Schwetzingen. „Musik verbindet, überwindet Grenzen, schenkt Hoffnung und macht Mut. Diesen bemerkenswerten Fähigkeiten von Musik wollen wir heute, am Silvesterabend, frischen Ausdruck verleihen.“ – Mit diesen Worten hieß Simon Abraham, der Vorsitzende des Musikvereins Stadtkapelle Schwetzingen und Moderator des Abends, die Konzertbesucher in der bis zum letzten Platz besetzten Stadtkirche willkommen.
Das große Publikumsinteresse galt dem klanglichen Kraftwerk „Saxparagus“, das mit fabelhaften Musikern wie Manfred Hildebrand, Oskar Jankowski, Stephan Kübler, Simone Orians, Sarah Ries, Udo Summ und Bandleader Johannes Schwald an Saxofonen, Torsten Hämmerle am Keyboard, Michael Galla am E-Bass, Thomas Jung an den Drums und Uwe Dittes am Schlagzeug besetzt ist, sowie dem seit vierzig Jahren aktiven Kirchenmusikdirektor Detlev Helmer. Mit seinen unkonventionellen Konzertprogrammen lockte er stets ein auch nicht kirchlich orientiertes Publikum an.
Und Simon Abraham versäumte es nicht, stellvertretend für alle Musiker, Worte des Dankes an Helmer zu richten: „Lieber Detlev“, sagte er, „vierzig Jahre hast du in Gottesdiensten den Kirchen-, den Gospel-, den Posaunenchor und vieles andere geleitet und uns alle persönlich in vielen Lebenslagen begleitet. Durch dein Wirken, deine Hingabe, deine Leidenschaft bist du Inspiration für viele gewesen.“ Die Vielfältigkeit der Sprache der Musik habe er auf seine ganz eigene Art verkörpert, so Abraham weiter, „es ist uns eine Freude und Ehre zugleich dieses Konzert mit dir bestreiten zu dürfen. Wir verneigen uns vor deiner Lebensleistung“.
Und wie kann man einem Musiker besser Danke sagen als mit Musik selbst? Die Band hat für den scheidenden Kirchenmusikdirektor eine Überraschung vorbereitet. Aus der Kantate „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ von J. S. Bach hat sie den Schlusschoral „Wie bin ich doch vom Herzen froh“ gewählt, denn, so der Moderator, man sei informiert, dass Detlev Helmer in seinem allerersten Konzert als frisch nach Schwetzingen gekommener Kantor Teile dieser Kantate aufgeführt hat. Da am Silvestertag sein allerletztes Konzert in dieser Funktion war, schloss sich der Kreis, und die Band spielte sie für ihn, „ein wunderbares Motto für einen außergewöhnlichen Menschen in einer außergewöhnlichen Bearbeitung für Saxofone und Basso continue vom Bandmitglied Torsten Hämmerle“.
Uwe Dittes lässt Kirche vibrieren
Auch sonst brachte „Saxparagus“ in schwungvollen Melodien, die Schönheit und den Zauber der Musik zum Ausdruck, in „Pax“ von Jean Langlais zum Beispiel oder in „Let Us Go in Peace“ von John Rutter, „dabei wollen wir Sie ermutigen, sich über den heutigen Abend hinaus Tag für Tag durch die Musik inspirieren zu lassen“, so Simon Abraham eingangs zum Publikum.
Nach der fulminanten Eröffnung durch Kirchenmusikdirektor Detlev Helmer an der Orgel mit der „Festival Toccata“ von Percy E. Fletcher ging im nächsten Stück die Reise nach Manhattan, wo es den österreichischen Komponisten Josef „Joe“ Zawinul hingeführt hat. Dem Ort widmete er das Stück „Birdland“, das mittlerweile ein echter Big-Band-Klassiker ist. Als Kontrast gab es im Original die zarte und stimmungsvolle „Ballade“ des legendären Tenorsaxofonisten Al Cobine aus Indiana zu hören. Ein wahres musikalisches Feuerwerk entfachte „Saxparagus“ mit „Bohemian Rhapsody“ von Freddie Mercury, die zum Nummer-eins-Hit der Band Queen wurde. Auch „Amazing Grace“ (Erstaunliche Gnade), eines der beliebtesten Kirchenlieder der Welt, wurde in einer wunderschönen Bearbeitung von Werner Baumgart, Saxofonist des Südwestfunk-Tanzorchesters, wiedergegeben. Das Thema war gleich in drei verschiedenen Stilen zu hören, groovend, südamerikanisch schwungvoll und zum Abschluss im Big-Band-Sound.
„Atemlos“ bezeichnete Abraham das Zusammenspiel von Schlagzeug und Orgel in Michael Schützs (*1963) „Breathless“. Wie der Schlagzeuger Uwe Dittes dabei die Kirche zum Vibrieren brachte, war einmalig. Unnachahmlich seine Kunst, zarteste Pianissimo-Klänge wie rhythmische Eruptionen in unterschiedliche Melodien zu verwandeln. Ein wahres Perkussionsfeuerwerk brannte er im Zwischenspiel von Bachs berühmten „Toccata und Fuge d-Moll“ ab, mit der Detlev Helmer den Abend beendete. Seine fesselnde Interpretation ließ die Orgel noch einmal in ihren schönsten Farben aufleuchten und das Publikum begeistert von den Bänken aufstehen. Mit ungestümen Applaus belohnte es die Verdienste des Organisten.
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