Ausstellung

Theo Germann bietet Autodidakten ein Forum in Speyer

Die Galerie im Glashaus präsentiert bei der fünften und letzten „EigenArt“-Schau 17 Künstler mit dem Schwerpunkt Malerei.

Von 
Nikolaus Meyer
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Theo Germann vor seinem abstrakten Werk in Acryl-Pouring-Technik. © Nikolaus Meyer

Speyer. Eine etwas andere Kunstausstellung ist bis 28. September in der „Galerie im Glashaus“ von Theo Germann zu sehen. Kunstinteressierte sollten einen Besuch der außergewöhnlichen Location Am Rübsamenwühl 22 nicht versäumen. Denn es ist die letzte von insgesamt fünf Präsentationen, die in den vergangenen Jahren immer im Herbst durchgeführt wurden und zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit rückten. Die letzte Kunstschau schon deshalb, weil der 77-jährige Gastgeber den organisatorischen Aufwand bei der Vorbereitung und Durchführung des beliebten Events aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr bewältigen kann.

Als er bei der sehr gut besuchten Vernissage am letzten Freitag mit bewegenden Worten das Ende dieser Kunstreihe verkündete, konnte man seine Begrüßungsansprache auch als Abschiedsrede verstehen. Wie sehr sein Herz an der Kunst hing und sicherlich noch hängt, wurde bei dem Satz deutlich, dass Kunst Futter für die Seele und ein Kraftwerk für neue Ideen sei. Um hinzuzufügen, dass Kunst als erfüllendes Element jedem Menschen offen stehe. Um sie zu spüren und zu erkennen, müsse man nicht studiert haben, merkte er an.

Das war sicher auch als Hinweis zu verstehen, dass die ausstellenden Künstler, es sind 17 an der Zahl, ausnahmslos keine akademische Ausbildung aufweisen. Autodidakten ein Forum zu bieten, war schon immer ein besonderes Anliegen von Germann. Die meisten kommen aus Speyer, einige aber auch aus dem näheren Umland links und rechts des Rheins. Was Theo Germann erneut mithilfe von Freunden und der fördernden Unterstützung durch die Sparkasse Vorderpfalz und Vereinigte VR Bank Kur- und Rheinpfalz auf die Beine gestellt hat, ist aller Ehren wert und zudem höchst beeindruckend. Unter dem Titel „EigenArt“ wird in den beiden lichthellen Glashäusern eine künstlerische Bandbreite mit einer enormen Vielfalt an Stilrichtungen, Techniken und Motiven dargeboten. Sie laden förmlich dazu ein, sich näher mit den Werken zu beschäftigen. Zu sehen sind Arbeiten in Öl, Acryl, Aquarell und Mischtechnik, Grafiken, Mosaiken, Installationen, Plastiken und Filzkunst. Stilistisch umfasst die Bandbreite ein Spektrum, das von der Gegenständlichkeit bis zur Abstraktion reicht.

Schmetterlinge von Wolfgang Germann. © Nikolaus Meyer

Außergewöhnliche Exponate erwecken die Aufmerksamkeit

Obwohl die Malerei mit Landschaften, Porträts bekannter Persönlichkeiten, Stadtansichten, Stillleben, Tierbildern und mehr einen eindeutigen Schwerpunkt bildet, lenken immer wieder ungewöhnliche Exponate die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich. Dazu gehört das 100 mal 150 Zentimeter große Mosaik „Kro-Ko-Dil“ von Chris Seiler. Ein bemerkenswert symbolischer Titel. Seiler möchte mit dem aus tausenden Kronkorken gelegten Mosaik mit einem Krokodil im Zentrum auf das Kronkorkendilemma unserer Wegwerfgesellschaft aufmerksam machen.

Einen ähnlichen Ansatz pflegt Theo Germanns Bruder Wolfgang mit seinem vielfarbigen Werk „Schmetterlinge“. Auf einer 100 mal 100 Zentimeter großen Leinwand hat er zahlreiche Schmetterlinge befestigt. Der ganze Schwarm besteht jedoch aus „Insekten“, die Germann aus Getränkedosen ausgeschnitten und die Blechteile entsprechend geformt hat. Ebenfalls eine besondere Art der Kritik an der Wegwerfgesellschaft. Bemerkenswert sind auch mehrere Arbeiten einer brasilianischen Teilnehmerin, die Erinnerungen und Emotionen aus zwei Kontinenten malerisch festgehalten hat. Musikalisch begleitet wurde die aufwendig gestaltete Eröffnung von Julian Seiler am Keyboard.

Die Ausstellung ist bis 28. September täglich, also auch am Wochenende, von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Kontakt: Telefon 06232-63040 und per Mail unter galerie.im.glashaus@gmail.com

Julian Seiler begleitet die Vernissage am Keyboard vorm Bild einer beeindruckenden Stadtsilhouette. © Nikolaus Meyer

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