Speyer. Hannah Schlubeck ist die bisher einzige Absolventin einer deutschen Musikhochschule im Fach Panflöte. Wer sie hört, der weiß, wie die Frau aus Wuppertal diese Besonderheit geschafft hat. Beim Neujahrskonzert im Dom sorgte Schlubeck gemeinsam mit Domorganist Markus Eichenlaub für eine Kombination aus Tiefgefühl und Hochspannung.
2017 war Schlubeck schon einmal in der Speyerer Kathedrale zu hören gewesen – damals noch als Matthias. Drei Jahre später begann die Verwandlung in Hannah. Nicht nur mit der Musik und ihrem Instrument, sondern auch mit dem Körper war Schlubeck fortan im Einklang.
Anmeldung Newsletter "Topthemen am Abend"
Gleich geblieben ist die Empathie und das Geschick, mit denen sie ihrem Instrument die schwierigsten Tonpassagen entlockt und damit sowohl Bewunderung als auch Wohlgefühl auslöst. Eher Neuzeitliches war für das Konzert am ersten Tag des Jahres im Dom ausgewählt worden: Rutter, Cholley, Mara – Komponisten, die im 20. Jahrhundert geboren sind und nach wie vor ihre musikalischen Fähigkeiten als Komponisten einbringen. Kontraste prägen deren Werke und taten das auch bei diesem Konzert. John Rutters Musik, vielschichtig und variabel in der Gestaltung von Melodien, interpretierte Schlubeck mit gewissenhafter Hingabe.
Hannah Schlubeck und Markus Eichenlaub im Speyerer Dom: Frisches und freies Jubilieren
Aufhorchen ließ vor allem das rhythmusorientierte „Ostinato“ aus der Suite „Antique“. Flirrend und staccatohaft wirkten die Töne, die Schlubeck allein durch leichte Luftströme an den Öffnungen der Panflöte erzeugt. Wohlig schaukelnd: der Waltz aus der gleichen Suite, bei dem das Instrument frisch und frei jubilierte.
Was eine Kirchenorgel und im Speziellen die des Domes zu leisten im Stande ist, stellte Markus Eichenlaub unter Beweis. Solistisch schickte er die „Rumba sur les grand jeux“ auf die Reise, die Pierre Cholley (geboren 1962) zu Papier gebracht hat. Im wahren Wortsinn zog Eichenlaub viele Register, brachte dadurch den südländischen Charakter in die Kirchenmauern. Virtuos und fordernd war das Zwischenspiel, bevor zum Ende nochmals der volle Klang der Orgel zu genießen war.
Die Eleganz eines Tangos erlebte das Publikum im voll besetzten Dom durch Astor Piazzollas „Libertango“, die himmlische Wirkung der Panflöte entfaltete Schlubeck beim anmutigen Poème Adagio von Jean-Claude Mara. Unterstützt durch das Glockenspiel der Orgel wurde die Wärme im Ausdruck nochmals gesteigert.
Freundschaft zwischen den Instrumentalisten beim Neujahrskonzert in Speyer spürbar
Die freundschaftliche Verbindung, die die beiden Instrumentalisten prägt, taten dem Zusammenspiel gut. Die Vielseitigkeit der Panflöte als auch der Domorgel, deren Klangkonzept eine Fülle musikalisch-gestalterischer Möglichkeiten zulässt, wurden voll ausgeschöpft. Während die traditionelle Klassik mit dem Concerto in d-Moll (Alessandro Marcello) und dem Präludium in G-Dur (Johann Sebastian Bach) den Einstieg ins Neujahrskonzert bildete, klang es mit einer rumänischen Suite aus.
Fedrige Leichtigkeit der Panflöte auf der kraftvollen Basis der Orgel erlebten die Zuhörer bei Marcello, das Monumentale Bachs und dessen stark an der Empfindung rüttelnden Tonfolgen erfüllten den Raum. Aus dem Applaus am Ende eines erfüllenden Konzertes sprach die Begeisterung. Schlubeck und Eichenlaub hatten für einen künstlerisch erstklassigen Einstieg ins neue Jahr gesorgt.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/speyer_artikel,-speyer-neujahrskonzert-in-speyer-panfloete-und-orgel-erfuellen-dom-_arid,2162254.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/speyer.html