Speyer. Zwölf Künstler der Gruppe „AKzenT“ präsentieren im Kulturhof Flachsgasse neue Werke zum Thema menschliche Figur. Die Ausstellung trägt den Titel „Körper.Formen 1.6“. Sie wird am morgigen Sonntag um 11 Uhr in den Räumen des Kunstvereins eröffnet, wo sich die Kunstschaffenden aus Speyer und Umgebung seit 2001 regelmäßig zum gestalterischen Arbeiten treffen.
Ursprünglich arbeitete die Anfang der 90er Jahre ins Leben gerufene Interessengemeinschaft im Blauen Haus, in dem der Kunstverein früher seinen Sitz hatte und 1999 die erste Ausstellung der Gruppe stattfand. Treibende Kraft ist die Speyerer Malerin Anne Ludwig, die wie Kathrin Kirsch, Anne-Marie Sprenger, Ralph Schneider sowie Johannes Doerr zu den Gründungsmitgliedern zählt. Wie Irene Bug, Steffi Haase-Goos, Marie-Paule Kramer-Fraikin, Ruth Pfohl, Gerhard Rausch, Claudia Stamatelatos und Christine Weinmüller nehmen sie mit mehreren Arbeiten an der Werkschau teil.
Die Zahlen 1.6 im Titel stehen für die erste Schau des Kunstvereins im Jubiläumsjahr 2018 und die sechste Ausstellung seit Gründung der Künstlergruppe. Wie berichtet, feiert der Kunstverein in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Ein Jubiläum, auf das Oberbürgermeister Hansjörg Eger in seinem Grußwort zu den Körperformen eingehen wird. Vorgestellt wird die Präsentation von Kunsthistorikerin Maria Leitmeyer.
Wie der Titel vermuten lässt, steht die menschliche Figur im Fokus des künstlerischen Schaffens. Der Mensch ohne Kleidung, ganz pur, das ist der Bezugspunkt, um den sich bei der Arbeit mit weiblichen und männlichen Modellen alles dreht. Wobei es bei der Zahl der Kunstschaffenden nicht wundert, dass in der Auseinandersetzung mit Raum, Licht und den Aktmodellen individuelle Perspektiven in die Ergebnisse einfließen, die in Zeichnungen, Malereien und Plastiken ihren schöpferischen Ausdruck finden.
Von Holz über Kreide bis zur Ölfarbe
So vielfältig wie die stilistische Bandbreite sind die verwendeten Materialien. Zum Einsatz kommen beispielsweise Holz, Ton, Bleistift, Tusche, Kreide, Kohle, Graphit, Aquarell-, Acryl- und Ölfarben. Insgesamt werden 108 Werke gezeigt, wobei die individuelle künstlerische Darstellung stets Vorrang hat vor einer wie auch immer gearteten erotischen Botschaft.
Eine Ausnahme bildet diesbezüglich ein weiblicher Akt von Ruth Pfohl. Betont durch einen rot-violetten Hintergrund, könnte der durchgebogene Rücken und nach hinten geworfene Kopf durchaus als „Aufforderung zu mehr“ interpretiert werden. Hingegen wird der Blick des Betrachters beim farbstarken Werk „Intimität“ von Marie-Paule Kramer-Fraikin auf die in sich gekehrten Gesichtszüge des dargestellten Paares gelenkt.
Auf einer Anleihe bei Leonardo da Vincis Proportionsstudie zum „Vitruvianischen Menschen“ basiert eine Arbeit von Steffi Haase-Goos. „Leonardo Re-Design“ hat sie das 100 mal 80 Zentimeter große Werk betitelt, die den Menschen – umgeben von einem netzartigen Gewebe – möglicherweise in einem frühen Auslösungsstadium zeigt. Nicht nur perspektivisch reizvoll sind die Werke „Submarina“ und „Roofhigh Strela“ in Acyl auf Nessel von Claudia Stamatelatos. In den 125 mal 85 Zentimeter messenden Gemälden hat die Künstlerin Frauenakte, Teile von Bauwerken und tierische Elemente in einem fließenden Prozess mitein-ander verwoben.
Bei den Plastiken fallen Holzobjekte von Kathrin Kirsch ins Auge. Jahrhunderte alte Fragmente des Dachstuhls der Dreifaltigkeitskirche treten in einen Dialog mit kokonartigen Gespinsten aus Draht, Garn und Gewebe, die sich bei näherem Betrachten zu menschlichen Figuren verdichten. Die filigranen und scheinbar im Verfall begriffenen Spuren menschlichen Daseins betonen den morbiden Charakter der ausdrucksstarken Objekte.
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