Speyer. Zwei Kinder, zwei Erwachsene, viele Fahrgeschäfte und nicht weniger Spiel- und Verzehrstationen. Bei einem Besuch auf der Speyerer Frühjahrsmesse sollte der Geldbeutel bei der Kombination einigermaßen gefüllt sein. Wie sehr, zeigt sich am Schluss. So viel vorweg: Die Messe ist vergleichsweise nicht so teuer wie ihr Ruf.
Bratwurst, Crêpe, Karussell und das mal zwei. So ist schon mal der grobe Plan, den die Enkel ihren Großeltern vorgegeben haben. Diese wollen ihnen am Samstag einen schönen Messetag spendieren. Das perfekte Wetter haben sie dafür ausgewählt. Dass die perfekte Kalkulation ebenso dazu gehört, stellen sie schnell fest bei einem kleinen Test.
Möglichst viel rausholen sollen sie aus einem festgesetzten Betrag und am Ende vergleichen, inwieweit sich ein Besuch im Freizeitpark tatsächlich mehr rentiert als ein Nachmittag auf der Frühjahrsmesse. Im Falle der Viererbande würden in einem Speyer nahe gelegenen Freizeitpark 159 Euro anfallen - exklusive Verpflegung und den Parkgebühren, die mit 10 Euro zu Buche schlagen würden.
Größer, moderner, vielseitiger. So ist der Eindruck der Fahrgeschäfte in besagten Parks. Enttäuschung macht sich jedoch beim ersten Spaziergang über den Festplatz nicht breit. Im Gegenteil: Die Augen der fünfjährigen Lilli fixieren gezielt einige Fahrgeschäfte. Ihre dreijährige Schwester Sophie hat ebenfalls konkrete Vorstellungen, wie es weitergeht.
Das Märchenkarussell von Anja Ruppert-Keller, Vorsitzende des Speyerer Schaustellerverbands, ist für beide Mädchen an erster Stelle gesetzt. Mit einem Fahrchip kommen Oma und Opa nicht weit. 3 Euro kostet der. Vier im Vergleich dazu kommen auf 10 Euro. Zwei Runden können Lilli und Sophie drehen. Polizei, Pferd, Feuerwehrauto und Fahrrad sind flugs besetzt.
Bunte Spiralen als Preis
Schräg gegenüber locken die ungezählten Kuscheltiere am Losstand von Andreas Elster. Zehn Lose kosten 3 Euro. Zur Steigerung der Gewinnchancen - vielmehr der Zufriedenheit der Kleinen - wird 20-mal in den Loseimer gegriffen. Die Beute sind zwar keine Kuscheltiere, dafür zwei lustig wippende bunte Spiralen.
Der Hunger treibt in den Biergarten von Alexander Lemke. Vollversorgung für vier. Zwei Bratwurst im Brötchen für die Mädels, einmal Currywurst mit Pommes zum Teilen für die Großeltern. Dazu zwei Bier. Die Kinder haben keinen Durst - gut fürs Portemonnaie, das um weitere 28 Euro schrumpft. Das Pfand von 10 Euro kommt obendrauf und später wieder zurück.
Gestärkt geht’s weiter. Die gelben Enten auf dem Wasser wippen fröhlich und laden zum Angeln ein. Sophie möchte es versuchen. Ihre Schwester entscheidet sich lieber fürs Dosenwerfen. Zwölf Enten 5 Euro, drei Bälle 4 Euro - es läppert sich. Zwischensumme: 53 Euro. Trotzdem: den Ausflug ins Riesenrad gönnt sich das Quartett komplett. 20 Euro blättert Opa hin.
Viel Lärm um „Goldrush“, die kleine Achterbahn, soll vermieden werden. Daher gibt’s den Kompromiss: Lilli gibt mit Oma Gas, während Opa ihre kleine Schwester mit einer Runde im Mini-Kettenkarussell glücklich macht. Zweimal 4 Euro plus einmal 3 Euro weg.
Ein angenehmer Duft zieht in die Nase. Crêpes. Die standen auf der Wunschliste. Lilli mag Nutella, Sophie bekommt den Klassiker Zimt-Zucker. Ausgabe: 8 Euro. Die Mädchen sind zufrieden. Und die Großeltern um 92 Euro ärmer. Auf dem Weg gen Messeausgang werden die letzten Begehren erfüllt. Sophie sitzt im Seepferdchen auf einer Wasserschleife, Lilli arbeitet sich im Laufgeschäft „Car Wash“ vorwärts, mit Oma im Rücken, denn auf eigene Faust geht’s noch nicht. Die 100 Euro sind damit voll.
Am Süßwarenstand kommen die Vier nicht ohne einen letzten Stopp vorbei. Eine Packung Popcorn und vier Schokoküsse werden für zu Hause mitgenommen. Mit Kleingeld wird berappt: 6,20 Euro. Endgültige Summe: 106,20 Euro. Parkgebühren fallen nicht an, lediglich ein kleiner Fußmarsch zum Fahrzeug, das etwas abseits abgestellt wurde.
Rein rechnerisch blieben noch 52,80 Euro, die ausgegeben werden könnten, orientierten sie sich am Familieneintritt des Freizeitparks. Das würde bedeuten: 20 Runden auf dem Karussell, 20 auf dem Autoscooter, 21 auf dem Mini-Wellenflieger, 50 Minuten auf dem Crazy Jump-Trampolin, 150 Enten angeln oder elfmal im Bayern Flieger herumwirbeln - mindestens, denn es gibt Mengenrabatt. Oder man investiert in Nervennahrung. 66 Schaumküsse wären drin. Oder man gibt eine Spende für die Luftballontiere von Clown Klinkinchen - denn die gehören zur Frühjahrsmesse für den Nachwuchs einfach dazu.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/speyer_artikel,-speyer-karussell-suesses-lose-wie-teuer-ist-die-speyerer-fruehjahrsmesse-_arid,2193644.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/speyer.html