Speyer. Die Herbstmesse in Speyer hat 776 Jahre auf dem Buckel. Geschichte schreiben will die Stadt auch 2023 mit der letzten Kirmes der Saison auf dem Festplatz. Am Freitag wurde die mit Fassbieranstich und viel Musik eröffnet. Bis zum 31. Oktober geht es rasant, genüsslich und an der einen oder anderen Stelle doch ganz schön historisch zu.
„Messetasting“ hat Marktmeisterin Heidi Jester die halbe Stunde betitelt, in der alle zum Auftakt gestern für nur einen Euro die Fahrgeschäfte nutzen konnten. Ein kleiner Appetithappen also, um noch mehr Lust auf mehr zu machen. Vor allem Jugendliche nutzten das Angebot gerne.
Oskar, Max und Fedor, alle 14 Lenze jung, haben sich schon vor zwei Wochen fest für den Freitagabend verabredet. Ihren Schlachtplan haben sie schon festgelegt, bevor der Startschuss zum Ein-Euro-Schnuppern fällt. „Wir gehen erst zum Looping Star, dann zum Bayern Breaker und zum Schluss zu den Autoscootern“, verriet Oskar auf Nachfrage. Optimistisch sind die Jungs, dass die Zeit dafür reicht. Überraschend: Die traditionelle Schiffschaukel scheint immer noch Konjunktur zu haben, denn genau die steckt hinter dem „Looping Star“ und der ist früh schon ziemlich gut belegt. Ohnehin gibt es trotz Neuzeit und moderner Technik, die selbst die Jüngsten immer schneller um Kurven und über Hügel fährt, noch einiges, was an die Kerwe von früher erinnert. Pfeilwerfen zum Beispiel, Fische angeln oder das Glücksrad.
Alles wurde von Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler (SPD) in Augenschein genommen. Ihr folgten am Freitagabend eine große Zahl geladener Gäste zur Messeeröffnung. Zwar hatte der Aufbau bereits am Montag begonnen, das Ergebnis des Ranklotzens aller Schaustellerbetriebe zeigte sich aber erst bei laufendem Betrieb in voller Breite.
„Die letzten Tage haben die Vorbereitungen auf die kommenden elf Tage voller Abwechslung und Ablenkung gezeigt“, betonte Seiler beim Eintreffen im Biergarten Barth, wo das Fassbier auf den Anstich wartete. Während die Guggemusik „Waldsemer Gasserassler“ die Delegation um die OB zur Freude der Messebesucher über den Platz begleitet hatte, gehörte die Plattform im Biergarten der Stadtjugendkapelle Speyer.
Manchmal falle es schwer, positiv in die Zukunft zu blicken vor dem Hintergrund der kriegerischen Verbrechen, die es zurzeit auf der Welt gibt. „In Speyer stehen wir für Frieden und Freiheit“, untermauerte Seiler. Reflektiert werden müsse, welches Privileg es ist, in Frieden zu leben. Orte der Begegnung brauche es, so die OB. Die Herbstmesse sei einer davon. Gleichzeitig sah sie diese als wiederkehrende Botschaft, dass es besser sei miteinander zu feiern als alleine. Lob für die abwechslungsreiche Gestaltung der Messe äußerte die Vorsitzende des Speyerer Schaustellerverbands Anja Ruppert-Keller für Jester. „Das Lachen der Menschen, die Freude und die positive Stimmung ist der größte Lohn der Schausteller“, hob sie hervor.
An diesem Samstag beginnt die Herbstmesse um 14 Uhr, am Sonntag bereits um 12 Uhr. Wer Lust hat, noch ein Stück tiefer in die Geschichte einzutauchen, kann das bei der Begegnung mit Stauferkaiser Friedrich II. tun. Dieser wird Frank Seidel verkörpert, der die Teilnehmer am Sonntag, 15 Uhr, mit auf eine historische Führung durch Messe- und Marktgeschichte nimmt. Dabei erzählt er, was aus seiner im Juli 1245 erteilten Erlaubnis, eine Messe in Speyer abzuhalten, geworden ist. Der Erlös aus dem Ticketverkauf (Touristinfo oder vor Ort) kommt einem sozialen Zweck zugute. Auch für das Dinner in the Dark (24. Oktober) und die Weinprobe auf dem Riesenrad (26. Oktober) müssen Karten bei der Touristinfo erworben werden.
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