„Wir haben nicht Gold verloren, sondern Silber gewonnen!“, drückte Trainer Achim Rühle die Gefühlslage beim VKC Eppelheim aus, nachdem der deutsche Sportkegeln-Zweitligist ins Finale des NBC-Pokals gestürmt war und erst dort vom kroatischen Spitzenklub KK Mertojak Split mit 6:2 gestoppt wurde. Ein Zweitligist im Endspiel ist wohl eine der größten Sensationen im internationalen Kegelsport in den letzten Jahren. Der Lohn: Die erstmalige Qualifikation für die Champions League. „Die Pokale werden größer, letztes Jahr waren wir Vierter. Nun spielen wir Champions League. Für mich ist ein Traum wahr geworden“, sagte der VKC-Vorsitzende Tobias Lacher.
In rund vier Wochen werden die Eppelheimer an ihrem neuen Spielort Plankstadt internationales Flair verbreiten. Und das, nachdem der mehrfache deutsche Meister, Welt- und Europapokalsieger vor vier Jahren einen Neunfang in der DKBC-Verbandsliga vor vier Jahren gestartet hatte.
Die fünf Tage von Apatin waren für die Eppelheimer ein grandioses Erlebnis. Unterstützt von 20 mitgereisten Fans – kein anderer Klub hatte mehr – wuchsen sie über sich hinaus. Die Qualifikation war dramatisch. Als Vierter zog Eppelheim ins Halbfinale ein.
Dort ging es gegen Qualifikationssieger Victoria Bamberg. Gegen den Bundesligisten war der VKC klarer Außenseiter, doch es kam völlig anders. Die Taktik ging voll auf. Da beim NBC-Pokal nicht blind aufgestellt wird, setzte Lacher zunächst auf Sebastian Rupp und Robin Loy in der Startaufstellung, um diese dann gegen Hendrik Erni und Daniel Aubelj auszutauschen. Aubelj siegte gegen den Ex-Sandhäuser Simon Haas mit 4:0. Zwar verlor Hendrik Erni gegen Florian Fritzmann, doch der Kegelabstand war geringer als befürchtet. Auch das Mittelpaar endete 1:1. Lacher verzichtete dann zugunsten von Jürgen Cartharius auf einen Einsatz, und auch das ging voll auf. Cartharius schlug Dominik Kunze überraschend deutlich. Pascal Kappler blieb dicht genug am Rumänen Cosmin Craciun dran – der Finaleinzug war geschafft.
Kroaten am Ende abgezockter
Gegen die Kroaten von KK Mertojak Split starteten die Eppelheimer im Endspiel gut. Ebert verlor zwar sein Duell gegen Ivan Totic, mit 185 Kegeln auf seiner vierten Bahn trug er aber viel zur Gesamtzahl bei. Kappler begann in die Vollen zwar schwach (91), kam im ersten Satz mit sieben Neunern im Abräumen aber auf 89 Kegel und war schließlich mit 645 Kegeln bester VKC-Akteur des Finals. Wie eng das Duell war, zeigen die Satzergebnisse: 180:173, 158:155, 158:154, 149:148).
Neben der Bahn herrschte derweil eine faszinierende Stimmung. Die Kroaten heizten mit Gitarre, Schlagzeug und Gesängen ein, die Eppelheimer stimmten auf Deutsch mit ein.
Auch im Mittelpaar hieß es dann 1:1. Nach Kegeln lag Eppelheim knapp vorne. Auf der ersten Bahn des Schlusspaares bauten Aubelj und Erni die Führung noch auf elf Kegel aus, nach der dritten Bahn schwammen dem VKC jedoch die Felle davon. Als die Partie praktisch zugunsten von Split entschieden war, kam Lacher auf der letzten Bahn für Aubelj. 63 Kegel entschieden schließlich für Split. „Nach dem Mittelpaar waren wir noch knapp vorne, aber wir haben dann kräftemäßig dem Halbfinale Tribut zollen müssen. Die Kroaten kennen das System schon mehrere Jahre und sind einfach abgezockter“, resümierte Lacher. Dennoch hat der VKC Eppelheim auf der internationalen Kegelbühne einmal mehr ein ganz dickes Ausrufezeichen gesetzt.
- VKC Eppelheim – KK Mertojak 2:6 (3636:3699 Kegel): Ebert – Totic 1:3 (631:648), Kappler – Muse 4:0 (645:630), A. Rupp/Walz – Dimitrovski 1:3 (603:622), Cartharius – Pofuk 3:1 (597:572), Aubelj/Lacher – Kovac/Dragicevic 1:3 (564: 598), Erni – Matic/Zubrinic 1:3 (596:629).
Stimmen zum NBC-Pokal
- Vorsitzender Tobias Lacher: „Zunächst überwiegt die Enttäuschung, aber ich bin so stolz auf den Klub, auf jeden Einzelnen. Nach dem Mittelpaar waren wir noch knapp vorne, aber wir haben dann kräftemäßig dem Halbfinale Tribut zollen müssen. Die Kroaten kennen das System schon mehrere Jahre und sind einfach abgezockter. Die Pokale werden größer, letztes Jahr waren wir Vierter. Nun spielen wir Champions League. Für mich ist ein Traum wahr geworden, als ich für Daniel eingewechselt wurde.“
- Sportwart Seppel Rupp: „Wenn mir vorher jemand gesagt hätte, wir werden Zweiter, dann hätte ich das sofort unterschrieben. Wir fahren erhobenen Hauptes nach Hause. Die Stimmung war grandios, von unseren Fans, aber auch von den Kroaten. Dort wird der Kegelsport noch richtig gefeiert, jeder Spieler bekommt vom Staat Geld für solche Einsätze. Nach Fußball ist das dort der Volkssport. Nun spielen wir Champions League, wir wünschen uns alles außer Zerbst.“
- Pascal Kappler: Wenn man im Finale ist, will man es auch gewinnen. Die Niederlage ist schade, wir waren bis zu den letzten 60 Wurf gut dabei. Dann haben die ihre Klasse gezeigt. Wir haben die Siegerehrung mit Pokal, Silbermedaille, Urkunde und Präsent sehr genossen. Dass wir nun Champions League spielen, ist etwas Unfassbares. Hoffentlich reichen die Getränke im Bus, sonst müssen wir so oft anhalten“…
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/sport/lokalsport_artikel,-lokalsport-vkc-eppelheim-feiert-sensation-in-serbien-_arid,2253943.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/eppelheim.html
[2] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/plankstadt.html