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Landtagswahl: Grüne gewinnen beide Mannheimer Wahlkreise

Von 
Daniel Kraft , Till Börner , Steffen Mack , Timo Schmidhuber und Kai Plösser
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Susanne Aschhoff hat für die Grünen den Mannheimer Norden gewonnen. © Christoph Bluethner

Mannheim. Die Mannheimer Grünen ziehen in der neuen Legislaturperiode mit zwei Direktmandaten in den Stuttgarter Landtag ein. Nach Auszählung aller Wahlbezirke ist klar, dass Susanne Aschhoff mit 27,8 Prozent im Mannheimer Norden und Elke Zimmer mit 35,9 Prozent Mannheimer Süden gewinnen. Auch Stefan Fulst-Blei und Boris Weirauch gehören weiterhin der SPD-Fraktion im Landtag an. Beide erhalten ein Zweitmandant.

Die SPD erzielt im Norden 21,7 Prozent und die CDU 15,2 Prozent. Die AfD, die vor fünf Jahren den Wahlkreis noch gewinnen konnte, kommt auf 12,7 Prozent. Die FDP fährt 6,7 und die Linken 6,2 Prozent der gültigen Stimmen ein.

"Wir freuen uns über den Erfolg, der zeigt, dass wir einen guten Wahlkampf geführt haben", sagte Grünen-Kandidatin Susanne Aschhoff. SPD-Vertreter Fulst-Blei erklärte, er habe sein persönliches Wahlziel erreicht, das er seit fünf Jahren verfolge. „Die AfD liegt in keinem Stadtbezirk vorne.“ Fulst-Blei machte dafür auch seine Veranstaltungsreihe „Wölfe im Schaftspelz“ verantwortlich, mit der er auf die radikalen Positionen der AfD aufmerksam gemacht habe. „Ich habe eine große Genugtuung, was das Ergebnis der AfD angeht."

Mit seiner Meinung stand Fulst-Blei nicht alleine da. Sowohl Julia Schilling von der FDP als auch Sven Metzmaier von den Linken und Manuel Mollenhauer, Ersatzbewerber von Volt, freuten sich über das Abschneiden der AfD. „Das Wahlergebnis zeigt, dass der Norden nicht verloren ist“, sagte etwa Schilling. Metzmaier äußerte sich wie folgt: „Dass die AfD abgeschmiert ist, freut mich. Das nehme ich gerne mit.“

Alle drei waren auch mit dem eigenen Ergebnis zufrieden. „Ich freue mich, wie es gelaufen ist, auch wenn es scheinbar nicht ganz reicht. In Mannheim haben wir es aber geschafft, gut zuzulegen. Wir sind auf dem richtigen Weg“, gab sich Metzmeier optimistisch. Auch Martina Irmscher von den Freien Wählern hatte keinen Grund zu klagen: "Landesweit stehen wir ungefähr bei 3,1 Prozent. Es sieht so aus, dass wir im Mannheimer Norden unseren Beitrag leisten konnten“, äußerte sie sich zu den vorläufigen Ergebnissen.

Elke Zimmer hat für die Grünen den Wahlkreis Mannheim-Süd gewonnen. © Grüne

Grüne auch im Süden vorne

Noch deutlicher fällt das Ergebnis im Mannheimer Süden aus. Nach Auszählung aller Wahlbezirke liegen die Grünen klar vorne. SPD und CDU lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den zweiten Platz. Am Ende sichern sich die Christdemokraten mit 16,7 Prozent Platz zwei, die SPD kann 15,9 Prozent der gültigen Stimmen verbuchen. Die FDP kommt auf 9,3, die AfD auf 7,9 und die Linke auf 5,5 Prozent.

„Ich freue mich total über das Ergebnis“, sagte Zimmer, die zu diesem Zeitpunkt mit einem Stimmenanteil von rund 30 Prozent bei rund einem Drittel der ausgezählten Wahllokale schon weit vorne lag. „Ich freue mich über die Unterstützung meiner Partei, aber auch aus breiten Kreisen der Stadtgesellschaft.“ Das sei eine Bestätigung ihrer Arbeit und der des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann. Sie freue sich sehr, dass sie ihr Mandat fortführen dürfe.

Boris Weirauch erwartete mit Spannung, ob es im Land eine neue Koalition geben wird. Weirauch machte keinen Hehl daraus, dass er sich darüber freuen würde: „Die CDU hat in der Regierung nicht das gebracht, was man von einem Partner erwarten kann. Ein Koalitionswechsel würde dem Land guttun.“

Von der CDU gab es nur ein kurzes Statement von Ersatzbewerberin Karin Stefanie Urbansky. Trotz der Anlaufschwierrigkeiten wegen des Parteiwechsels von Chris Riehm zu den Grünen und der Maskenaffäre habe die Union ein gutes Ergebnis erzielt. Gleichzeitig gratulierte sie den Grünen zum Wahlergebnis.  Sie spricht von einem schwierigen Wahlkampf, „aber in fünf Jahren werden wir es wieder probieren“. Bis dahin gehe man nun eben in die Opposition.

Die folgende Karte zeigt das vorläufige Wahlergebnis in den 17 Mannheimer Stadtbezirken. In den Ergebnissen sind Briefwahlstimmen enthalten.

Enttäuschung bei den Linken

Florian Kußmann von der FDP war zuvorderst zufrieden mit dem Abschneiden im Land. Er sprach vom besten Ergebnis seit 50 Jahren für die Liberalen, wofür er sich bei den Wählerinnen und Wählern bedankte. In Richtung der Grünen richtete er Zimmer seine Glückwünsche aus und wünschte alles Gute. Gleichzeitig machte er deutlich: “Die Grünen haben einen Auftrag zur Regierungsbildung bekommen.“

Isabell Fuhrmann von den Linken war enttäuscht, dass ihre Partei es wohl nicht in den Stuttgarter Landtag schaffen wird. Für das Ergebnis in Mannheim hatte sie jedoch andere Worte übrig: „In Mannheim hat sich das Ergebnis verbessert, was zeigt, dass es die Linke braucht.“ Knapp fiel das Statement von Heinrich Koch von der AfD aus: „Es ist toll, so ein gutes Ergebnis erzielt zu haben“, kommentierte er.

Stolz waren Christiane Fuchs von den Freien Wählern und Lukas Siering von Volt. Beide Parteien traten erstmals auf Landesebene zur Wahl an. „Rund drei Prozent sind ein respektables Ergebnis. Glückwünsche an Frau Zimmer. Ich freue mich, dass sie uns weiterhin aktiv vertreten wird“, sagte Fuchs zum vorläufigen Ergebnis. Siering sprach von einem für die Erwartungshaltung der Partei guten Ergebnis im Mannheimer Süden. An Zimmer richtete er folgende Worte: „Glückwunsch an Frau Zimmer. Sie wird wieder eine gute Arbeit im Landtag machen.“

Oberbürgermeister Kurz spricht auf Wahlparty

Die Mannheimer Sozialdemokraten Stefan Fulst-Blei und Boris Weirauch waren nach eigenen Angaben bereits am frühen Abend "zu 99,9 Prozent" sicher, wieder in den Stuttgarter Landtag einzuziehen. Sie verpasstem die Direktmandate im Norden und Süden der Stadt zwar, aber nach jetzigem Stand holten sie die beiden besten Stimmergebnisse ihrer Partei zumindest in Nordbaden, vielleicht sogar landesweit.

In beiden Wahlkreisen liegt die Wahlbeteiligung niedriger als bei der Landtwagswahl 2016. Im Norden gingen 51,3 Prozent (-7,5 Prozent) aller Wahlberechtigten an die Urnen, im Süden waren es 61,8 Prozent (-3,9 Prozent).

Oberbürgermeister Peter Kurz sprach auf der virtuellen Wahlparty der Stadt. Er gratulierte Zimmer wie Aschhoff und zeigte sich mit den organisatorischen Abläufen zufrieden. Insgesamt sei der Wahlkampf in der Pandemie „sicher für alle keine einfache Situation“ gewesen. 

Ergebnisse aus den Wahlbezirken

Wie die Manheimer in den 117 Urnenwahlbezirken abgestimmt haben, zeigt die folgende Karte. In den Wahlbezirks-Ergebnissen sind keine Briefwahlstimmen enthalten. Bei der Landtagswahl haben mehr als die Hälfte der Wähler (53,9 Prozent) von der Möglichkeit der Briefwahl Gebrauch gemacht. Die Aussagekraft der Ergebnisse auf der Ebene der Wahlbezirke ist daher eingeschränkt. Briefwahlstimmen lassen sich erst auf der Ebene der Stadtbezirke eindeutig zuordnen. Neben den 117 Urnenwahlbezirken gibt es bei der Landtagswahl 63 Briefwahlbezirke.

Mannheim ist in zwei Wahlkreise unterteilt: Der nördliche Kreis (I) umfasst die Stadtbezirke Käfertal, Neckarstadt-Ost/Wohlgelegen, Neckarstadt-West, Sandhofen, Schönau, Vogelstang, Waldhof und Wallstadt. 

Bei der Landtagswahl 2016 erzielte AfD-Kandidat Rüdiger Klos mit 23,0 Prozent dort das beste Ergebnis und gewann das Direktmandat. Der Sozialdemokrat Stefan Fulst-Blei erhielt 22,2 Prozent der Stimmen, Gerhard Fontagnier von den Grünen landete mit 21,9 Prozent knapp dahinter. Auf Birgit Sandner-Schmitt (FDP) entfielen 6,0 Prozent der Stimmen, auf die Linke Gökay Akbulut 5,1 Prozent.

Der südliche Wahlkreis Mannheim II umfasst die Stadtbezirke Friedrichsfeld, Innenstadt/Jungbusch, Lindenhof, Neckarau, Neuostheim/Neuhermsheim, Rheinau, Schwetzingerstadt/Oststadt, Seckenheim und Feudenheim. 

Hier ging es bei der Wahl 2016 weitaus weniger eng zu als im Mannheimer Norden. Mit 31,4 Prozent holte der Grüne Wolfgang Raufelder das Direktmandat, der im Herbst 2016 verstarb. Für ihn rückte seine Parteifreundin Elke Zimmer in den Landtag nach. CDU-Kandidat Carsten Südmersen erhielt 20,9 Prozent, der Sozialdemokrat Boris Weirauch 16,8 Prozent. 8,4 Prozent der Wahlberechtigten gaben ihre Stimmen dem Liberalen Florian Kußmann, Hilke Hochheiden von den Linken kam auf 4,5 Prozent. 

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