Nachfolgediskussion - Die Suche beginnt – wer besetzt im Familienministerium den vakanten Ministerposten?

Katharina Dröge gilt als Favoritin

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Alessandro Peduto
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Katharina Dröge, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen. © dpa

Berlin. Nach dem Rücktritt von Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) beginnt die Nachfolgesuche für den vakanten Posten im Ampel-Kabinett. Die Grünen-Spitze kündigte am Montag eine zeitnahe Entscheidung für die Nachbesetzung an. Wichtige Kriterien hierfür sind etwa Geschlechter- und Länderproporz. Speziell bei den Grünen ist zudem die Zugehörigkeit zu einem der beiden Parteiflügel entscheidend. Das Verhältnis zwischen Angehörigen des linken und des Realo-Flügels sollen sich im Idealfall die Waage halten.

Die abgetretene Ministerin Spiegel stammt aus Rheinland-Pfalz und gilt als Vertreterin des linken Flügels. Da die Grünen vermutlich erneut eine Frau für das Amt vorschlagen werden, käme beispielsweise eine der beiden Fraktionsvorsitzenden im Bundestag infrage. Da wäre zum einen die 37-jährige Parteilinke Katharina Dröge. Sie gehört dem Bundestag seit 2013 an und ist eine erfahrene Parlamentarierin. Allerdings war Familienpolitik bislang kein Schwerpunkt ihrer Arbeit.

Ihre 60-jährige Co-Fraktionschefin Britta Haßelmann ist als studierte Diplom-Sozialarbeiterin fachlich vermutlich vertrauter mit Familienthemen. Allerdings zählt sie zum Realo-Flügel, was ihre Chancen vermutlich schmälert. Die Zugehörigkeit sowohl von Haßelmann als auch von Dröge zum Grünen-Landesverband Nordrhein-Westfalen dürfte indes kein Hindernis darstellen, da bislang kein anderes grünes Kabinettsmitglied aus NRW stammt.

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Eine weitere mögliche Anwärterin für die Ressortspitze wäre Parteichefin Ricarda Lang. Sie ist Familien- und Sozialpolitikerin im Bundestag und gehört wie Dröge dem linken Flügel der Partei an. Gemeinsam mit Omid Nouripour ist Lang seit vergangenem Februar Grünen-Chefin im Bund. Ihre Ernennung zur Ministerin würde laut den Regeln der Grünen aber bedeuten, dass Lang den Vorsitz abgeben müsste. Die Partei müsste sich also nach nur zwei Monaten wieder eine neue Führung suchen. Zudem stammt Lang wie ihr Parteifreund, Landwirtschaftsminister Cem Özdemir, aus Baden-Württemberg. Gleich zwei schwäbische Grüne im Kabinett wären wohl zu viel.

Ebenfalls als Ministerin infrage kommt Bundestagsvizepräsidentin Katrin-Göring Eckardt. Die einstige Grünen-Fraktionschefin, die sich seit Jahren für die Kindergrundsicherung starkmacht, hatte bei der Bildung des Ampel-Kabinetts den Kürzeren gezogen und hat seit langem Ambitionen als Ministerin. Ob jetzt die Stunde der Thüringer Grünen kommt, ist dennoch fraglich. Denn die 55-Jährige gilt gewissermaßen als „Super-Reala“ und war obendrein bereits Fraktionschefin während der rot-grünen Regierungszeit unter Kanzler Gerhard Schröder (SPD). Gerade die Jüngeren dürften sich ein stärkeres Signal des Aufbruchs wünschen.

Ziemlich unwahrscheinlich ist hingegen, dass die Grünen einen Mann an die Spitze des Bundesfamilienministeriums holen. Zwar hat die Partei mit Anton Hofreiter jemanden, bei dem sie etwas gutzumachen hätte, nachdem der frühere Fraktionschef bei der Kabinettsbildung der Ampel übergangen wurde und Özdemir den Zuschlag erhielt. Hofreiter ist seither Vorsitzender des Europa-Ausschusses. Allerdings wären mit einem Minister Hofreiter die Frauen im Bundeskabinett in der Minderheit. Für die Grünen wäre das eine unhaltbare Entscheidung.

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