Capoeira

Beim Capoeira in Schwetzingen schwingt ein Lebensgefühl mit

Beim Internationalen Treffen in der Nordstadthalle beeindrucken die Protagonisten mit der brasilianischen Kampfkunst - die am Ende weit mehr als ein Kampf ist.

Von 
Vincent Kern
Lesedauer: 

Urtümliche Gesänge und Rhythmen klingen durch die Nordstadthalle in Schwetzingen. Überall wuseln Menschen in weißen T-Shirts herum, viele von ihnen tragen verschiedenfarbene Kordeln an den Hosen. Die Farbe dieser Kordeln zeigt den „Rang“ der Capoeiristas, die zu diesem Tag aus der ganzen Welt angereist sind, um am Internationalen Capoeira-Treffen teilzunehmen.

In der Sporthalle stehen einige Kämpfer im Kreis, singen, klatschen und trommeln im Takt. Immer wieder springen zwei von ihnen in den Ring und fangen an zu kämpfen. Oder doch eher zu tanzen? Füße und Hände fliegen haarscharf über Köpfe hinweg, es wird attackiert, ausgewichen, jedoch fast ohne Berührungen. „Es ist kein Kampf“, sagt Vorsitzende Sabine Busse aus Plankstadt, „es ist eher ein Frage-und-Antwort-Spiel. Wenn ich einen Tritt gebe, muss der andere ausweichen. Die Idee ist, dass man sich dabei möglichst nicht berührt.“

Sabine Busse und der Trainer des Vereins Capoeira Schwetzingen, Cristiano Rozendo, sind äußerst erfreut über die zahlreichen Anwesenden aus insgesamt über sieben Ländern. „Capoeira stammt Ursprünglich aus Brasilien. In der Kolonialzeit war es den dort arbeitenden Sklaven aus Afrika verboten, Sport zu machen. So haben sich diese heimlich auf den Feldern im Kreis zusammengestellt, geklatscht, gesungen und in der Mitte des Kreises wurden die Capoeira-Bewegungen ausgeführt“ – so die Kurzfassung der Geschichte des Capoeiras von Sabine Busse. Beim Capoeira geht es auch um ein Gefühl – ja fast schon ist es eine Art Lebensstil, so vermittelt es die fünffache deutsche Meisterin Lila Sax dos Santos Gomes, Gründerin des Vereins Capoeira Schwetzingen. Es geht darum, sich persönlich weiterzuentwickeln und um das Zusammenspiel mit dem Partner, das „Auf-ihn-Eingehen“ und Verstehen.

Mehr zum Thema

Nordstadthalle

Capoeira mit Graduierung

Veröffentlicht
Von
zg
Mehr erfahren
Fohlenweide

Oftersheimer Kita Fohlenweide nimmt eigenen Song auf

Veröffentlicht
Von
Caroline Scholl
Mehr erfahren

Neben Showeinlagen und Vorführkämpfen findet an diesem sonnigen Nachmittag auch eine sogenannte „Batizado“ (zu Deutsch: Taufe) statt, bei der den Neuzugängen ihre Kordeln und ihre vom Trainer individuell ausgewählten Capoeira-Namen verliehen werden.

Eigens portugiesische Namen

Die Capoeira-Namen sind typischerweise Portugiesisch, so heißt Sabine Busse beispielsweise „Catuaba“. Auch Capoeiristas, die nun einer höheren Kordelfarbe würdig sind, erhalten diese während der Batizado-Zeremonie.

Da Capoeira ein ganz schön anstrengender Sport ist, haben Mitglieder und Mütter der Vereinsjugend für Stärkung gesorgt: Neben der großen Auswahl an Kaffee und Kuchen wurde sogar für alle Sportler frisch gekocht. Auch dem siebenjährigen Raphael „Kizumba“ Sulzmann aus Schwetzingen schmeckt es. „Ich mache schon seit ich vier bin Capoeira“, erzählt er stolz. Ihm wird heute bei der Batizado seine neue Kordel verliehen: Bislang nur orange wird seine Hose ab diesem Zeitpunkt eine blaue und eine orangene Kordel schmücken, die den Übergang zur nächsten Stufe signalisieren. „Das Beste daran ist, dass ich im Training immer ganz viele Freunde von mir treffe“, verrät er sodann.

Eine Komposition aus Kampf, Tanz, Rhythmus und Achtsamkeit – das ist vielleicht die beste Beschreibung, die man dem Kampfsport geben kann. Beim Zuschauen ist man sehr wohl beeindruckt. Deshalb gilt: Wer Interesse hat, sollte sich einfach mal eine Trainingsstunde (https://capoeira-schwetzingen.de/) anschauen. Die Gruppen trainieren montags und mittwochs in der Dr.- Erwin-Senn-Halle in Plankstadt. Es lohnt sich definitiv.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung