Tübingen/Neu Wulmstorf. Wer ein junges Katzenmädchen adoptiert, wird nach einigen Monaten eine Verhaltensänderung feststellen. Viele denken im ersten Moment an eine Krankheit. Häufig ist die Erklärung aber harmloser: Ihre Katze ist geschlechtsreif und zum ersten Mal rollig. Was das für Sie und Ihr Tier bedeutet und warum Rolligkeit gefährlich werden kann – ein Überblick.
Was ist Rolligkeit bei Katzen?
Bis zur Geschlechtsreife unterscheiden sich Kater und Katzen im Verhalten nicht voneinander. Nach einigen Monaten fangen männliche Katzen an, ihr Revier mit Urin zu markieren. Kätzinnen hingegen werden rollig. Das ist der Zeitpunkt, „zu dem die weiblichen Katzen kurz vor dem Eisprung stehen und empfängnisbereit sind“, sagt Petra Sindern, Vizepräsidentin des Bundesverbands Praktizierender Tierärzte. Die Rolligkeit kann von einigen Tagen bis zu drei Wochen andauern.
Katzen haben nicht wie Menschen einen Zyklus. Das heißt, sie werden vor allem im Frühjahr und im Herbst rollig. Auslöser sind vor allem die Tageslichtlänge, das Futter und die „An- oder Abwesenheit von nicht kastrierten Katern in der näheren Umgebung“, so Sindern. Auch andere rollige Katzen im Haushalt können ein Auslöser sein.
Wie merke ich, dass meine Katze rollig ist?
Im Alter von sechs bis acht Monaten werden Katzen in der Regel zum ersten Mal rollig. Besitzer sollten dann besonders wachsam sein. Rollige Katzen erkennt man daran, dass sie laut miauen und sich über den Boden wälzen. Sie präsentieren auch ihr Hinterteil, um Paarungsbereitschaft zu signalisieren, sagt Tierarzt Thomas Steidl. Außerdem sind sie oft sehr anhänglich. Es kommt auch vor, dass sie ihr Futter während dieser Zeit nicht anrühren und abmagern. Für Tier und Mensch kann dieser Zustand belastend sein. Leidet meine Katze, wenn sie rollig ist? „Zumindest fühlen sich die Tiere alles andere als wohl“, so Kleintierexperte Steidl.
Meine Katze ist rollig: Was kann ich tun?
Unerfahrene Katzenbesitzer halten das Verhalten einer rolligen Katze oft für einen Notfall. Einen Grund zur Panik gibt es zwar in der Regel nicht, trotzdem ist Handeln gefragt. Wer Anzeichen der Rolligkeit bemerkt, sollte schnellstmöglich einen Termin für die Kastration beim Tierarzt vereinbaren, empfiehlt Tierarzt Steidl.
Für die Zeit bis zur Kastration hat Tierärztin Petra Sindern ein paar Tipps: Die Katze sollte in dieser Zeit keine Pfote auf die Terrasse oder den Balkon setzen. Die Chance auf ungewollten Katzennachwuchs ist größer, als man denkt. Man kann außerdem versuchen, sie mit besonders vielen Spielen etwas abzulenken. Damit das Tier weiterhin frisst, ist es sinnvoll ihm seine Leibspeise anzubieten. Es kommt vor, dass weibliche Katzen markieren. In diesem Fall sollte man keine ammoniakhaltigen Reinigungsmittel einsetzen, das riecht „wie eine fremde Katze, der man mit noch mehr Urin begegnen muss“. Geruchsarme Neutral-Reiniger sind besser geeignet.
Muss meine Katze kastriert werden?
Lässt man seine Katze nicht kastrieren, besteht die Gefahr, dass sie dauerrollig wird. Die Tiere leiden nicht nur darunter, eine Dauerrolligkeit kann auch zu Erkrankungen führen. Das Risiko für Eierstockzysten ist in dem Fall erhöht. Diese können wiederum gefährliche Folgeerkrankungen bedeuten.
Tierärztin Petra Sindern rät zur Kastration nach der ersten Rolligkeit, denn „während der Hochphase der Hormonaktivität haben die Tiere eine erhöhte Neigung zu schweren Blutungen“. Eine Katze muss aber nicht trächtig gewesen sein, bevor sie kastriert werden kann.
Auch Tierarzt Thomas Steidl rät, mit der Kastration bis nach der ersten Rolligkeit zu warten, denn die Katze habe „ein Recht darauf, sich vollständig zu entwickeln“.
Kastration oder Sterilisation?
Das sorgt oft für Verwirrung: Bei beiden Geschlechtern sollte eine Kastration durchgeführt werden, Eierstöcke oder Hoden werden dafür vollständig entfernt. Bei einer Sterilisation werden die Samen- oder die Eileiter lediglich durchtrennt – die Eierstöcke oder Hoden bleiben erhalten. Hier würden also weiterhin Hormone produziert. Wie Tierärztin Petra Sindern sagt: „mit allen unerwünschten Nebenwirkungen und Krankheitsrisiken.“ dpa
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