Speyer. Weihnachtsstimmung? Nein, die ist längst noch nicht bei Hannelore Biehl angekommen. „Aber die kommt noch“, ist die Domstädterin optimistisch. Auf dem Speyerer Weihnachtsmarkt ist jedenfalls alles dafür getan worden, dem vorweihnachtlichen Gefühl den Weg zu ebnen. Seit Montagabend sind die Buden geöffnet.
Die erste Schicht im Stand hat Biehl hinter sich. Fünf Stunden stand sie für die Hobbywerkstatt bereit. Die hatte im vergangenen Jahr noch eine Auszeit genommen. „Alle hatten zu viel Angst wegen Corona“, erklärt Biehl. In diesem Jahr läuft der Dienst wie gewohnt, nur der Standort ist ein anderer: weg vom Trubel inmitten der Budenstadt zwischen Alter Münze und Stadthaus, hin auf die Maximilianstraße Blickrichtung seitliches Bischofshaus.
Lichterglanz gibt’s dieses Jahr auch, der Energiekrise zum Trotz – nur eben gezielter. Wichtel, Elche und Weihnachtsmänner zum Setzen, Stellen und Hängen rufen den Advent aus. Am großen Karussell vor dem Stadthaus hört es sich schon ziemlich nach Weihnachten an – auch wenn eine „White Christmas“ bei milden acht Grad noch in weiter Ferne ist.
Weihnachtsmarkt Speyer eröffnet: Hot Lillet als Trendgetränk
Santa Claus und „Santa Bär“ schweben in Mini-Heißluftballons über dem Kopfschmuck der Holzpferde, die sich im Kreis drehen. Schneegestöber und Schlittenfahrten gibt es derweil bereits in rauen Mengen – und im neuen Weihnachtsmarktglas eines Schaustellers. „Die Namen für die Getränke hat sich meine Frau Lorenza ausgedacht. Da musste es dann auch ein tolles Glas sein“, verrät Dominik Roßkopf. Die neueste Kreation: Hot Lillet, die Nachfolge von Hot Aperol und Hot Hugo. Zimt, Orange und Anis machen den weihnachtlichen Geschmack perfekt.
„Wir haben wieder viel investiert und hoffen auf guten Umsatz“, lautet Roßkopfs Wunsch für die kommenden sechs Wochen. Losgegangen ist es bereits mit der Lust der Menschen auf Leckeres und Dekoratives. Unter mit Weihnachtskugeln geschmücktem Tannengrün lässt es sich gut bummeln auf dem Speyerer Markt. Auch die Buden entlang der Maximilianstraße sind herausgeputzt.
Weihnachtsmarkt Speyer eröffnet: Doppelwaffel oder Stollen?
Der Speyerer Traditionsdoppelwaffel steht der ursprüngliche Dresdner Stollen gegenüber, die Alternative zum Kinderpunsch lautet beispielsweise heißer Apfelsaft aus der Südpfalz. Beim Flanieren fallen Tischwäsche, Schwibbogen, Kerzen, Seifen und Leuchtsterne ins Auge. Ausstechförmchen wischen die letzten Zweifel beiseite, die Weihnachtsbackstube in diesem Jahr des Energiesparens wegen ausfallen zu lassen. Zu animierend sind die vielfältigen Formen.
Bratwurst, Langos, Spießbraten und Pizza werden schon genussvoll vertilgt. Typisches Winteressen gibt’s auch: Omas Eintopf oder Linsen-, Erbsen- und Gulaschsuppe. Perfekt für kalte Tage, so sie denn kommen. An der Schlittschuhbahn vorm Altpörtel keimt doch so etwas wie Festgefühl auf beim Blick auf Kinder in Schlittschuhen, die noch recht unsicher Eisbären, Walfische oder Pinguine als Fahrhilfen über den glatten Untergrund manövrieren. In ausgeliehenen oder selbst mitgebrachten Schuhen darf gerutscht werden – geschliffen werden alle erstmal vor Fahrtantritt.
Weihnachtsmarkt Speyer eröffnet: In turbulenten Zeiten zur Ruhe kommen
Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler (SPD) gefällt der Anblick der weihnachtlichen Kulisse in ihrer Stadt. Auf dem Geschirrplätzel verleiht sie ihrer Freude Ausdruck. „Der Weihnachtsmarkt ist eine gute Gelegenheit, in turbulenten Zeiten zur Ruhe zu kommen“, hebt Seiler hervor. Die Besinnlichkeit sei gerade nach den zurückliegenden Wochen mit zahlreiche Herausforderungen wichtig.
Die OB wünscht sich für alle Menschen, dass die Weihnachtshektik in den Hintergrund treten kann und genug Zeit für den gemeinsamen Genuss der Vorweihnachtszeit mit den Liebsten bleibt. Seiler denkt in dem Zusammenhang auch an Kranke, Einsame und Geflüchtete, denen die Herzenswärme gut tut.
„Vielleicht sollten wir die Vorweihnachtszeit auch dazu nutzen zu reflektieren, womit wir uns auseinandersetzen“, stellt sie mit Verweis auf zeitraubende Nichtigkeiten fest. Die Stadtkapelle greift die Stimmung auf und spielt zur bevorstehenden Zeit passende Melodien.
Der Eröffnung des Weihnachtsmarktes folgt die des Kunsthandwerkermarktes am ersten Adventswochenende. Ab Freitag, 25. November, 18 Uhr, darf dort gebummelt und gekauft werden. Als erste Partnerstadt präsentiert sich am Wochenende traditionsgemäß Ravenna im Historischen Rathaus.
An diesem Dienstag öffnet auch die Kinderbackstube des Kinderschutzbundes zum ersten Mal auf dem Geschirrplätzel. Von 15 bis 19 Uhr backen Ehrenamtliche mit dem Nachwuchs. Helfer für die kommenden Wochen werden noch gesucht. Interessenten melden sich bei Marktmeisterin Heidi Jester per E-Mail an heidi.jester@stadt-speyer.d). Der Speyerer Weihnachtsmarkt ist täglich von 11 bis 21 Uhr geöffnet.
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