Speyer. Seit Mitte September ist im Historischen Museum der Pfalz die Ausstellung „König Ludwig I. – Sehnsucht Pfalz“ zu sehen. Jedoch hatte der bayerische König, welcher der Großvater des Märchenkönigs Ludwig II. war, noch weitere Sehnsüchte. Ihn faszinierte das Schöne. In der Kunst und ganz besonderes bei den Frauen. Obwohl er seine Frau, Therese von Sachsen-Hildburghausen, sehr schätzte und wahrscheinlich auf seine Art und Weise sogar liebte, zogen ihn andere Frauen magisch an. Die wohl bekannteste seiner Geliebten war unumstritten die spanische Tänzerin Lola Montez, die sein Leben ganz schön durcheinander brachte und auch nicht ganz unschuldig daran war, dass der König 1848 abdankte.
Um dem persönlichen, politischen und auch dem erotischen Verhältnis des Königs und der Tänzerin genauer auf den Grund zu gehen, lud das Historische Museum jetzt zur Premiere einer szenischen Lesung aus dem Briefwechsel der beiden Verliebten ein. Als Begleitprogramm mit dem Titel „Letzte Nacht träumte ich von dir“ produzierte die Jugendtheatergruppe Mannheim in Kooperation mit dem Museum diese besondere Lesung und beide Seiten freuten sich, dass bei der Premiere alle Stühle besetzt waren.
Szenische Lesung im Historischen Museum der Pfalz – Ganz ohne Kostümierung
Wer jedoch damit rechnete, dass ein gewandeter König und eine aufreizende Tänzerin auf der Bühne stehen, um aus den Briefen vorzulesen, war auf der falschen Fährte. Die jungen Schauspieler, die sich ein halbes Jahr auf diese Premiere vorbereitet haben, inszenierten die Lesung in der Jetztzeit und lernten dabei direkt vor ihrem Publikum Ludwig I. und Lola Montez genauer kennen. Mit dem Hochhalten des Buches, in dem die Briefe des Königs und der Tänzerin im Jahr 1995 veröffentlicht wurden, stiegen sie gleich in die Vorstellung ein. Wie Ludwig I. die Frau, die es auch in seine Schönheitengalerie in Schloss Nymphenburg geschafft hat, verehrte, zeigte sich schon in seinem ersten Brief an sie, den er am 4. August 1847 schrieb. „ Mia mucha querida Lollita, Du hast mich immer begleitet. Ich habe immer an Dich gedacht. Du bist die Sonne meines Lebens, von dir hängt das Glück oder Unglück meines Lebens ab“, schrieb der König, ohne zu ahnen wie recht er damit wohl hatte.
Abwechselnd zitierten die jungen Schauspielerinnen Malin Aumann, Lara Wurmbach und Schauspieler Benjamin Neubauer aus den Briefen Ludwigs und Lolas und zogen immer wieder ihre eigenen Schlüsse zum Verhältnis, den Charakteren, den gegenseitigen Absichten der Briefeschreiber sowie deren Geheimnisse vor und miteinander.
Enthüllende Einblicke und turbulente Affäre in Speyer dargestellt
„Mein Gott, er könnte ihr Vater sein“, stellte das junge Trio fest und wunderte sich, dass Lola Montez, die ursprünglich Elizabeth Rosanna Gilbert hieß und eine irische Tänzerin war, mit 25 Jahren zur Geliebten des 60-jährigen Königs wurde. Schnell wurde ihnen aber klar, Liebe durfte bei ihr wohl weniger eine Rolle gespielt haben, ihr ging’s eher ums Geld. Es schien auch, als sei es nur zweimal zu einem intimen Treffen der beiden gekommen. Alles andere spielte sich in den Briefen mit erotischen Worten ab.
Auch Eifersucht trat auf, wenn Lola zum Beispiel nicht gleich auf die Briefe des Königs reagierte. „Meine Geliebte, Du sagst mir niemals, ob du meine Briefe erhalten hast, auch nicht wenn ich dir etwas geschickt habe“, schrieb der Monarch vorwurfsvoll. Die Geschenke für die Geliebte wurden im Laufe der Zeit immer teurer, wie zum Beispiel die Einrichtung eines Palais im Wert von 101 000 Gulden (heute zirka 1,2 Millionen Euro).
Nach vielen Tumulten um die Geliebte verließ Lola Montez die Stadt München und der König dankte am 19. März 1848 ab. Auch an diesem Tag schrieb er an Lola. „Ich, der dir so stark verbunden bin, in dieser Stunde habe ich abgedankt, freiwillig, ohne dass es jemand vorgeschlagen hat.“ Seine Briefe unterzeichnete er meist mit „Dein treuer Luis“.
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Der große Applaus am Ende der Vorstellung bestätigte die grandiose Zusammenfassung der rund 350 Briefe und die tolle Inszenierung der Jugendtheatergruppe Mannheim. Auch Museumsdirektor Prof. Dr. Alexander Schubert dankte den Schauspielern und der ganzen Crew für diesen besonderen Abend, der durch eine Idee seiner Referentin Susanne Schilz zustande gekommen war. Die szenische Lesung bietet somit eine tolle Ergänzung zur Ausstellung und gibt weitere Einblicke in das Privatleben von König Ludwig I. von Bayern, der auch in der Pfalz Spuren hinterlassen hat.
Wer sich für den Briefwechsel von Ludwig und Lola interessiert, hat am 18. Januar und 2. Februar, jeweils um 18 Uhr, nochmals die Gelegenheit die Lesung zu erleben. Infos unter www.ludwig-ausstellung.de.
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