Gläubige aus Mannheim und dem ganzen Südwesten haben mit Trauer auf den Tod von Papst Franziskus an Ostermontag reagiert.
Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann schrieb in einem Brief an die Pfarreien und alle Mitarbeitenden des Bistums: In der Zeit des Pontifikats „hat sich das Gesicht der katholischen Kirche tiefgreifend verändert. Vom ersten Tag seiner Wahl zum Bischof von Rom und zum Hirten der Gesamtkirche hat er sich – mit aufrüttelnden Worten und durch eindrückliche Gesten – für eine demütige und den Menschen zugewandte Kirche eingesetzt.“
Wiesemann erinnert in seinem Schreiben an seine persönlichen Begegnungen mit Papst Franziskus beim Weltjugendtag 2013 in Rio de Janeiro oder beim Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe 2022. „Die Kirche muss, so hat Papst Franziskus es stets betont, an die Ränder gehen, um dort ihr Wesen und ihren Auftrag tiefer zu erkennen.“
Als Zeichen der Trauer um den Papst läuten die Glocken
Als Zeichen der Trauer und Dankbarkeit ordnete Wiesemann für das ganze Bistum ein viertelstündiges Glockenläuten am Dienstag, 22. April 2025, um 12.00 Uhr an. Er rief dazu auf, bis zum Begräbnis von Franziskus an allen Kirchen Trauerbeflaggung anzubringen und in allen Gottesdiensten für den Verstorbenen zu beten. Ebenso sollten Gläubige im Bistum für einen guten neuen Nachfolger auf dem Stuhl Petri beten, „der den eingeschlagenen Weg einer evangeliumsgemäßen Erneuerung der Kirche mutig und entschlossen weitergeht“.
Karl Jung, Dekan der Katholischen Kirche in Mannheim, hat während des von ihm geleiteten Gottesdienstes am Ostermontag erfahren, dass Papst Franziskus gestorben ist. In der Jesuitenkirche hätten sie gerade etwa die Hälfte hinter sich gehabt und seien bei den Fürbitten gewesen, berichtet Jung am Telefon. Da habe ihm die Mesnerin plötzlich einen Zettel gereicht, mit dem er vom Tod des Pontifex unterrichtet worden sei. „Die Nachricht hat mich tief getroffen“, sagt Jung.
Er habe sie der Gemeinde mitgeteilt und zum stillen Gedenken aufgerufen. „Manche hatten Tränen in den Augen.“ Dann hätten sie gemeinsam gebetet und am Ende des Gottesdienstes zum Zeichen der Trauer um Franziskus die große Glocke geläutet. Das sei ein schöner Abschied gewesen. Jung findet es auch sehr bedeutend, dass dieser Papst ausgerechnet an Ostern gestorben ist. Dem höchsten christlichen Fest, das ganz im Zeichen der Auferstehung Jesu steht.
Mannheimer Stadtdekan Jung: Ostersegen des Papstes hat tief berührt
Am Vortag sah der Mannheimer Dekan in den Fernsehnachrichten, wie Franziskus sich bei der Osterpredigt auf dem Petersplatz in Rom kurz den Gläubigen am Fenster zeigte und die Segensworte „Urbi et Orbi“ sprach. Das habe ihn und bestimmt noch mehr die Menschen vor Ort tief berührt, sagt Jung. Er sei aber auch erschrocken, wie schwach der Papst nach seinem längeren Krankenhausaufenthalt noch gewirkt habe, wie brüchig seine Stimme gewesen sei. Der Genesungsprozess sei offensichtlich weniger weit fortgeschritten, als zuletzt berichtet. Dennoch hat der plötzliche Tod Jung nun überrascht. Er hatte eigentlich erwartet, dass Franziskus das wichtige Heilige Jahr 2025 noch durchstehen würde.
Dass das Kirchenoberhaupt kurz vor seinem Tod noch die Kraft für den Auftritt am Ostersonntag gefunden habe, freut den Mannheimer Dekan sehr. „Das entspricht seinem Naturell. Er wollte nochmal Gutes tun.“ Franziskus habe mit seiner manchmal auch etwas unkonventionellen Art ohnehin Maßstäbe gesetzt. „Er war ein Papst auch der Überwindung.“ Der Pontifex habe sich vor allem für „Menschen an den sozialen Rändern“ eingesetzt, etwa Flüchtlinge auf Lampedusa besucht. Er habe auch erkannt, dass die Katholische Kirche mehr mit der Zeit gehen müsse, und einige kleine, aber wichtige Zeichen gesetzt. Beispielsweise vorgegeben, dass sie niemanden ausgrenzen dürfe, „egal welcher sexuellen Orientierung“.
Katholische Kirche plant Gedenkgottesdienst für verstorbenen Papst in Mannheim
Jung glaubt und hofft nun, dass ein Nachfolger nicht mehr hinter die gesetzten Maßstäbe zurückkann. Wer das werden könnte, darüber möchte der Dekan jetzt nicht spekulieren. Zuversichtlich stimmt ihn aber, dass Franziskus rund drei Viertel der Kardinäle, die nun seinen Nachfolger zu wählen hätten, persönlich ernannt habe.
Die Katholische Kirche in Mannheim wird dem Verstorbenen laut Jung noch einen Gedenkgottesdienst widmen. Weiteres, etwa die Einrichtung einer zentralen Trauerstelle, ist aktuell allerdings nicht geplant.
“Die Evangelische Kirche Mannheim trauert mit Ihren katholischen Geschwistern um Papst Franziskus. Sein offenes, herzliches und humorvolles Auftreten wird uns immer in Erinnerung bleiben“, sagte der Mannheimer Dekan Ralph Hartmann. Sein Einsatz für Arme und Schutzbedürftige in der ganzen Welt und sein Eintreten für Frieden und Verständigung stünden uns vor Augen. Ökumenische Begegnungen habe er herzlich und freundlich gestaltet.
Ladenburger Diakon: Papst trat für Gerechtigkeit und Demokratie ein
Der Diakon der katholischen Kirchengemeinde Ladenburg/Heddesheim, Tomas Knapp, sagte: „Papst Franziskus liebte die Menschen und verkörperte ein diakonisches Lebensverständnis, das von Barmherzigkeit und Demut geprägt war. Die täglichen Nöte und Sorgen blieben ihm auch als Seelsorger vertraut. Indem er die Kirche als Ort der Begegnung und Fürsorge, insbesondere für die Armen und Notleidenden sah, verfasste er wegweisende Lehrschreiben für eine gerechtere Welt.“ Er habe sich bewusst von Pomp und Prunk abgewendet und lebte in Bescheidenheit, die er sich auch innerkirchlich wünschte.
„Noch gestern richtete er eine leidenschaftliche Botschaft an die Welt, indem er für Frieden, soziale Gerechtigkeit und Demokratie eintrat. Sein Erbe fordert uns heraus, die Kirche in einer säkularisierten Gesellschaft mit der Botschaft des Evangeliums weiterzuentwickeln“, so Knapp.
Antje Geiter aus Ladenburg war vergangenes Jahr in Rom und hat den Papst an Pfingsten erlebt: Seine Nähe zu den Menschen machte ihn greifbar und zugänglich. Außerdem wirkte er sehr sympathisch, weil er weiterhin einfach und lebendig blieb. Er war ein Papst, der sicherlich noch mehr hätte reformieren können, aber vor allem war er ein Papst des Friedens und der Nähe.
Der verstorbene Papst Franziskus hat nach Überzeugung des Erzbischofs von Freiburg, Stephan Burger, aufgrund seines Auftretens große Hoffnungen geweckt: „Mit seinem hingebungsvollen Einsatz für die Würde aller Menschen und für den Frieden. Er wurde zu einem Wächter der universalen Menschenrechte, des Friedens und der menschlichen Freiheit“, sagte Burger. Zum Bistum Freiburg gehören auch die katholischen Gemeinden in Mannheim.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat den verstorbenen Franziskus als „großen Papst“ gewürdigt. Er sei auch ein mutiger Erneuerer gewesen, teilte Bätzing mit. „In tiefer Trauer verbeugen wir uns vor einem Papst, dem es ein Anliegen war, unter den Menschen zu sein und an die Ränder der Gesellschaft zu gehen.“
Papst Franziskus habe in der Kirche starke Akzente gesetzt und neue Wege des Miteinanders eröffnet. „Der von ihm angestoßene Weg einer synodalen Kirche ist und bleibt mit den beiden Generalversammlungen der Weltsynode 2023 und 2024 unumkehrbar.“ Papst Franziskus habe als Brückenbauer Menschen zusammengeführt. „Voll Dankbarkeit nehmen wir Abschied von Papst Franziskus, dem Menschenfreund und Menschenfischer.“
Die Präsidentin den Evangelischen Kirche der Pfalz, Dorothee Wüst, schreibt in einem Kondolenzbrief an den Speyerer Bischof Wiesemann über den verstorbenen Papst: „Sein Pontifikat war ein Zeichen dafür, dass christlicher Glaube immer von der Begegnung lebt – mit Gott und mit den Mitmenschen.“
Besonders dankbar seien sie für alle Bemühungen um ein gutes ökumenisches Miteinander, wie es die beiden großen Kirchen gerade in der Pfalz verbinde und auszeichne. „Mit theologischer Klugheit, diplomatischem Geschick und klaren Positionen hat Papst Franziskus die katholische Kirche durch bewegte Zeiten geführt“, so Wüst.
Betroffenheit über den Tod des Papstes auch bei Politikern aus dem Südwesten
Mit großer Betroffenheit und Trauer hat der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) auf den Tod von Papst Franziskus reagiert. „Ich habe den Papst als einen sehr beeindruckenden und weltgewandten Menschen kennengelernt, der die Sorgen und Nöte der Menschen ernst nahm“, so Schweitzer, der erst Anfang Februar von dem Kirchenoberhaupt zu einer Audienz in Rom empfangen worden war.
„Trotz seiner gesundheitlichen Herausforderungen waren seine Kraft und Entschlossenheit spürbar“, sagte der Ministerpräsident. Das Gespräch mit dem Papst sei eindrucksvoll, tief und ermutigend gewesen. „Es wird mir immer in lebendiger Erinnerung bleiben.“ (mit dpa)
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