Speyer. Die Frankenthaler Staatsanwaltschaft geht nach der Anzeige einer 15-Jährigen aus Speyer wegen sexueller Gewalt auf einer Fasnachtsparty von vier Verdächtigen aus. „Wir haben eine Reihe von Puzzleteilen“, sagte Leitender Oberstaatsanwalt Hubert Ströber am Donnerstagvormittag. Bei den jungen Männern handelt es sich seinen Worten zufolge um einen 19-jährigen Deutsch-Kroaten, zwei 19-jährige Syrer und einen 15-Jährigen, der ebenfalls syrischer Herkunft ist.
15-jährige in Speyer sexuell missbraucht? Hass und Hetze bei Facebook
Haben sie das Mädchen auf einer Fasnachtsparty im Keller der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) St. Joseph gleichzeitig oder nacheinander auf einer Toilette vergewaltigt? Klare Antworten gibt es auf diese Frage von Seiten der Behörden fünf Tage nach den Geschehnissen nicht. Ströber will nicht, dass sich Aussagen der Beteiligten durch das Lesen von Pressetexten über den vermeintlichen Vorgang verändern.
Hilfe bei sexueller oder häuslicher Gewalt
Egal, ob Sie selbst, Angehörige oder Personen in Ihrem Freundeskreis von häuslicher Gewalt betroffen sind: Es gibt Möglichkeiten für Hilfe. Unter folgenden Telefonnummern und auf folgenden Internetseiten finden Sie Beratung und Unterstützung.
Bundesweit
Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen"
Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist eine anonyme und kostenfreie Beratung für Betroffene, Angehörige, Freunde und Fachkräfte.
- Telefon: 08000 116 016
- Website: www.hilfetelefon.de
Opfer-Telefon des Weissen Rings
Unabhängig von Geschlecht, Alter, Religion, Staatsangehörigkeit und politischer Überzeugung erhalten Opfer oder Zeugen von Kriminalität bei uns schnelle und direkte Hilfe.
Bundesweit. Kostenfrei. Anonym. Ein Hilfsangebot des WEISSEN RINGS: 7 Tage die Woche von 7 bis 22 Uhr.
Telefon: 116 006
Website: www.weisser-ring.de/hilfe-fuer-opfer/onlineberatung
In der Region
Frauenhaus des Mannheimer Frauenhaus e. V.
Das Frauenhaus bietet Schutz für Frauen und deren Kinder vor Gewalt und Bedrohung in akuten häuslichen Gewaltsituationen. Die Mitarbeiterinnen beraten Betroffene bei der Lösung persönlicher Probleme und der Verarbeitung der Gewalterfahrungen.
- Telefon: 06 21 74 42 42
- E-Mail: fachbereich-frauen@frauenhaus-fiz.de
- Website: www.frauenhaus-fiz.de
Fraueninformationszentrum des Mannheimer Frauenhaus e. V.
Im Fachinformationszentrum des Mannheimer Frauenhauses werden Frauen zum Wohnungsverweis und Gewaltschutzgesetz nach häuslicher Gewalt, Unterstützung in schwierigen Trennungs- und Scheidungssituationen und bei Stalking beraten.
- Telefon: 0621 37 97 90
- E-Mail: fiz@frauenhaus-fiz.de
- Website: www.frauenhaus-fiz.de/fraueninformationszentrum
Frauen- und Kinderschutzhaus Heckertstift des Caritasverband Mannheim e. V.
Hier finden Frauen und deren Kinder Schutz, die sexuelle, körperliche oder seelische Gewalt erlebt haben oder davon bedroht sind, sowie für Frauen, die von einer Zwangsheirat betroffen oder bedroht sind.
- Telefon: 0621 411068 oder über die kostenlose Hotline 0800 1008121
- E-Mail: heckertstift@caritas-mannheim.de
- Website: www.caritas-mannheim.de
Ehe-, Familien- und Lebensberatung Mannheim
Die Familienberatung Mannheim berät bei körperlicher, psychischer, seelischer oder sexualisierter Gewalt. Zudem finden Betroffene hier Hilfe bei Ehe- bzw. Partnerschaftsproblemen oder Familienkonflikten.
- Telefon: 0621 155333
- E-Mail: info@eheberatung-mannheim.de
- Website: www.eheberatung-mannheim.de
Gewaltambulanz am Uniklinikum Heidelberg (Institut für Rechtsmedizin und Verkehrsmedizin)
Opfer von Gewalt können sich hier kostenlos rechtmedizinisch untersuchen lassen. Die Mitarbeiter dort sichern Spuren bei Gewalttaten. Es besteht keine Pflicht, die Täter anzuzeigen. Die Gewaltambulanz ist 24 Stunden erreichbar.
- Telefon: +49 152 54648393
- Website: www.klinikum.uni-heidelberg.de/gewaltambulanz
Weitere Stellen in der Region auf der Seite der Stadt Mannheim.
Für viele anonyme Kommentatoren in den sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram und TikTok scheint die Schuld - insbesondere der tatverdächtigen Syrer - aber bereits festzustehen. Besonders die AfD-Bundestagsabgeordnete Nicole Höchst und der AfD-Kreisvorsitzende Benjamin Haupt schüren das Feuer mit Hasskommentaren. Sie versuchen, die Situation für sich politisch auszuschlachten, erklären Speyer entgegen der Fakten zur kriminellsten Stadt im Bundesland und erinnern in diesem Zusammenhang an den Mord in Oggersheim, der von einem „somalischen Schlächter“ begangen worden sei.
Aus ermittlungstaktischen Gründen: Kaum weitere Informationen
Haupt fordert gar den Rücktritt der Stadtspitze um die Speyerer Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler - das alles zu einem Zeitpunkt, da die Justizbehörden nichts entschieden haben. Selbst nach der Vernehmung des Mädchens am Donnerstagmorgen lässt sich Hubert Ströber aus ermittlungstaktischen Gründen kaum weitere Informationen entlocken. Nur so viel: „Die Auswertung von Spuren ist noch nicht abgeschlossen. Das Ergebnis einer ärztlichen Untersuchung des Mädchens liegt noch nicht vor“.
Damit ist auch klar: Für eine Verhaftung eines oder aller Verdächtigen reichen die Ergebnisse der Befragung des Mädchens zum jetzigen Zeitpunkt offensichtlich nicht aus. In einer Pressemitteilung der Ermittlungsbehörden vom Donnerstagmittag ist von Anträgen auf Untersuchungshaft keine Rede.
„Es kommt ganz zentral auf die Glaubwürdigkeit der Aussage an“, so Ströber am Morgen gegenüber dieser Redaktion. Er machte ganz allgemein klar: „Strafbar ist das Verhalten nur, wenn sie gegen den klar erkennbaren Willen gehandelt haben.“
Staatsanwaltschaft: Schwierige Situation für 15-Jährige
Dass die Staatsanwaltschaft sehr zurückhaltend mit Informationen sei, habe auch mit dem Persönlichkeitsschutz der 15-Jährigen zu tun. Unabhängig von den Erkenntnissen, handele es sich um eine schwierige Situation für das Mädchen.
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In der Domstadt sind die Party in der KjG und die Ereignisse, die dort stattgefunden haben sollen, überall Gesprächsthema - beim Mittagessen im Hofladen in der Korngasse und bei der abendlichen Zusammenkunft in einer Weinbar. Fernsehstationen befragen Passanten in der Innenstadt zu einem Zeitpunkt, da kaum jemand etwas Stichhaltiges beitragen kann.
Aber: Dass am Rosenmontag eine zweite Fasnachtsparty in den Kellerräumen stattgefunden hat, wird nicht von allen als besonders glücklich und feinfühlig empfunden. Manche sprachen diesbezüglich sogar von Instinktlosigkeit.
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