Rhein-Neckar. Lichterketten und leuchtend bunt geschmückte Weihnachtsbäume gehören vielerorts fest zur Vorweihnachtszeit. Doch durch die drohende Energiekrise gilt für Kommunen und Städte Stromsparen als wichtiges Ziel - auch bei der Weihnachtsbeleuchtung. Früher war also nicht nur mehr Lametta, sondern auch mehr Lichterglanz.
Die Stadt Heidelberg will diesen Winter mindestens 15 Prozent Energie einsparen. Der Lichterschmuck beim Weihnachtsmarkt solle "auf ein Mindestmaß" reduziert werden, sagte ein Sprecher der Stadt. So werden vermutlich die Lichter an den Buden weniger leuchten, auf Fassadenbeleuchtung wird ganz verzichtet. Nicht nur an Beleuchtung sondern auch an Tannen will die Stadt sparen: Die Zahl der Weihnachtsbäume und das Tannengrün sollen reduziert werden. Auch in der Vorweihnachtszeit sollen die Adventsbeleuchtung im öffentlichen Raum reduziert werden. "Aktuell ist in Planung die Schaltzeiten zu verkürzen", so die Stadt. Die Adventslichter in der Hauptstraße sollen dann von 16 bis 22 Uhr statt wie bisher von 10 bis 0 Uhr brennen. "Uns ist es wichtig, dass es trotz allem Lichterschmuck geben wird, da gerade dies typisch für einen Weihnachtsmarkt ist"
In Mannheim gehen die Organisatoren davon aus, dass die drei Weihnachtsmärkte am Wasserturm, auf den Kapuzinerplanken und dem Paradeplatz stattfinden. Wie und in welchem Umfang an Energie gespart werden soll, war zunächst unklar. Für Lutz Pauels, Chef der City-Werbegemeinschaft in Mannheim, war kürzlich jedoch die Sache mit der Beleuchtung in der Vorweihnachtszeit bereits klar: „Wir werden nicht darauf verzichten, das ist ein wesentlicher Bestandteil der Vorweihnachtszeit, in der es oft dunkel ist.“ Hinzu komme, dass erst im vergangenen Jahr ein großer Teil der Beleuchtung neu angeschafft worden sei. Es werde aber noch abgestimmt, ob die Beleuchtung in Randzeiten früher abgeschaltet wird.
Planungen laufen
Ludwigshafen rechnet mit einem Weihnachtsmarkt auf dem zentralen Berliner Platz. "Wir sind uns der besonderen Situation bewusst, dass wir einerseits ein ansprechendes Angebot entwickeln wollen, andererseits aber vor der Herausforderung stehen, Energie einsparen zu müssen", erklärte ein Sprecher der Kongress- und Marketing-Gesellschaft Lukom. Aktuell prüfe man, wie man der Situation gerecht werde und stehe mitten in der Planung. "Es wurden noch keine abschließenden Entscheidungen gefällt."
Der beliebte Deidesheimer Advent in der Pfalz soll auf jeden Fall stattfinden. „Die Gemengelage ist nicht einfach“, sagt Stefan Wemhoener, Geschäftsführer der Tourist Service GmbH, und hat dabei auch die Pandemie und den Personalmangel im Hinterkopf. „Aber wir wollen das angehen.“ Momentan laufen die Diskussionen darüber, was angesichts der drohenden Energiekrise im Detail unternommen werden soll. Eines stehe aber schon fest: „Wir werden ein Großteil der unnötigen Beleuchtung reduzieren. Eine reine Schmuckbeleuchtung wird nicht umgesetzt“, so Wemhoener. So sollen große Bäume beispielsweise nicht leuchten.
Als zweiten Schritt sollen die Veranstaltungen in der Stadthalle wie beispielsweise die Eisenbahnausstellung nicht beheizt werden. Auch die Beschicker sollen gebeten werden, beim Heizen zu sparen. Zudem wollen die Veranstalter im Vorfeld des Weihnachtsmarktes die Gäste darauf aufmerksam machen, mit dem Öffentlichen Personennahverkehr anzureisen. „Das ist eine Stellschraube, wo Besucherinnen und Besucher aktiv mithelfen können, und was vielleicht am meisten Effekt bringen könnte“, betont Wemhoener, der weiter sagt: „Wir müssen schauen, was notwendig und sinnvoll ist. Das, was machbar ist, werden wir umsetzen. Diese Herausforderung ist ein Spagat.“ Es werde ein laufender Prozess sein. „Wir müssen immer schauen: Wo können wir was reduzieren und gegebenenfalls nachjustieren.“
Die Stadt Schwetzingen will ihren Weihnachtsmarkt gerne abhalten. „Wir sind gewillt, aber es ist noch nichts in trockenen Tüchern“, sagt Stadtsprecherin Andrea Baisch auf Anfrage dieser Redaktion. Es könne ebenso sein, dass er ganz ausfallen könnte. Das werde sich in den nächsten Wochen herauskristallisieren. Aber immerhin: Am 28. September steht im Gemeinderat eine Entscheidung über eine reduzierte Beleuchtung auf dem Weihnachtsmarkt an. Was die Durchführung des Weihnachtsmarktes angeht, seien die Veranstalter auch abhängig von den Anmeldungen der Stände und Aussteller. „Es ist noch alles offen“, so Baisch. „Bis spätestens Mitte Oktober müsste sich das entschieden haben“, sagt die Sprecherin zum Zeitplan. „Wir brauchen als Verwaltung auch Gewissheit."
Auch die Stadt Speyer will nicht auf ihren Weihnachtmarkt verzichten. Noch seien die verschiedenen Stellen "im Austausch, wie ein Weihnachtsmarkt unter den Voraussetzungen eines möglichen Energiemangels, steigenden Energiepreisen und nötigen Einsparungen zu realisieren ist. Etwa ob weniger Lichterketten aufgehängt werden", erklärt Stadtsprecherin Jennifer Braun. Konkrete Maßnahmen seien jedoch noch nicht getroffen worden. "Auch hier sind wir in Gesprächen mit unseren Stadtwerken sowie unserer Klimaschutzmanagerin und haben prüfen lassen, welche Maßnahmen welchen Effekt erzielen, um dann abwägen zu können, welche Maßnahmen umgesetzt werden" so Braun weiter.
Für den Thomas-Nast-Nikolausmarkt in Landau sollen in das Energiesparkonzept die Erkenntnisse aus dem Herbstmarkt mit einfließen. Dort seien Maßnahmen wie ein sparsamerer Einsatz von Licht und das Abschalten von Heizung und Warmwasser auf den Toilettenanlagen der Fall gewesen, so Stadtsprecherin Alexandra Pfirrmann. Weiter seien eine "zeitliche Begrenzung der Beleuchtung - etwa des großen Tannenbaums in der Platzmitte - oder der Verzicht auf die bunte Häuserbeleuchtung rund um den Rathausplatz angedacht". Auch will man ein Auge auf das Heizen der Kunsthandwerker-Zelte werfen sowie Ausschankbetriebe und Beschicker dafür sensibilisieren. Oberbürgermeister Thomas Hirsch erklärt: „Wir wissen, wie wichtig unseren Bürgerinnen und Bürgern die Feste und Veranstaltungen in der Stadt sind und möchten daran festhalten. Das gemeinsame landesweite Ziel von 15 Prozent Energieeinsparung und die zu erwartenden extremen Preissteigerungen machen es jedoch erforderlich, dass wir unsere Veranstaltungskonzepte erneut auf den Prüfstand stellen und schauen, wo wir mit möglichst wenigen Einschränkungen möglichstviel Energie einsparen können.“
Die Stadt Worms möchte auf ihrem Weihnachtsmarkt lediglich bei der Beleuchtung nachsteuern. Die Leuchtmittel sollen möglichst auf die sparsamere LED-Technik umgestellt werden, erklärt eine Sprecherin der Stadt. Sollte das nicht komplett gelingen, werde die Beleuchtung gegebenenfalls reduziert. Ansonsten hoffen die Veranstalter auf die Beschicker: "Wir gehen davon aus, dass sie verantwortungsvoll mit der Situation umgehen."
Vielerorts ist die Planung des Weihnachtsschmucks noch nicht abgeschlossen: In Karlsruhe will man "mit gutem Beispiel vorangehen" und gleichzeitig nicht auf vorweihnachtliche Atmosphäre verzichten. Wie genau das gehen soll, werde in den nächsten Wochen ausgearbeitet, teilte ein Pressesprecher der Stadt mit.
Aus Kaiserslautern hieß es, die pfälzische Stadt werde auf die Weihnachtsbeleuchtung in den Straßen sowie auf die Eisbahn verzichten. "Weitere Energiesparmaßnahmen rund ums Thema Weihnachten sind aktuell nicht geplant", teilte ein Sprecher der Kommune mit.
Für den Weihnachtsmarkt im südhessischen Michelstadt vom 25. November bis 23. Dezember werden dem Kulturamt zufolge wegen der Energiekrise derzeit noch Konzepte erarbeitet. (mit dpa)
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