Speyer. Mit der Jubiläumsausstellung „100 Jahre Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Künstler (APK)“ klingt im Kulturhof Flachsgasse die Präsentation von Kunstwerken in diesem Jahr aus. Eröffnet wurde die personelle „Mammutschau“ mit Beteiligung von 80 Kunstschaffenden der APK am Sonntag. Sie dauert bis 22. Januar, womit sie gleichzeitig den Ausstellungsreigen im neuen Jahr einläutet.
Die Werkschau beschränkt sich nicht auf die Räumlichkeiten des federführenden Kunstvereins. Aufgrund der Vielzahl beteiligter Künstler stellt die Städtische Galerie ihre Räume im Erd- und Obergeschoss des Kulturtempels ebenfalls zur Verfügung. Es handelt sich um die zweite Station der Jubiläumsschau, die zuvor vom 30. Juli bis 25. September im Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern zu sehen war. Im Frühjahr 2023 zieht sie weiter nach Berlin in die Landesvertretung Rheinland-Pfalz.
Start als Selbsthilfeorganisation
1922 unter dem Namen „Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Kunst“ als eine Art Selbsthilfeorganisation für Künstler in Neustadt an der Weinstraße gegründet, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 aufgelöst und 1948 als „Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Künstler“ wieder ins Leben gerufen, zählt die aktuell etwa 140 Mitglieder umfassende Arbeitsgemeinschaft zu den größten und ältesten Künstlervereinigungen in Deutschland. So wundert es nicht, dass Ministerpräsidentin Malu Dreyer die Schirmherrschaft über die Jubiläumsausstellung übernommen hat.
Die Vernissage-Besucher in Speyer wurden von Klaus Fresenius begrüßt. Dem Willkommensgruß des Kunstvereinsvorsitzenden folgten Grußworte von Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler. Anschließend führte APK-Vorsitzender Stefan Engel in die Ausstellung ein. Den musikalischen Part der Eröffnungsveranstaltung bestritt Isabel Eichenlaub mit ihrer Campanula.
Wegen der außergewöhnlich hohen Teilnehmerzahl beschränkt sich dieser Bericht auf die namentliche Nennung ausgewählter Größen der Vergangenheit wie Hans Purrmann, Max Slevogt und den Spätimpressionisten Albert Haueisen, von denen die Stadt Speyer Werke aus eigenen Beständen zur Verfügung stellt. Anders als Purrmann und Haueisen war Slevogt kein Mitglied der Arbeitsgemeinschaft, hat sich jedoch an frühen Ausstellungen beteiligt. Haueisen wiederum gehörte 1922 zu den Gründungsmitgliedern der Interessengemeinschaft.
Von Malerei bis zur Fotografie
Die Bandbreite an Exponaten vermittelt einen aktuellen und zugleich historischen Einblick in die reiche Kunstlandschaft der Pfalz. Was die Kunstschaffenden im Laufe von Jahrzehnten geschaffen haben, lässt sich kaum in Worte fassen. Gezeigt werden Malereien verschiedener Stilrichtungen und in unterschiedlichen Techniken, Radierungen, Zeichnungen, Collagen, Plastiken, Skulpturen, Installationen und Fotografien.
Über den materiellen Wert der zwischen 800 und circa 40 000 Euro teuren Exponate hinaus wird in der Verkaufsausstellung auf bemerkenswerte Weise deutlich, dass sich in einer Welt zunehmender Individualisierung Künstler mit gleicher Zielsetzung in einer Gemeinschaft zusammengeschlossen haben.
Zu den Blickfängen der Ausstellung gehört eine frei hängende, umgehbare Installation mit dem Titel „Lebens-Labyrinth“, bestehend aus sieben 300 mal 60 Zentimeter messenden Stoff- und Papierbahnen. Gestellt wird die Frage „Wohin führt der Weg?“
Das teuerste Exponat ist ein Bronzeguss mit dem Titel „Kauernde“. Sitzend dargestellt ist eine lebensgroße nackte Frau, die weit nach vorne gebeugt etwas zu suchen scheint. „Die hohe Kunst der Überbewertung“ ist ein mit Öl und Acryl auf mit Blattgold beschichteter Leinwand gemaltes Werk betitelt, das nicht nur wegen seines Formats 2,20 mal 1,60 Meter ins Auge sticht. Gleiches gilt für das Gemälde „Erlösung“, ebenfalls mit Acryl und Öl auf Leinwand gemalt, das auf einer Fläche von 1,70 mal 2,10 Meter zu Interpretationen einlädt.
Für eine großformatige Farbfotografie auf Alu-Dibond stand ein in Corona-Zeiten leerstehendes Einkaufszentrum Pate. Der Titel „C+A 2“ lässt unschwer erahnen, um welche Mall es sich handelt. Den Leerstand dokumentieren mehrere nackte Schaufensterpuppen und einige leibhaftige Personen, die wie verlorene Statisten in einer fiktiven Szenerie wirken.
Zur Ausstellung ist ein Jubiläums katalog erschienen, in dem ...
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