Zeitenwende - Nach 48 Jahren als Bundeswehrstandort wird das Ende einer Ära eingeläutet / Standort Husum profitiert von der Entscheidung

Zapfenstreich für Domstädter Pioniere

Von 
Nikolaus Meyer
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Speyer. Der Bundeswehrstandort Speyer wird im Zuge der Bundeswehrreform aufgegeben und das in der Kurpfalz-Kaserne im Norden der Stadt stationierte Spezialpionierbataillon 464 aufgelöst. Die gestern bekanntgewordene Entscheidung der politischen und militärischen Führungsgremien hat in der Kaserne je nach persönlicher Betroffenheit unterschiedliche Reaktionen ausgelöst, die von einer gewissen Gelassenheit über desillusionierende Ernüchterung bis zur bitteren Enttäuschung vor allem bei den Zivilangestellten und Berufssoldaten mit langer Restdienstzeit und familiären Bindungen in Speyer ein breites Gefühlsspektrum umfassten.

Hoffen hat nichts genutzt

Bis zuletzt hatte man gehofft, von derart einschneidenden Maßnahmen verschont zu bleiben. Noch beim Neujahrsempfang des Standortältesten am 19. Februar hatte der damalige Kommandeur Holger Heine die Übertragung neuer Aufgaben in der zivil-militärischen Zusammenarbeit und die tiefe Verankerung des Bataillons in der Region als Gründe für seinen vorsichtig geäußerten Optimismus genannt.

Bei einer sicherheitspolitischen Informationsveranstaltung des Bataillons im August auf dem Wasserübungsplatz im Reffenthal klangen die Ausführungen von Heines Stellvertreter Carsten Schuckmann schon weniger zuversichtlich. Schuckmann wies darauf hin, dass es im Zuge der Bundeswehrreform auch im Bereich der Streitkräftebasis, zu denen das Spezialpionierbataillon 464 in Speyer und das Spezialpionierbataillon 164 in Husum gehörten, zu einschneidenden Veränderungen kommen werde.

Künftig seien die Aufgaben, zu denen auch die Auslandseinsätze im Rahmen multinationaler Verpflichtungen zählten, nur noch von einem Spezialpionierbataillon in fast unveränderter Personalstärke wahrzunehmen. Die Halbierung hat sich nun zum Nachteil von Speyer bewahrheitet. Während sie in Husum verständlicherweise jubeln werden, kommt auf Oberstleutnant Jens Küster, der das Speyerer Bataillon erst am 11. Oktober von Heine übernommen hatte, die undankbare Aufgabe zu, die Auflösung in Angriff zu nehmen.

Zahlen nicht ganz so dramatisch

Davon betroffen sind derzeit etwa 1123 Soldaten, davon zirka 80 Prozent Zeitsoldaten sowie sechs Zivilbeschäftigte. Ganz so dramatisch, wie es die Zahl der Soldaten vermuten lassen könnte, stellt sich die Situation bei näherem Betrachten allerdings nicht dar.

Im Gespräch mit unserer Zeitung ließ Küster anklingen, dass man mit der Auflösung vermutlich erst in 2015 oder 2016 beginnen werde. Bis dahin habe das Bataillon seine nationalen und internationalen Aufträge zu erfüllen.

Mit dem Abschluss der Organisationsmaßnahme rechne er frühestens Ende 2016. Zu diesem Zeitpunkt seien viele Zeit- und Berufssoldaten bereits aus der Bundeswehr ausgeschieden oder würden im Zuge turnusmäßiger Versetzungen an anderen Standorten Dienst leisten. Ernsthaft betroffen seien dann noch zirka 200 Soldaten, für die sich auch im privaten Umfeld einschneidende Veränderungen abzeichneten. Einige würden vermutlich beim Spezialpionierbataillon 164 in Husum eine neue militärische Heimat finden.

Warum sich die Bundeswehrführung gegen Speyer und für Husum ausgesprochen hat, dazu wollte Küster sich nicht äußern. Möglicherweise hat die bessere Infrastruktur dort den Ausschlag gegeben

Freier Autor Freier Journalist

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