Mannheim. Arno Tiefensee ging es am Samstagabend schlecht, ja sogar richtig dreckig. Der Torhüter der Adler Mannheim musste sich im Berliner Teamhotel mehrmals übergeben, auch am Morgen danach stellte sich kaum Besserung ein.
Da es seinen Torhüterkollegen Felix Brückmann ebenfalls erwischt hatte, ließ es sich Tiefensee aber nicht nehmen, in der Partie bei den Eisbären im Adler-Kasten zu stehen - mit beeindruckendem Ergebnis: 14 Paraden trug der 21-Jährige für die Mannheimer zum 3:1 Erfolg bei.
Arno hat eine wichtige Botschaft gesendet, indem er uns allen - auch seinen Teamkollegen - gezeigt hat, was für ein Herz er hat
Nicht nur bei Dallas Eakins hinterließ das Verhalten des Goalies Eindruck. „Arno hat eine wichtige Botschaft gesendet, indem er uns allen - auch seinen Teamkollegen - gezeigt hat, was für ein Herz er hat“, sagte der Adler-Trainer. Eakins ging davon aus, dass sich die Spieler an diesem neuen Maßstab orientieren würden - und wurde schon im Berlin-Spiel bestätigt: „Klar, Arno hat fantastisch gehalten. Seine Vorderleute haben aber alles dafür getan, ihn zu unterstützen. Das hat mich extrem stolz gemacht.“
Adler Mannheim jetzt auf neuntem Tabellenplatz
Mit dem zweiten Sieg in Folge verbesserten sich die Adler in der Deutschen Eishockey Liga auf den neunten Tabellenplatz. Sie überholten die Löwen Frankfurt, die an diesem Donnerstag (19.30 Uhr) zum „Spiel der leuchtenden Herzen“ in der SAP Arena gastieren.
Die Trainingseinheit der Adler am Mittwoch war knackig. Bis auf die drei langzeitverletzten Angreifer Matthias Plachta, Tyler Ennis und Ryan MacInnis hatte Eakins alle Mann an Bord. Auch beide Torhüter mischten mit.
Adler-Trainer Eakins wehrt sich gegen "leckeres Brot"
In der Pressekonferenz gab Eakins einen Einblick in seine Philosophie. „In einem Spiel passieren viele Dinge, die die Spieler nicht beeinflussen können. Daher ist es wichtig, dass sie ihren Fokus auf Dinge legen, bei denen sie etwas bewirken können. In erster Linie ihr Fitnesszustand“, betonte der US-Amerikaner.
Das bedeute nicht, dass sich die Profis nicht auch mal etwas gönnen könnten: „Wenn wir einen freien Tag haben, sollen sie sich erholen, gut essen und gut schlafen, die Zeit mir ihrer Familie oder ihrer Freundin verbringen und nicht an die Arbeit denken. Anders sieht das aus, wenn wir trainieren. Dann will ich Tempo und volle Konzentration sehen.“
Um die richtigen Entscheidungen zu treffen, sei Disziplin die wichtigste Tugend. Eakins versucht, seine Rolle als Vorbild zu erfüllen - auch wenn es ihm in der einen oder anderen Situation schwerfällt, wie er lachend zugibt: „Wir haben in der Kabine immer so leckeres Brot stehen. Auf der linken Schulter sitzt ein kleines Teufelchen und flüstert mir zu, ich solle zugreifen. Der Engel auf der rechten Schulter warnt mich.“
Eishockey-Spiele im Zwei-Tages-Rhythmus
Nicht nur, weil die Adler mit zwei Siegen in Folge in die Erfolgsspur zurückgefunden haben, nimmt es Eakins zufrieden zur Kenntnis, dass das Programm bis zum Jahresende vollgepackt ist. Bis Silvester haben die Mannheimer noch fünf Partien zu absolvieren. „Ich finde den Rhythmus ganz gut. In den vergangenen Wochen haben wir viel Wert auf gutes Training gelegt. Wir haben zwar in vielen Bereichen noch Luft nach oben, aber doch die Basis für einen nachhaltigen Aufschwung gelegt. Ich bin gespannt darauf, wie meine Jungs das umsetzen.“
Vom „Spiel der leuchtenden Herzen“ hat Eakins schon viel Positives gehört. Jetzt verspürt er große Lust, selbst Teil davon zu sein. Er ist gespannt, wer ein so großes Herz zeigt wie Tiefensee zuletzt in Berlin.
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