Seit Samstag ist der Oftersheimer Triathlet Dirk Oswald ein waschechter „Ironman“. Auf Hawaii absolvierte er erfolgreich das härteste Rennen der Szene (wir berichteten). Im Gespräch mit unserer Zeitung verrät der 36-Jährige, wie ein Konkurrent ihn rettete und wie viele Liter Schweiß er am Wettkampftag vergoss.
Herr Oswald, wie lange haben Sie auf das Rennen hingearbeitet und wie groß war die Nervosität, als es endlich so weit war?
Dirk Oswald: Insgesamt waren es fast zwölf Monate strukturierte Vorbereitung mit jeweils zwei Trainingseinheiten pro Tag. Die letzten ein, zwei Tage vor dem Start kam dann doch einiges an Respekt vor dem Rennen auf. Auch die Anspannung stieg ganz schön an.
Wie haben Sie den Wettkampftag begonnen?
Oswald: Ich bin im 3.30 Uhr aufgestanden, habe gefrühstückt, mich mit Sonnenmilch eingecremt und dann die letzten Vorbereitungen am Rad vorgenommen.
Gegen 7 Uhr startete dann das Rennen mit dem Schwimmen…
Oswald: Genau. Die ersten fünf Minuten liefen allerdings nicht nach Plan. 450 Männer, die alle auf einmal starten, richtiges Geprügel und viel Testosteron im Wasser. Ich habe etwas hyperventiliert und musste mich erst mal beruhigen.
Nach knapp über einer Stunde ging es aufs Rad. Wie lief es auf diesem Abschnitt?
Oswald: Super, ich habe mich von Anfang an auf dem Rad richtig gut gefühlt und hatte einen Riesenspaß. Mit den Zuschauern habe ich sogar immer wieder La-Ola-Wellen angestimmt, wenn ich durch die Mengen gefahren bin. Allerdings gab es hier einige organisatorische Probleme.
Welche?
Oswald: Aufgrund von Helfermangel mussten auf der Rad- und Laufstrecke die Verpflegungsstellen weiter auseinandergezogen werden. Beim Rad waren es statt alle 15 alle 25 Kilometer, beim Laufen statt alle 1,6 alle 2,5 Kilometer. Und an einer Station gab es auf einmal keine Kohlenhydrat-Gels mehr. Bis zur nächsten Stelle hätte ich eine halbe Stunde gebraucht. Wenn mir nicht ein anderer Athlet eins abgegeben hätte, wäre mein Rennen kaputt gewesen. Berechtigterweise wurde im Nachhinein deutliche Kritik am Veranstalter geäußert.
Die Stoppuhr zeigte 4 Stunden und 50 Minuten an, als Sie in die Laufschuhe wechselten. Nun wartete noch ein Marathon.
Oswald: Zu diesem Zeitpunkt war ich voll auf Kurs. Auch die ersten zehn Kilometer auf dem legendären Ali’i Drive mit tausenden Zuschauen liefen noch nach Plan. Auf dem Highway führte die Strecke dann ohne Publikum bergauf. Hinzu kamen starker Gegenwind und 50 Grad Celsius auf dem Asphalt. Da wurde es richtig hart, das war mental eine riesige Herausforderung. Hier musste ich auch die erste von mehreren Gehpausen einlegen.
Trotzdem kämpften Sie sich durch und überquerten nach 9:25,38 Stunden die Ziellinie. Was ging Ihnen da durch den Kopf?
Oswald: Der letzte Abschnitt war unbeschreiblich emotional. Im Zielkanal habe ich meine Eltern stehen sehen, wir sind uns um den Hals gefallen und es sind Tränen gekullert. Die letzten Meter habe ich einfach nur genossen. Es war ein schönes Gefühl, am Ende der Reise meines großen Traums angekommen zu sein.
Wie ging es Ihnen nach dem Rennen körperlich?
Oswald: Zwei Tage lang sehr schlecht. Die Beine taten weh, der Hals brannte, der untere Rücken schmerzte und der Magen-Darm-Trakt spielte verrückt. Ich habe mich am Renntag nur von Gels ernährt und rund 20 Liter Schweiß verloren. Um diesen Natriumverlust auszugleichen, habe ich 50 Gramm Kochsalz getrunken. Das schlägt schon mal auf den Magen.
Der Ironman war Ihr großes Ziel, Ihr großer Traum. Wie geht es nun mit der Triathlon-Karriere weiter?
Oswald: Ob und wie sie weitergeht, überlege ich mir in den kommenden Wochen. Ein, zwei Ziele fallen mir trotz der Erfüllung meines großen Traumes doch noch ein.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/sport/lokalsport_artikel,-lokalsport-der-oftersheimer-dirk-oswald-ueber-seine-teilnahme-beim-ironman-in-hawaii-_arid,2005715.html