Wiesbaden. In die vorgezogene Bundestagswahl am 23. Februar will die hessische CDU erstmals mit einer Frau an der Spitze ziehen. Bei dem Listen-Parteitag am Dienstagabend in Alsfeld kandidiert die 61-Jährige Patricia Lips aus Rödermark für Platz Eins. Die Haushaltspolitikerin gilt als Vertraute von Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz und gehört dem Bundestag bereits seit 2002 an.
Hauptredner auf der Landesvertreterversammlung, wie der verkürzte Parteitag zur Aufstellung der Bundestagsliste offiziell heißt, ist der CDU-Landesvorsitzende und hessische Ministerpräsident Boris Rhein. Der 53-Jährige selbst hat derzeit keine Ambitionen auf einen Wechsel von Wiesbaden nach Berlin. Sein Einfluss in der Bundespartei ist aber seit dem eindrucksvollen Wahlsieg in Hessen deutlich gewachsen, CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann pries Rhein auf dem Landesparteitag 2024 in Wetzlar sogar als Vorbild. Sein Landtagswahlkampf sei die „Benchmark“, also der Vergleichsmaßstab, für den Bundestagswahlkampf, sagte er.
Die vor einem Jahr von Rhein gebildete schwarz-rote Koalition mit der SPD in Hessen könnte die Vorlage für die Regierungsbildung im Bund nach dem 23. Februar werden. Allerdings sieht es danach aus, dass sich sein Weg zur Koalitionsbildung nicht auf den Bund übertragen lässt. Rhein hatte zunächst mit dem bisherigen Regierungspartner Grüne und der SPD parallel sondiert und sich dann erst offiziell für die Sozialdemokraten entschieden, mit der die CDU mehr eigenes Programm durchsetzen kann. Ein solches Vorgehen scheitert aber jetzt im Bund wohl am strikten Nein von CSU-Chef Markus Söder zu einer möglichen Koalition mit den Grünen.
Auch Sohn Bouffiers und Enkel Kohls auf der Liste
In Alsfeld wird von Rhein eine kämpferische Rede auch zum Bundestagswahlkampf erwartet. Die von seinem Landesvorstand vorgeschlagene Spitzenkandidatin Lips folgt damit Angela Merkels ehemaligem Kanzleramtsminister Helge Braun, der nicht mehr antritt. Die im Odenwald auch direkt kandidierende Lips ist seit 2021 stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Parteiintern hatte sie 2020 den Wahlkampf von Merz für den CDU-Vorsitz organisiert. Auf den Plätzen Zwei und Drei der Liste sollen der Vorsitzende der hessischen CDU-Landesgruppe, Michael Brand aus Fulda, und der ehemalige Parlamentarische Staatssekretär Michael Meister aus dem Kreis Bergstraße folgen. Für Rang Vier und Fünf kandidieren zwei Neulinge: die 36 Jahre alte Generalsekretärin der Landespartei, Anna-Maria Bischof aus dem Schwalm-Eder-Kreis, und der 32-jährige Landesvorsitzende der Jungen Union, Leopold Born aus Frankfurt. Auf Platz Zehn hat der Landesvorstand eine prominente Kandidatin ohne eigenen Bundestagswahlkreis vorgesehen. Die einstige Olympia-Siegerin im Dressurreiten und hessische CDU-Schatzmeisterin Ann Kathrin Linsenhoff hat damit aber nur eine Chance, wenn die Partei nicht allzu viele direkt gewählte Abgeordnete in den Wahlkreisen durchbringt. Die Plätze 17und 18 sollen zwei CDU-Politiker mit prominenten Vorfahren einnehmen: der Landtagsabgeordnete Frederik Bouffier, Sohn des langjährigen Ministerpräsidenten Volker Bouffier, und CDU-Bundesvorstandsmitglied Johannes Volkmann, ein Enkel von Exbundeskanzler Helmut Kohl.
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