"Trinkpause"

EM-Kolumne: Warum deutsche Fußball-Fans gerade in einer seltsamen Zwischenwelt leben

Die EM läuft noch, aber für die deutschen Fans ist sie seit dem tragischen Scheitern der DFB-Elf gefühlt vorbei. Auf die Bundesliga kann sich aber auch noch niemand freuen. Über das Leben in einer seltsamen Zwischenwelt

Von 
Alexander Müller
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EM emotional vorbei: Fans der DFB-Elf. © dpa

Mannheim. Das epische Fußballdrama von Stuttgart ist jetzt auch schon wieder ein paar Tage vorbei. Natürlich interessiert die Fußball-EM auch noch nach dem todunglücklichen Scheitern der deutschen Mannschaft gegen Spanien weiterhin, werden pflichtschuldig die Halbfinals und das Endspiel geschaut. Aber es ist ein bisschen wie bei einem spannenden Kinofilm, nach dem man auch noch für den Abspann sitzen bleibt. Emotional ist das Turnier für den deutschen Fußball-Fan seit vergangenem Freitag Geschichte, wir befinden uns mitten in einer seltsamen Zwischenwelt.

Denn auch die Ereignisse im Brot- und Buttergeschäft Bundesliga werden nur beiläufig zur Kenntnis genommen, solange die EM noch läuft. Die Nachricht, dass Wunderstürmer Serhou Guirassy den VfB Stuttgart verlassen wird, hätte in normalen Zeiten Aufmacher-Potenzial besessen. Es wurde in vielen Zeitungen eine Kurzmeldung. Waldemar Anton nach Dortmund? Aha, Schulterzucken. Und wie heißt nochmal dieser Flügelstürmer, den der FC Bayern für satte 60 Millionen Euro Ablöse unter Vertrag genommen hat? Wir helfen Ihnen kurz auf die Sprünge: Michael Olise. Nachrichten, die es nicht aus dem langsam abebbenden medialen Windschatten einer großartigen Heim-EM schaffen.

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Das wird sich erst wieder ändern, wenn am Sonntagabend im Olympiastadion der Kapitän einer Nation den EM-Pokal in den Berliner Nachthimmel gestemmt hat. Aber bis dahin fliegt das Transfertheater in der Fußball-Bundesliga, das uns sonst verlässlich über den nachrichtenarmen Fußball-Sommer bringt, unter dem Radar wie einst Mathias Rust vor seiner Landung auf dem Roten Platz in Moskau.

Oder ein weiteres Beispiel: Beim Trainingsauftakt von RB Leipzig, zweifelsohne auch zu Nicht-EM-Zeiten eine Veranstaltung, die man guten Gewissens ignorieren kann, begrüßte Trainer Marco Rose gerade einmal neun Spieler. Das reicht nicht einmal für einen Kick auf dem Kleinfeld.

Bis die Bundesliga ihre gewohnte Aufmerksamkeit zurückerlangt, werden noch ein paar Tage ins Land ziehen. Dann ist der Post-Spanien-Blues final verarbeitet – und wir können uns wieder intensiver mit hypnotischen Leckerbissen wie Hoffenheim gegen Kiel oder St. Pauli gegen Heidenheim am ersten Spieltag beschäftigen. 

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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