Speyer. Ein „Wundertier“ unterwegs in Europa: Vermutlich am 15. November 1747 passierte ein Schiff mit exotischer Fracht auf seiner Reise von Basel nach Mannheim auch Speyer – die Nashorndame Clara war auf dem Weg zu Carl Theodor, Kurfürst von der Pfalz und Bayern in Mannheim. Am 20. November nahm dann Carl Theodor höchst selbst das Tier im Gasthof „Zum Pfau“ in Augenschein – mit der Vorstellung ihres neuesten Buches „Die silberne Riesin“ nimmt die Autorin Jeannine Meighörner am 2. November im Landesbibliothekszentrum mit auf eine historische Zeitreise ins 18. Jahrhundert. Der Kartenvorverkauf läuft.
Das erste Nashorn, das nach Jahrhunderten Europa lebend erreichte, war die gefürchtete und gefeierte Nashorndame Clara. Kaiserin Maria Theresia, Voltaire, Madame Pompadour – sie alle wurden zu Nebenfiguren, als Clara in Europa eintraf. Wieso schrieb ihr Casanova ein Liebesgedicht? Was hat Clara mit Tabak und Bier zu tun? Und wie konnte sie für Menschen gleichermaßen eine Höllenbestie und eine Salonschönheit sein?
Wie ein Schoßhündchen gehalten
Jeannine Meighörner erzählt eine außergewöhnliche und einzigartige Geschichte: die Reise der Nashorndame Clara, die, in Gefangenschaft aufgewachsen und dort wie ein Schoßhündchen gehalten, schließlich über Indien und Kapstadt nach Wien, Rom und Versailles kam, wo sich die Monarchen, Künstler und Philosophen um eine Audienz rissen. Denn niemand in Europa hatte seit Jahrhunderten je ein lebendes Nashorn zu Gesicht bekommen.
Es ist aber nicht nur ein idyllisches Bild von menschlicher Neugier und Zuneigung zu diesem Wundertier, das Meighörner zeichnet, sondern auch ein aufregender Einblick in die Machtkämpfe zwischen den europäischen Adelsfamilien des 18. Jahrhunderts. Clara traf das Who-is-Who des europäischen Adels. Maria Theresia wurde sogar vor dem Treffen gewarnt: „’s Monstrum schauen“ könnte ihrem ungeborenen Kind schaden. Trotzdem wagten es viele andere auch.
Jeannine Meighörner, geboren 1963 bei Rheinkilometer 384,00 lebt in Innsbruck. Sie hat die Geschichte so mancher historischen Frau erzählt, unter anderem jene von Sophie von La Roche („Was ich als Frau dafür halte“). Nun widmet sie sich der Nashorndame Clara. zg
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