Dom - Organist Markus Eichenlaub führt die großen Werke César Francks auf

Symphonische Vielfalt auf zwei Orgeln

Von 
Uwe Rauschelbach
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Speyer. Der 200. Geburtstag César Francks wurde im Speyerer Dom in besonderer Weise gewürdigt. Der ehemalige Komponist und Organist an der Pariser Kathedrale Sainte-Clotilde gilt als Begründer der symphonischen Orgelmusik. Domorganist Markus Eichenlaub führte die bedeutenden Werke des französischen Spätromantikers in drei Konzerten auf.

Vom Klang des Orgelbauers Aristide Cavaillé-Coll inspiriert, hat der Komponist einen charakteristischen symphonischen Ton entwickelt, dem es auf der Orgelanlage des Speyerer Doms gerecht zu werden galt. Als konzertierender Organist mit den spezifischen Eigenschaften einer Cavaillé-Coll-Orgel vertraut, nutzte Markus Eichenlaub die großzügige Disposition der Hauptorgel im Dom, die er zudem mit der kleineren Chororgel koppeln kann. Beim ersten von insgesamt drei Konzerten standen überdies Werke von Schülern César Francks auf dem Programm. Etwa das Präludium eines Vincent d’Indy, dessen weiche Streicher- und Flötenklänge zu den teilweise herben Zungenregistern Francks einen sinnfälligen Kontrast bildeten, während Louis Vierne in seinem Sonnen-Hymnus aus den Fantasiestücken die tonale Sprache Francks noch konsequenter an ihre Grenzen führt und die monumentale Architektonik bevorzugt.

An Klangdichte, Dramatik und Wildheit erweist sich Joseph Guy Ropartz mit seiner Introduktion samt Allegro als treuer Schüler seines Lehrers; Domorganist Eichenlaub leistete sich trotz der hohen spielerischen Kontrolliertheit keine trockene Formanalyse, sondern ließ den harmonischen Reichtum in luziden Farbgebungen glitzern und leuchten. Mit César Francks E-Dur-Choral, dessen „Cantabile“ und dem „Grande pièce symphonique“ demonstrierte der Interpret die orchestralen Eigenschaften der Domorgel, die der französischen Spätromantik angemessen sind.

Im zweiten der drei Konzerte ließ Eichenlaub Francks „Pièce héroïque“, den zweiten Choral in h-Moll und das Stück „Final“ erklingen. An Francks Nachfolgern an Sainte-Clotilde – Gabriel Pierné, Charles Tournemire, Flor Peeters, Louis Vierne, Jean Langlais oder Pierre Cogen – demonstrierte der Organist spätromantisches und modernes Empfinden auf der Grundlage des für französische Orgeln charakteristischen Klangrepertoires.

Selbst César Francks „Final“ wurde im Speyerer Dom trotz seiner für Franck ungewöhnlich statischen Harmonik als klangliches Manifest formuliert, das dank bezwingender Musikalität und souveräner Agogik für die herrschenden akustischen Eigenschaften wie geschaffen schien. Um wie viel reicher an Entwicklungen und symphonischer Vielfalt hingegen Francks letztes vollendetes Werk, sein dritter Choral in a-Moll, der diesen Orgelzyklus feierlich beschloss.

Das finale Programm mit Fantasien, Pastorale und „Prière“ sowie dem lyrisch-melancholischen Prèlude mitsamt Fuge und Variation ließ sich als glühendes Bekenntnis des Speyerer Domorganisten zur französischen Spätromantik wahrnehmen. urs

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