen in diesem Jahr den Bogen von Beethoven bis Béla Bartók. Unterschiedliche Ensembles präsentieren bis Ende Februar auf kammermusikalische und gesangliche Weise Werke, die Bezüge zwischen Alt und Neu sinnfällig lassen. Sie geben jungen Künstlerinnen zudem die Gelegenheit, Konzerterfahrung zu sammeln.

Davon profitierten Musikerinnen wie Zuhörer beim ersten Konzert dieser Reihe, das sogleich mit einem kammermusikalischen Schwergewicht aufwartete: Beethovens achter von zehn Violinsonaten in G-Dur. Ein forscher, ungestümer Auftakt, der den Ton für das gesamte nachfolgende Konzert setzte. Viola Breuer (Violine) und Minae Kim (Klavier) setzten sich gleichberechtigt in Szene; dynamische Abstufungen und subtile Hintergründigkeiten wurden vom aufrührerischen Temperament, dem sich beide Interpretinnen überließen, mit juveniler Geste hinweggefegt.

Auch Carl Czernys Kopfsatz aus der Violinsonate opus 686 wurde vor allem in seiner vorwärtsdrängenden Bewegung und seiner dynamischen Dichte erkundet. Die lyrischen Passagen erschienen ein wenig wie Zäsuren, die es zu überwinden galt. Dadurch wirkte der Vortrag der beiden Instrumentalistinnen wie von untergründiger Unruhe bestimmt. Beethovens Revolutions-Attitüde hat eben ihre Spuren hinterlassen.

Kraftvolle Akkorde am Flügel

Sie gipfelte in Franz Liszts Rhapsodie Espagnole für Klavier, dessen „symphonische“ Klangqualitäten Minae Kim mit leidenschaftlicher Virtuosität auslotete. Kraftvolle Akkorde und flirrende Glissandi, hämmernde Oktavketten und gläserne Brillanz bildeten extreme Kontraste, die die Konzertpianistin und Dozentin an der staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim sowie der dortigen Musikschule beleuchtete. Ihren ebenso kraftvollen wie perlenden Anschlag parierte der Flügel mit Gleichmut; gelegentlich schien die Pianistin ihr Instrument unter ihren energischen Attacken freilich einem strengen Härtetest unterziehen zu wollen.

In dem für Violine und Klavier arrangierten „Liebestraum“ (As-Dur) von Franz Liszt hatte Minae Kim nun wieder ihre Partnerin zur Seite. Viola Breuer, die bereits ebenso über ein respektables Konzertrepertoire verfügt, unterrichtet an der Speyerer Musikschule. Beide Solistinnen ließen ihr Programm mit Beethovens Romanze in F-Dur ausklingen und ein sehnsüchtiges Drängen spürbar werden, das einer verträumt-verklärten Darbietung wenig Raum ließ.

Die Zugabe: eine Serenade von Joseph Haydns, dem Lehrer Beethovens. Auch ein Titan fällt eben nicht vom Himmel.

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