"Cantate Domino" (mit Fotostrecke)

Kammerchor aus Köln überzeugt im Speyerer Dom

Der Kölner Kammerchor „Ad libitum“ singt bei „Cantate Domino“ Musik Fastenszeit. Unter der Leitung von Frederic Beaupoil präsentiert der Chor unter anderem "Hör mein Bitten" von Felix Mendelssohn Bartholdy.

Von 
Uwe Rauschelbach
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Bei der Konzertreihe „Cantate Domino“ der Dommusik Speyer gastiert der Kammerchor „Ad libitum“ aus Köln unter der Leitung von Frederic Beaupoil. Sopranistin Lara Rieken kann dabei überzeugen. © Venus

Speyer. Die Reihe „Cantate Domino“ nimmt dank ihrer liturgisch adäquaten Funktion eine gewisse Sonderstellung im Konzertbetrieb der Dommusik ein. Doch man kann hierbei bemerkenswerte Entdeckungen machen, wie in der bisherigen Passionszeit etwa die Auftritte des Mannheimer Motettenchors oder nunmehr des Kammerchors „Ad libitum“ Köln dokumentiert haben.

Der 21-köpfige Chor, der 2011 von Studierenden der medizinischen Fakultät der Uni Köln gegründet wurde, ist ein feines und – vor allem im Sopran – mit ausdrucksstarken Stimmen besetztes Vokalensemble, das ebenso dem klassischen Fach zuspricht wie der neueren und der zeitgenössischen Literatur. Der Kammerchor steht seit 2021 unter der Leitung von Frederic Beaupoil, der seit September vorigen Jahres auch als musikalischer Assistent der Speyerer Dommusik wirkt.

Motto im Speyerer Dom ist "Hör mein Bitten"

Das Programm mit Chor- und Orgelmusik zur Fastenzeit hatte der Chor unter das Motto „Hör mein Bitten“ gestellt, das die Hoffnung des Gläubigen auf Gnade und Erlösung im Schatten des Leidensweges Jesu formuliert. In den Mittelpunkt seines Auftritts hatte der Kölner Kammerchor den gleichnamigen Hymnus von Felix Mendelssohn Bartholdy gestellt, der die existenzielle Erfahrung der dunklen Nacht als Metapher der Todesfurcht mit versöhnlichen Harmonien umhüllt.

Dom

Kölner Kammerchor „Ad libitum“ singt in Speyer

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Den Chorgesang schmückte Lara Rieken mit ihrem klangschönen Sopran, der keinen expressiven Ausdruck benötigt, sondern sich dank konziser Vokalformung und apartem Vibrato von den Melodiebögen tragen lässt. Mendelssohns geistliche Lieder „Doch der Herr, er leitet die Irrenden recht“ und „Der du die Menschen lässest sterben“ gestaltete die junge Sopranistin unter Begleitung von Alexander Grün an der Chororgel mit schlanker, konziser Stimmführung, die den nüchternen Blick auf die Vergänglichkeit des Lebens mit sanfter Diktion milderte.

Interessante Orgelimprovisationen bei Auftritt von Kölner Kammerchor

Alexander Grün, der seit 2022 Organist an der Basilika Sankt Ursula Köln und ab diesem Juli als Regional- und Basilikakantor im Bistum Mainz tätig sein wird, bereicherte die Gesangsvorträge zwischendurch mit Orgelimprovisationen, die dank ihrer ebenso geschmeidigen wie überraschenden Harmonisierungen sowie mit schillernden und funkelnden Farbenspielen interessante Akzente setzten. Seine Stücke trugen Titel wie „Menuet impressionisme“ und „Prélude romantique“ und ließen sich in ihrer nachdrücklichen wie behutsamen, die Hörgewohnheiten nicht überfordern wollenden Faktur auch als geistliche Beiträge würdigen.

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In seiner Improvisation „Carpicioso improvisée“ verflocht Alexander Grün Motive aus den Chorgesängen zuvor mit fließend-bewegten Stimmen, so das Thema aus Ola Gjeilos „Ubi Caritas“, auch schon ein Klassiker des modernen Chorgesangs, den das Kölner Vokalensemble a cappella vortrug. Drei Stücke von Yves Castagnet stellten die jungen Sängerinnen und Sänger dem klassisch-romantischen Repertoire Mendelssohns gegenüber. Das Kyrie, das Sanctus und das Agnus Dei aus der „Messe brève“ des Titularorganisten an der Chororgel von Notre-Dame wurzeln in der französischen Spätromantik und verweisen klangharmonisch stark auf Maurice Duruflé, dessen Stück „Notre père“ sich wiederum eher am traditionellen geistlichen Gesang orientiert.

Beiden französischen Komponisten widmete sich der Kammerchor mit inniger Hingabe und ließ am Ende mit der Vertonung des Luther-Textes „Verleih uns Frieden gnädiglich“ noch einmal Felix Mendelssohn Bartholdy mit seinen hymnisch-erhabenen Harmonien zu Wort kommen, in denen bereits die Erfüllung der Hoffnung um Frieden begründet liegt. Eine Hoffnung, die in unseren Tagen weit über rein persönliche Befindlichkeiten hinausreichen dürfte.

Freier Autor

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