Hoffenheim. Ein spektakulärer Erfolgsstart für Christian Ilzer - und dann: interne Kritik am neuen Trainer der TSG Hoffenheim. Die wollte sich Jacob Bruun Larsen nicht verkneifen. „Hätte er mich vorher reingebracht, dann wäre es vielleicht noch mehr.“ Mehr also als ein Tor und eine Vorlage. Mehr als zwei ganz wichtige Aktionen, die dem Kraichgauclub den 4:3-Sieg gegen RB Leipzig möglich machten.
Matchwinner Bruun Larsen grinste. Die Reporter um ihn herum lachten. Ja, mehr Spielzeit wäre schön gewesen. Aber Coach Ilzer hatte bei seinem Bundesligadebüt immerhin noch rechtzeitig auf den Dänen zurückgegriffen. „Es hat sehr Spaß gemacht, auf dem Platz zu stehen - nach einer längeren Pause“, sagte Bruun Larsen.
Pellegrino Matarazzo hatte den Angreifer kaum spielen lassen. Dessen Nachfolger an der Seitenlinie wechselte ihn auch erst in der 81. Minute ein. Aber Bruun Larsen machte diesmal sehr viel draus. „Man muss die Minuten nutzen, die man kriegt. Und das habe ich heute gemacht.“ Adam Hlozeks Tor zum 3:3 in der 82. Minute bereitete Bruun Larsen vor, das 4:3 erzielte er selbst per Kopf (87.). „Das war ein schöner Moment für mich.“
Ilzer hebt die Mentalität seines Teams hervor
Auch für den neuen Trainer war es ein famoser Jubelmoment. Der späte 4:3-Triumph der TSG sorgte für überschäumende Emotionen. Ilzer erzählte hinterher von einem Erlebnis, „wie man es sich schöner gar nicht vorstellen kann“. Erstes Spiel, gleich drei Punkte - und das im Duell mit dem bisherigen Tabellenzweiten.
„Ich mag das Gesicht, das die Mannschaft gezeigt hat - vor allem die Mentalität“, sagte der neue Trainer aus Österreich nach der „Achterbahnfahrt“. Runter, rauf, runter, rauf. 0:1, 1:1, 1:2, 2:2, 2:3 - dann der finale Höhenflug.
Smartphones bringen Sinsheimer Arena zum Leuchten
Für die TSG war es ein bedeutsamer Befreiungsschlag im Tabellenkeller der Bundesliga. Von der roten Zone der größten Abstiegsbedrohung haben sich die nun mit einer Viererabwehrkette im 4-2-3-1-System spielenden Kraichgauer dank des Erfolgs erst einmal absetzen können. Sie gehören jetzt zum hinteren Mittelfeld.
Für den neuen Trainer geht es nun in erster Linie darum, die Erkenntnisse aus dem wilden Spektakelspiel in Sinsheim zu nutzen, um „die nächsten Schritte zu setzen“. Die Hoffenheimer Fans waren jedenfalls schon mal glücklich. Beim Ilzer-Debüt gab es gleich eine Tribünenpremiere: Tausende Smartphone-Lampen gingen in der Schlussphase an. Die Arena funkelte beim 4:3. „Wenn das der Funke war, der die Handys zum Leuchten gebracht hat, dann freut es mich“, betonte Ilzer.
Ilzer verspricht auch künftig offensiven Fußball seiner neuen Mannschaft
Zu freudlos waren die Wochen und Monate zuvor verlaufen. In zehn Bundesligaspielen gelangen nur ganze zwei Siege. Und die erfolgten gegen die Abstiegsaspiranten Holstein Kiel und VfL Bochum. Deshalb musste Matarazzo gehen. Dreimal hintereinander hatte es zuletzt kein Hoffenheimer Bundesligator gegeben: 0:0, 0:2, 0:0. Und jetzt: vier Stück auf einmal.
„Wir wollen für diesen offensiven Fußball stehen“, versprach nun der neue Cheftrainer. „Wir waren auch relativ offensiv positioniert in der Startelf.“ Was folgte, war „großes Kino, ein cooler Film“, wie es Ilzer ausdrückte. „Mit Happy End.“
Weil Bruun Larsen die vorangegangenen Hoffenheimer Tore durch Adam Hlozek (17./82.) und Tom Bischofs Freistoßschlenzer (50.) mit dem 4:3 veredelte. Als Anton Stach flankte, stand er vor dem Leipziger Tor parat. „Ich bin nicht der beste Kopfballspieler - definitiv.“ Aber es war prima gemacht. „Das war mein zweites Bundesligator mit dem Kopf, glaube ich. Und beide Male haben wir gewonnen, wenn ich mich nicht falsch erinnere.“
Das Leipzig-Spiel soll zum Erweckungserlebnis werden
Der einst aus seiner Heimat in die Jugend von Borussia Dortmund gewechselte Däne, der dann über den VfB Stuttgart bei der TSG landete, möchte nach einer eher tristen Zeit nur allzu gerne voll durchstarten und weitere Erfolgserlebnisse ansammeln. „Hoffentlich wird das so bleiben. Im Fußball geht es hoch und runter. Ich muss den Moment mitnehmen - wir nehmen den Moment mit.“
Für die Hoffenheimer soll das 4:3 zum Erweckungserlebnis werden - trotz der defensiven Schwächen, die weiter unübersehbar waren. Bruun Larsen betonte aber auch: „Wir haben noch sehr viel vor.“
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