Bürgerforum

Geothermie in Waldsee auf Grundstücksuche

Mit einer Bürgerinformation ist die Firma Geopfalz in Waldsee auf die Menschen zugegangen. Dort soll bekanntlich eine Geothermieanlage gebaut werden.

Von 
Jürgen Gruler
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Die Kulturhalle ist gut besetzt beim Bürgerforum der Firma Geopfalz. © Katja

Speyer. Rund 600 Waldseer Bürgerinnen und Bürger haben an einem Bürgerforum zum Geothermieprojekt „Rhein-Pfalz“ in der Kulturhalle teilgenommen. Die Projektgesellschaft Geopfalz, ein kommunales Unternehmen der Stadtwerke Speyer und der Stadt Schifferstadt, informierte die Bevölkerung über den geplanten Projektablauf, Standortwahl, Geothermie, Bohr- und Anlagentechnik sowie Betriebssicherheit, Umweltschutz und Versicherungen, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens.

„Jeder Waldseer, der möchte, hat hier die Möglichkeit, offen seine Fragen zu stellen und eine sachliche Antwort darauf zu bekommen“, führte der Moderator der Kommunikationsagentur Stiftung Risikodialog ein. Claudia Klein, Ortsbürgermeisterin von Waldsee, und Patrick Fassott, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rheinauen, begrüßten die Interessierten. Fassott unterstrich, dass die Gemeinde , wie alle Kommunen in Deutschland, laut Wärmeplanungsgesetz verpflichtet sei, bis 2045 eine klimaneutrale Wärmeversorgung zu gewährleisten. „Dafür haben wir den positiven Beschluss gefasst, das heiße Thermalwasser aus unserer Region als nachhaltige und langfristig bezahlbare Wärmequelle zu nutzen“, so Fassott.

Die Schifferstadter Bürgermeisterin Ilona Volk unterstrich als Gesellschafterin von Geopfalz und für die Stadtwerke Schifferstadt die langjährige Partnerschaft mit Waldsee: „Wir versorgen Waldsee seit 15 Jahren sehr gut und zuverlässig mit Strom. In Zukunft wollen wir auch bei der kommunalen Wärmeversorgung ein verlässlicher Partner sein.“ Die Speyerer Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler bekräftigte, dass die Stadtwerke als kommunaler Versorger Garant für eine langfristig preisstabile und sichere Wärmeversorgung seien. Sie rief das Publikum zum Dialog auf und fair in der Diskussion zu bleiben. Georg Weyrich und Hans-Jörg Rossbach von den Stadtwerken Speyer und Schifferstadt stellten sich für Fragen zur Infrastruktur und Wärmenetzen zur Verfügung.

Geologie im Untergrund bestimmt den Standort

Claire Weihermüller und Jörg Uhde von Geopfalz, stellten in ihrer Präsentation Fakten und Hintergründe zum Projekt vor. Demnach benötige die Projektgesellschaft für den Bohrplatz eine Fläche von zirka 25.000 Quadratmetern, auf dem für etwa anderthalb Jahre die geplanten Bohrungen durchgeführt werden und später ein Betriebsgebäude errichtet werden soll. Dieser Standort müsse in der Nähe der bereits festgelegten Bohrziele unter Tage liegen. Diese befänden sich in 3.500 Metern Tiefe östlich des Wolfgangsees in Waldsee. „Die Geologie bestimmt den Standort des Bohrplatzes und des künftigen Heizwerks“, sagte Weihermüller. Aus Auswertungen von geologischen, seismischen und Bohrungsdaten gehe hervor, dass es unter Waldsee die für das Projekt notwendigen Strukturen für die benötigte Fördertemperatur und Fließrate gebe. Nachdem Geopfalz von einem möglichen Grundstück in der Waldseer Schaftriebgewanne Abstand genommen hat, prüfe die Projektgesellschaft alternative Standorte: „Es versteht sich von selbst, dass ein neuer Standort verantwortungsvoll ausgewählt wird und weder in Natur-, Wasser- noch in Vogelschutzgebieten liegt“, sagte Uhde.

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Nach Erwerb der Flächen für den Bohrplatz würden die erforderlichen Genehmigungen bei der Bergbehörde beantragt. Die Bohrphase solle frühstens Ende 2026 beginnen und voraussichtlich anderthalb Jahre dauern. Danach werde die Bohranlage abgebaut. Der Regelbetrieb soll nach Fertigstellung der obertägigen Anlagen 2030 starten.

Sicher durch verzweigte Bohrungen und Überwachung

Geophysikerin und Seismologin Weihermüller ging auf die Befürchtungen zu induzierten Erdbeben ein. Sie unterschied dabei klar zwischen natürlicher und induzierter Seismizität: „Der Oberrheingraben liegt in einer Zone natürlicher Seismizität. Das bedeutet, dass hier immer wieder kleine Erdbeben auftreten, die jedoch in der Regel so schwach sind, dass sie nicht spürbar sind“, sagt die Geopfalz-Geschäftsführerin. Auch die seismischen Ereignisse, die durch Geothermie ausgelöst werden, lägen laut Geopfalz unterhalb dieser Schwelle.

Um größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten, setze Geopfalz auf das Konzept der verzweigten Bohrungen (multilaterale Bohrungen). Dieses Verfahren habe sich seit Jahrzehnten in der Öl- und Gasindustrie bewährt. Während in Geothermiebohrungen Abzweigungen in vielen Fällen erst nachträglich eingebaut worden seien, plane Geopfalz diese von Beginn an. „Dadurch wird der Druck im Untergrund besser auf die verschiedenen Abzweigungen verteilt und das Risiko induzierter Seismizität weiter reduziert“, erklärte Weihermüller.

Darüber hinaus sei Geopfalz nach den Auflagen der Bergbehörde verpflichtet, ein seismisches Messnetz zu errichten und zu betreiben – dies geschehe bereits seit Jahren. „Dieses Netz erfasst zuverlässig die natürliche seismische Aktivität in der Region. Bei Umsetzung des Projektes wird das Messnetz um eine Station in der Umgebung von Waldsee ergänzt“, fügte die Seismologin hinzu. Mit weiteren seismischen Messstationen an der Oberfläche als auch unter Tage wolle man Transparenz für die Öffentlichkeit schaffen.

Bergbauingenieur Uhde erläuterte den Waldseern das Verrohrungskonzept der Bohrungen mit mehrfachen Barrieren, die den Kontakt zu grundwasserführenden Erdschichten verhindern sollen. Diese seien mehrfach mit Zement ummantelt und abgesichert. Zudem ging der Geopfalz-Geschäftsführer auf die Sorgen vor Lichtemissionen und Lärmimmissionen ein, die während der Bohrphase verursacht werden könnten. Er zeigte Beispiele von Geothermieanlagen in Unterhaching und Rittershoffen, die der Gemeinderat Waldsee im August besichtigt hatte. „Wir wollen in Waldsee ein Generationenprojekt schaffen. Dafür setzen wir Materialien von höchster und langlebiger Qualität, sichere, seit Jahrzehnten bewährte Bohr- und Betriebsprozesse sowie erfahrenes Personal ein. Leider wurden in der Vergangenheit bei der Umsetzung anderer Geothermie-Projekte Fehler gemacht. Aus diesen Fehlern haben Genehmigungsbehörden und die Branche gelernt, sodass eine Wiederholung ausgeschlossen ist. Als kommunales Unternehmen versichern wir, dass wir keine Risiken eingehen werden“, bekräftigte Uhde.

Im Anschluss konnten sich Interessierte an drei Stationen bei Expertinnen und Experten, die bei oder mit Geopfalz arbeiten, über technische und sicherheitsrelevante Aspekte des Projekts informieren. Beispielsweise erläuterte der Versicherungsexperte, dass Geopfalz mit 100 Millionen Euro Versicherungssumme für mögliche Schäden bei Dritten abgesichert sei.

Chefredaktion Jürgen Gruler ist Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung.

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