Speyer. Wie von einem normalen Jahrestreffen beeindruckende Signale für die deutsch-französische Freundschaft ausgehen können, haben etwa 60 Mitglieder des Freundeskreises der Ehemaligen des 10. Pionier-Regimentes und der Garnison Speyer unter Beweis gestellt. Der Freundeskreis wurde 1997 als "Amicale des Anciens du 10ème Régiment du Génie et de la garnison de Spire" ins Leben gerufen. Anlass war die Auflösung des "10ème Régiment du Génie" im gleichen Jahr.
Bis zur Außerdienststellung waren die in der ehemaligen Normand-Kaserne stationierten Pioniere die letzten französischen Streitkräfte in der Domstadt. Sie wurden am 22. Mai 1997 mit einem feierlichen Appell auf dem Domplatz verabschiedet.
Sichtbares Zeichen
Der heute circa 130 Mitglieder zählende Freundeskreis führt seine jährliche Mitgliederversammlung wechselweise in Frankreich und Speyer durch. Beim Jubiläumstreffen zum 20-jährigen Bestehen war Speyer wieder an der Reihe. Im Salle d'Honneur, dem früheren Repräsentationsraum des Regiments im heutigen Haus der Vereine, blickte General Jacques Pezzali als Vorsitzender des Freundeskreises bei der Sitzung am Nachmittag auf viele erfolgreiche Jahre zurück. Bereits am Vormittag hatte Oberbürgermeister Hansjörg Eger die Veteranen beider Nationen im Neuen Trausaal empfangen. Die Anwesenheit von etwa 50 französischen Freundeskreis-Angehörigen, von denen viele eine weite Anreise hatten, war sichtbares Zeichen für die gelebte Freundschaft. Gekommen waren auch sechs Generäle, von denen vier in Speyer die Befehlsgewalt als Kommandeur innehatten.
Dazu zählte Bernard Bilbault, vielen Speyerer als letzter Kommandeur des 10. Pionier-Regimentes und Initiator zur Gründung des Freundeskreises noch gut in Erinnerung. Von deutscher Seite besonders willkommen geheißen wurden Oberstleutnant a. D. Rainer Faller, ehemaliger Kommandeur des Amphibischen Pionierbataillons 330, und seine Gattin Christine, die von 1994 bis 1997 als Präsidentin der Deutsch-Französischen Gesellschaft dem Freundschaftsgedanken auch auf ziviler Ebene Geltung verlieh.
"Wir lieben die Stadt, schätzen unsere deutschen Freunde und kommen immer wieder gerne nach Speyer zurück", mit diesen sehr persönlichen Worten dankte General Jacques Pezzali für den herzlichen Empfang. Mit Blick auf die Bundestagswahl am kommenden Sonntag erinnerte Pezzali an den historischen Händedruck von Bundeskanzler Helmut Kohl und Frankreichs Präsident François Mitterrand im Jahr 1984 auf den Gräberfeldern von Verdun, der als versöhnende Geste europaweite Beachtung fand. "Deutschland und Frankreich stehen für ein stabiles und friedliches Europa, deshalb sind die Wahlen am 24. September auch für uns wichtig", betonte der General im Ruhestand.
Klippen umschifft
Oberbürgermeister Hansjörg Eger verstand es, die Klippen früherer Brandschatzungen durch französische Streitkräfte zu umschiffen. So habe Ludwig XIV im Pfälzischen Erbfolgekrieg der Stadt anno 1689 ein Stadterneuerungsprogramm ermöglicht, von dem Speyer heute noch profitiere, meinte Eger augenzwinkernd.
Als wichtiges Symbol der deutsch-französischen Aussöhnung erwähnte der Stadtchef die im September 1954 eingeweihte Friedenskirche St. Bernhard, in deren unmittelbarer Nähe der verstorbene Altbundeskanzler Helmut Kohl beigesetzt worden sei. "Als Bundeskanzler hat Helmut Kohl viel für die deutsch-französische Freundschaft getan, die als Baustein für ein friedliches, pluralistisches Europa unverzichtbar ist", bekräftigte Eger. Vom in Speyer lebenden Veteranen Michele Messieux organisiert, klang das Jahrestreffen am Abend mit einem geselligen Beisammensein im Römerberger Hotel Morgenstern aus.
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