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Darum sind die Rhein-Neckar Löwen jetzt die Deutschland-Löwen

Die Rhein-Neckar Löwen verpflichten zwei deutsche Handball-Nationalspieler. Darum sind diese Transfers eine Ansage

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Marc Stevermüer
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Handball: Bundesliga, Frisch Auf Göppingen - TSV Hannover-Burgdorf, 13. Spieltag, EWS Arena. Göppingens Sebastian Heymann in Aktion. Im Sommer 2024 wechselt Heymann zu den Rhein-Neckar Löwen. (zu dpa: «Rhein-Neckar Löwen holen Nationalspieler Heymann und Nothdurft») +++ dpa-Bildfunk +++ © picture alliance/dpa

Mannheim. Vor genau 20 Jahren machte sich eine Mannschaft aus dem Lipperland einen großen Namen. Der TBV Lemgo holte die deutsche Handball-Meisterschaft - und zwar mit Spielern namens Markus Baur, Florian Kehrmann, Daniel Stephan, Volker Zerbe und Christian Schwarzer. Sie alle spielten auch für das deutsche Nationalteam, was aus dem TBV Lemgo den „TBV Deutschland“ und den Club zum Stolz einer ländlich geprägten Region machte. Tief in der Provinz zwischen Bielefeld und Hannover hatten sie es tatsächlich geschafft, die besten deutschen Handballer zu vereinen.

Nun kann man davon ausgehen, dass sich die Rhein-Neckar Löwen den TBV Lemgo nicht zwingend zum Vorbild genommen haben. Mal ganz abgesehen davon, dass die infrastrukturellen Möglichkeiten in Mannheim besser sind. Aber mit dem 25-jährigen Sebastian Heymann (Frisch Auf Göppingen) und dem 26-jährigen Tim Nothdurft (Bergischer HC) nimmt der Club zur neuen Saison zwei weitere Nationalspieler bis 2027 unter Vertrag.

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Löwen wollen Nationalspieler: Das hat das mit Gensheimer zu tun

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Beide Personalien bestätigte der Verein am Mittwoch. Über die anstehenden Transfers hatte diese Redaktion bereits berichtet. Bei den Löwen trifft das Duo auf Jannik Kohlbacher, Juri Knorr, Patrick Groetzki, David Späth und Joel Birlehm. Sie alle tragen ebenfalls das Trikot des Deutschen Handballbundes (DHB) und stehen wie auch die beiden Neuzugänge im vorläufigen Aufgebot für die EM im Januar.

Löwe Gislason ein Wechselkandidat

Ob die Löwen nun einen ähnlich erfolgreichen Weg wie die Lemgoer vor 20 Jahren gehen? Das lässt sich nicht sagen. Damals gehörte die deutsche Nationalmannschaft zu den Besten der Welt, wurde 2004 Europa- und 2007 Weltmeister. 2004 kam Olympia-Silber dazu, in den Jahren zuvor reichte es ebenfalls zu Edelmetall (EM-Silber 2002, WM-Silber 2003). Von derartigen Erfolgen - noch dazu in dieser unglaublichen Konstanz - ist die aktuelle DHB-Auswahl weit entfernt. Es dominieren die Dänen. Doch deren Stars versammeln sich derzeit lieber bei der SG Flensburg-Handewitt.

Für die Löwen macht der Doppel-Coup trotzdem Sinn. Denn mit Heymann und Nothdurft bekommen sie zwei Spieler, die perfekt in das auf Tempo-Handball basierende System von Trainer Sebastian Hinze passen. Der gebürtige Heilbronner Heymann kann im Innenblock decken, hat Qualitäten im Umschaltspiel und strahlt Torgefahr von der halblinken Position aus, die in dieser Saison eine große Schwachstelle der Löwen ist. Auch weil Halil Jaganjac nach seiner Schulteroperation weiter nur in der Abwehr eingesetzt werden kann. Wann wirft der Kroate denn wieder aufs Tor? Eine Gewissheit gibt es nicht. Dieses Jahr vermutlich nicht mehr.

Sebastian Heymann (Bild oben) und Tim Nothdurft (Bild unten, rechts) haben sich jeweils bis 2027 an die Löwen gebunden. © Tom Weller/dpa

Hinze bezeichnet Heymann als einen Spieler, der „sehr gut in unser gesuchtes Profil“ passt und lobt die Zweikampfstärke des Rechtshänders, an dem die Mannheimer schon vor einigen Jahren interessiert waren. Damals galt der Rückraummann als einer der großen Hoffnungsträger des deutschen Handballs und entschied sich für einen Verbleib in Göppingen. Nach seinem zweiten Kreuzbandriss im Mai 2022 stagniert seine Entwicklung allerdings - auch aufgrund der langen Pause. Vielleicht tut ihm deshalb diese Veränderung gut.

„Ich möchte eine neue Herausforderung für mich angehen, und da bringen die Löwen alles mit, was ich mir wünsche. Ehrgeizige Ziele, ein Trainer mit einer klaren Vorstellung von Handball und ein hochprofessionelles Umfeld“, begründet Heymann sein Ja-Wort zu den Löwen, das aufgrund seiner Qualitäten im Abwehrzentrum für einen Abschied bei den Badenern sorgen könnte. Der Vertrag von Kreisläufer Ymir Gislason endet schließlich im Juni. Der Isländer hat seine Qualitäten in der Deckung und wird nach Informationen dieser Redaktion ausgerechnet in Göppingen gehandelt. Hinze antwortete zuletzt auf die Frage nach Gislasons Zukunft: „Da ist noch nichts entschieden.“

Löwen-Ikone Gensheimer vor Karriereende

Mit der Verpflichtung von Linksaußen Nothdurft dürfte außerdem endgültig klar sein, dass Vereinsikone Uwe Gensheimer seine imponierende Karriere im Sommer 2024 beenden wird. Der Weltklasse-Rechtshänder erholt sich gerade von einer Kreuzband- und Meniskusverletzung, für Freitag haben die Löwen zu einer Pressekonferenz eingeladen. Wie bereits berichtet, mehren sich die Indizien, dass der 37-jährige Gensheimer dort möglicherweise sogar als neuer Sportchef des Pokalsiegers vorgestellt wird. Die Mannheimer haben diese Personalie bislang nicht kommentiert.

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Pressekonferenz angekündigt: Wird Gensheimer Löwen-Sportchef?

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Marc Stevermüer
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Der gebürtige Reutlinger Nothdurft feierte im November sein Debüt in der deutschen Nationalmannschaft. Er kann auch auf der Halbposition decken, was die taktischen Möglichkeiten des Bundesligisten erweitert. Denn mit ihm auf dem Feld wäre es möglich, Spielmacher Knorr auf der Außenposition verteidigen zu lassen und ganz ohne Abwehr-Angriff-Wechsel zu agieren. „Mit seinem Wurfverhalten, seiner Antizipation und Flexibilität in der Abwehr wird er uns mehr Möglichkeiten geben“, ist sich Hinze sicher. Neben Nothdurft dürften die Löwen außerdem auf Toptalent David Móré setzen. Der Vertrag des aktuellen zweiten Linksaußen Lion Zacharias endet im Juni.

Vor den Transfers von Heymann und Nothdurft hatte der zweifache deutsche Meister vor einigen Monaten bereits die Verpflichtung des kroatischen Nationalspielers Ivan Martinovic bestätigt. Der Linkshänder kommt von der MT Melsungen und ist damit der dritte namhafte Neuzugang der Löwen, die 2022 das Ziel formuliert hatten, in drei bis fünf Jahren wieder ganz oben angreifen zu wollen.

Dass sie davon noch ein gutes Stück entfernt sind, zeigt sich gerade in dieser Bundesligasaison. Und genau das wurde auch am Dienstagabend in der European League deutlich. Beim französischen Spitzenclub HBC Nantes unterlagen die Badener chancenlos mit 25:32. Noch sind die Löwen also ein bisschen zu klein für die Großen. Aber sie arbeiten daran, dass sich das ändert.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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