Handball

Einkalkulierte Abschiedstour

Aufgrund der Ligen-Reform geht Oberligist TV Friedrichsfeld den Umbruch an und rechnet mit dem Gang in die Verbandsliga

Von 
Marcus Essinger
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Friedrichsfelds Trainer Sven Rüffer gibt sich vor dem Saisonstart in die Oberliga Baden keinen Illusionen hin und will vor allem das Team weiterentwickeln. © Berno Nix

Mannheim. Es ist ein Versprecher mit Symbolcharakter: „Unsere Spieler sollen die stärkste Badenliga aller Zeiten genießen“, meint Sven Rüffer, Trainer der Handballer des TV Friedrichsfeld. Dabei ist seine Mannschaft ab kommenden Sonntag (17.30 Uhr), wenn die Saisonpremiere mit dem Heimspiel gegen den TSV Knittlingen ansteht, gar nicht mehr in der Badenliga, sondern nun in der Oberliga am Ball.

Die Ligen wurden auf Beschluss des Deutschen Handball-Bundes (DHB) umbenannt. Über der Oberliga befindet sich fortan die Regionalliga, dann bleibt es bei der 3. Liga. Doch es bleibt in Baden-Württemberg nicht einfach bei den neuen Namen für die Ligen: Am Ende der Saison werden die Staffeln auch noch neu eingeteilt. Das bedeutet für die Teams der Oberliga Baden: Sie müssen – mindestens – Rang sechs erreichen, um auch in der Spielzeit 2025/26 in dieser Klasse am Ball zu sein. Und genau da sieht Rüffer seine neuformierte und deutlich verjüngte Mannschaft nicht. Für Friedrichsfeld beginnt – auch nach eigener Wahrnehmung – mit dem Saisonstart schon die Abschiedstour aus einer Liga, in der man in den vergangenen Jahren zu den etablierten Mannschaften zählte.

SGH der klare Favorit

Wenn die Trainer der Handball-Oberliga nach einem Favoriten gefragt werden, dann ist immer die SG Heddesheim dabei.

Der Vize-Meister der vergangenen Saison hat sich noch einmal deutlich verstärkt: Von der SG Leutershausen kommen Gianluca Pauli und Philipp Ulrich, vom TV Schriesheim der torgefährliche Marc Havemann. Auch Rückraumspieler Tom Stephan ist nach seiner langwierigen Schulterverletzung zurück.

Am Sonntag (18.30 Uhr) geht es für die Heddesheimer bei der HSG Ettlingen los.

„Es ist natürlich nicht angenehm, aber wir sind realistisch: Es geht für uns darum, nicht ganz hinten zu stehen“, so der Friedrichsfelder Coach, der der Situation aber auch etwas Gutes abgewinnen kann: „Die Qualifikation für die neue Oberliga ist für uns nahezu ausgeschlossen. Entsprechend kommt der Zeitpunkt genau richtig: Wir haben die Gelegenheit etwas aufzubauen und die Jungs weiterzuentwickeln, ohne dass es zu weitreichenden Folgen kommt.“ Der Gang in die zukünftige Verbandsliga droht sowohl als Tabellensiebter, als auch als Schlusslicht, was den Druck deutlich minimiert. Der TVF wird nicht der Getriebene sein.

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Dass selbst Mannschaften auf Tabellenplatz fünf und sechs nicht automatisch für eine der zukünftig drei Oberligen in Baden-Württemberg qualifiziert sein werden, sorgt bei anderen ambitionierten Teams für Sorgenfalten. Als haushoher Favorit auf die Meisterschaft wird die noch einmal verstärkte SG Heddesheim gehandelt, dahinter erwartet man den Vorjahresmeister TV Hardheim. Auch den TSV Amicitia Viernheim, den TV Knittlingen, Aufsteiger HSG Weschnitztal und die TSG Wiesloch hat Rüffer auf dem Zettel. Dichtes Gedränge, für wenige Plätze, die sich je nach Abschluss in den oberen Ligen reduzieren können. Immerhin: Der Oberliga-Meister wird direkt in die Regionalliga aufsteigen.

Nachdem man in Friedrichsfeld als Elfter der Vorsaison einige namhafte Abgänge zu verzeichnen hatte, beschloss man uneingeschränkt, den Weg mit Spielern aus der eigenen Jugend und der eigenen zweiten Mannschaft fortzusetzen. „Das ist reizvoll für mich als Trainer, aber auch nicht immer ganz leicht“, gibt Rüffer zu. Alle Akteure hätten sich in der Vorbereitung gut entwickelt, „aber als Coach erwartet man immer noch ein bisschen mehr“. In der Runde sieht er seine Hauptaufgabe darin, jeden Spieler weiter zu verbessern und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass man bei zu erwartenden Niederlagen nicht die Lust verliert. „Wir werden erstmal in jedem Spiel Außenseiter sein, wollen da aber das Beste daraus machen“, so Rüffer.

Das Hauptaugenmerk will man in Friedrichsfeld auf die Heimspiele legen und mit einer Mannschaft, die im Ort verwurzelt ist, viele Zuschauer anziehen. Doch die harzfreie Lilli-Gräber-Halle könnte bei der Konkurrenz ein Stück weit ihren Schrecken verlieren, wofür eine weitere Neuerung verantwortlich ist: In Hallen, in denen nicht mit Klebemittel gespielt werden darf, müssen zukünftig kleinere und leichtere Bälle eingesetzt werden.„Wir haben welche bestellt, sie sind aber noch nicht da“, gibt Rüffer zu.

Kleinere Bälle ohne Harz, weniger Vorteil für Friedrichsfeld?

Tatsächlich sind die Modelle mit den neuen Harzfrei-Maßen zur Zeit nur schwer zu bekommen. Daher hat man beim TVF auch erstmal zwei geordert, will die Kugeln erstmal testen. Die Anschaffung von neuen Bällen für die gesamte Mannschaft oder sogar die komplette Abteilung sei natürlich auch ein Kostenfaktor. Der Verband hat hierfür Verständnis, die alten Bälle dürfen noch eine Zeit lang weiter genutzt werden. Sollte der Gegner aber selbst die im Umfang etwas kleineren Exemplare mitbringen, dann muss mit diesen gespielt werden. Für TVF-Coach Rüffer ist der Unterschied aber ohnehin nicht so gravierend: „Das Spiel mit Harz wird immer noch etwas ganz anderes sein und für uns vielleicht doch noch einen kleinen Vorteil bringen. Wir müssen es ausnutzen, dass viele Mannschaften nur ungern bei uns spielen.“

Freier Autor

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