Wenn am Wochenende des 1. und 2. Oktober die deutsche Turnelite der Frauen in die Ketscher Neurotthalle kommt (wir berichteten), ist auch eine echte Lokalmatadorin dabei, denn in der 2. Bundesliga geht auch Bea Fichtner (16) aus Ketsch an den Start. Ihr Heimatverein ist die TSG, sie hat mehrere Jahre am Bundesstützpunkt in Mannheim trainiert, bevor sie vor eineinhalb Jahren an das Leistungszentrum nach Heidelberg wechselte und nun für die KTG Heidelberg turnt. Sie erkämpfte mit den Heidelbergerinnen im vergangenen Jahr die Meisterschaft in der 3. Bundesliga und schaffte damit den Aufstieg.
Die Lokalmatadorin hofft mit ihrem Team auf lautstarke Unterstützung aus ihrem Heimatort. Im Interview mit dieser Zeitung spricht Fichtner über den Wettkampf, bei dem am Samstagnachmittag auch die deutschen Größen Elisabeth Seitz, Emma Malewski, Pauline Schäfer-Betz und Sophie Scheder antreten.
Bea, wann und wo hast Du mit dem Turnsport angefangen und wie kamst Du zum Bundesstützpunkt Mannheim?
Bea Fichtner: Ich habe in meinem Heimatverein mit sechseinhalb Jahren angefangen – eigentlich schon fast etwas spät für den Turnsport. Mein Trainer Jürgen Kugler von der TSG hat mich bereits nach drei Monaten gefragt, ob ich nicht mal im Leistungszentrum Mannheim zu einem Sichtungstermin gehen möchte. Und schon nach kurzer Zeit trainierte ich dreimal wöchentlich dort.
Bist Du dann zur TG Mannheim gewechselt?
Fichtner: Ja und nein. Mir war wichtig, weiter für die TSG Ketsch zu starten, denn schließlich habe ich sowohl von Jürgen als auch der TSG weiterhin allerhand Unterstützung bekommen. Er hat mir immer in schwierigen Phasen geholfen und die TSG hat mich auch finanziell unterstützt. Dafür bin ich mehr als dankbar. So bin ich zum Beispiel bei den deutschen Jugendmeisterschaften grundsätzlich für die TSG Ketsch gestartet. Aber ohne die umfangreichen Trainingsmöglichkeiten am Mannheimer Stützpunkt wäre ich so weit nicht gekommen. Bis heute komme ich zur TSG in die Halle, wann immer ich kann.
Was war Dein größter Erfolg, was ist Dein Lieblingsgerät?
Fichtner: Ganz klar der Schwebebalken. Da wurde ich deutsche Jugend-Vizemeisterin und brachte die Silbermedaille mit nach Hause nach Ketsch.
Bist Du bei Wettkämpfen aufgeregt?
Fichtner: Eigentlich bin ich weniger aufgeregt, aber natürlich immer sehr angespannt. Schließlich trainiert man 15 bis 20 Stunden, früher sogar bis zu 25 Stunden, für diesen einen Augenblick.
Wie kamst Du an den Stützpunkt in Heidelberg.?
Fichtner: Das ist schwierig, aber ich versuche, es in wenige Worte zu fassen. Nach einem Sturz im Training, auch noch an meinem Lieblingsgerät, hatte ich plötzlich eine Stimme in mir, die manchmal einfach nein sagte. An manchen Tagen lief es super, an anderen ging nichts mehr. So sehr ich diesen Sport auch liebe, so gerne ich jeden Tag dafür trainiere und bei all meinen Erfolgen, meine Trainer am Mannheimer Bundesstützpunkt und auch ich mussten erkennen, dass es so für eine WM oder gar Olympia nicht reichen wird. Ich hatte eine superschöne Zeit in Mannheim und ich bin stolz und dankbar für jede Minute dort. Um aber trotzdem noch auf hohem Niveau trainieren und turnen zu können, wechselte ich nach Heidelberg. Und dort bin ich sehr glücklich, Teil in einem so tollen Team sein zu dürfen.
Welche Ziele hast Du und Dein Team beim Wettkampf in Ketsch?
Fichtner: Natürlich hoffen wir auf fehlerfreie Übungen und ein Ergebnis, das uns in der Tabelle etwas weiter nach oben verhilft, um einen Abstiegskampf vermeiden zu können. Ich persönlich freue mich, in meinem Heimatort bei einem Bundesliga-Wettkampf turnen zu dürfen. Mein Traum wäre, dass aus Ketsch viele Zuschauer kommen, die mein Team und mich unterstützen. Schon alleine das wäre ein einmaliges Erlebnis für mich.
Info: Tickets für die Wettkämpfe in Ketsch gibt’s im Vorverkauf unter www.tgmannheim. de/ bundesliga-daheim
Begeisterung als Stärke
Die TG Heidelberg hat am Ende eines bis zum Schluss spannenden Wettkampfjahres 2021 den Aufstieg in die 2. Bundesliga klargemacht. Bea Fichtner hatte daran großen Anteil, da sie fleißig Punkte sammelte. Der Aufstieg war etwas überraschend, denn die Heidelbergerinnen waren erst aus der Regionalliga aufgestiegen und aufgrund der Corona-Pandemie fanden dann über zwei Jahre lang keine Wettkämpfe in der 3. Liga statt.
Beim ersten Wettkampf der 2. Bundesliga im Mai in Karlsruhe reichte es nach übernervösem Auftritt lediglich für den vorletzten Tabellenplatz. Anfang Juli sprang in Buchholz ein fünfter Platz heraus, was in der Gesamttabelle aber trotzdem lediglich zu Platz sieben reichte, da die anderen Mannschaften völlig überraschende Ergebnisse erturnten. Die besondere Stärke der Heidelbergerinnen ist sicherlich der Zusammenhalt und die gegenseitige Begeisterung.
Vom Niveau her gehört das Team nicht zu den Besten, zumal gleich drei Turnerinnen aus der Aufstiegsmannschaft deutlich weniger trainieren können als zuvor. Viktoria Enns, Nathalie Ruf und Emily Benz haben beruflich mit ihrer Ausbildung begonnen und Bea Fichtner konnte aufgrund ihres bevorstehenden Schulabschlusses im ersten Halbjahr weniger trainieren, scheint aber nun bis zum Wettkampf in Ketsch wieder fit zu werden.
Die 1. und 2. Bundesliga der Frauen ist am Samstag, 1. Oktober, in Ketsch am Start. Am Sonntag, 2. Oktober, turnen anschließend sowohl die 3. Bundesliga als auch die Regionalliga Nord in der Neurotthalle. zg
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