Speyer. „Kirchenräume lebendig machen“ lautet der Titel der kirchenpädagogischen Aus- und Fortbildung, die die evangelische Kirche der Pfalz und das Bistum Speyer anbieten. Der Name ist Programm, denn Interessierte sollen lernen, wie sie Kirchenführungen zu sinnlichen Erlebnissen machen. Am Wochenende hat sich die Gruppe zum letzten Ausbildungsmodul in Speyer getroffen. Für den kommenden Kurs gibt es schon jetzt Interessenten.
Die kirchenpädagogische Aus- und Fortbildung ist ein Dauerbrenner. Seit 20 Jahren besteht das Angebot, das erkennbar gerne angenommen wird, zum Beispiel von Evelin Urban. Sie nimmt sogar zum zweiten Mal teil. In ihrer ersten Runde hatte sie ein Modul versäumt, das sie nachholen wollte. So durchläuft sie noch einmal den kompletten Kurs, denn „es ist immer anders“, schwärmt sie.
Das hänge nicht nur von unterschiedlichen Referenten ab und neuen Fragen, die gestellt werden, sondern ganz wesentlich von der Gruppe. Jeder habe die Aufgabe, die anderen durch die Heimatkirche zu führen. So waren die Teilnehmenden des laufenden Kurses nicht nur in der Pfalz, sondern auch im Saarland und in Hessen unterwegs.
Auch Birgit Weindl lobt die Gruppe als interessiert und eigenständig. Sie ist Kunstbeauftragte der Landeskirche und organisiert die kirchenpädagogische Ausbildung. Auch sie erlebt dabei immer wieder Neues. Sie berichtet von außergewöhnlichen Einfällen, wie Probeführungen gestaltet wurden. Eine Teilnehmerin tüftelte ein Quiz um Sankt Martin aus, in einer anderen Kirche „badete“ die Gruppe im Licht der Kirchenfenster. Für Birgit Weindl sind dies gute Beispiele, wie das Spirituelle der Kirchen erfahrbar wird. Ziel der Ausbildung ist schließlich, nicht nur blanke Fakten zu vermitteln, sondern Erlebnisse mit Aha-Effekt zu schaffen – und darüber wiederum die eine oder andere Jahreszahl oder Geschichte.
Deshalb beschäftigen sich die Teilnehmenden auch mit Theorie, die aber eng mit der Praxis verbunden ist – sprich mit den Kirchen. „Teil der Ausbildung ist, die Sprache der Kirchengebäude lesen zu können“, erläutert Birgit Weindl.
Um die versteckten Botschaften der Gotteshäuser wirklich zu entschlüsseln, erhalten die Teilnehmenden Wissen über das Christentum, Theologie, katholische und evangelische Liturgie, Kirchenmusik, Kunstgeschichte und Architektur. Dazu kommen Methodentraining, Rhetorik und Recherche in Archiven.
Die Themen werden in einzelnen Modulen behandelt, die auch einzeln gebucht werden können. Die komplette Ausbildung erstreckt sich über anderthalb Jahre und ist vom Bundesverband Kirchenpädagogik anerkannt. zg
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