Heidelberg. Nach dem 36:32-Erfolg der Rhein-Neckar Löwen gegen HBC Nantes war Trainer Sebastian Hinze schnell der Erste im Kabinengang des Heidelberger SNP Domes und genoss von dort aus, was er sah. Der Coach des Pokalsiegers freute sich aus dieser Perspektive sichtlich darüber, wie seine Spieler vor dem eigenen Fan-Block feierten und klatschte danach mit jedem der Löwen-Profis ab, als sich diese auf den Weg in die Umkleide machten.
Und als Andreas Holst bei ihm vorbeikam, bedachte er den Dänen nicht nur mit einem Strahlen, sondern auch mit kurz hochgezogenen Augenbrauen. Diese kleine Geste nach dem Motto „Siehste, geht doch!“ durfte durchaus als Sonderlob für den 2,02 Meter großen Dänen gewertet werden, der dem ersten Heimspiel der Löwen in der European League vor allem im zweiten Durchgang seinen Stempel aufgedrückt hatte.
„Das hat sehr gut gepasst und er hat tatsächlich ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht“, fasste Hinze sein Lob später auch in Worte, wollte dabei aber nicht nur die sechs Tore Holts gewürdigt wissen, die der Rechtshänder bei acht Versuchen alle im zweiten Durchgang erzielte. „Er hatte schließlich auch drei Steals gegen den gegnerischen Kreisläufer, als er Juri Knorr in der Abwehr entlastet hat. Das war eigentlich fast noch wichtiger, weil wir es da geschafft haben, uns auf drei, vier Tore abzusetzen“, verwies Hinze auf Dinge, die eben nicht so viel Aufmerksamkeit erregten wie Holts Treffsicherheit aus dem Rückraum.
Holst bislang nur Ergänzungsspieler
Gemessen an seinen bisherigen Auftritten waren aber auch die sechs Tore des Halblinken ein unübersehbares Ausrufezeichen. Bislang standen schließlich nur drei Treffer bei acht Spielen in der Statistik des Zugangs aus Montpellier, der erst Mitte September als Reaktion auf den neuerlichen Eingriff an Halil Jaganjacs Wurfschulter nachverpflichtet worden war.
Am Dienstagabend in der European League verdoppelte der 28-Jährige, der bislang eher Ergänzungsspieler war, diese Quote nun auf einen Schlag und machte das, was ein Spieler seiner Statur auf dieser Position eben so machen soll: Die vermeintlich „einfachen“ Tore aus der Distanz erzielen. Dass sein Aufblühen vielleicht damit zu tun hatte, dass es gegen eine Mannschaft aus der französischen Liga ging, in der er zuletzt am Ball war, quittierte Holst mit einem Lächeln. „Ich kannte natürlich ein paar Jungs und es hat auf jeden Fall Spaß gemacht, wieder gegen sie zu spielen“, kommentierte der Rückraum-Shooter diese Theorie, wollte seine eigene Leistung in der Rückschau aber gar nicht so sehr in den Vordergrund rücken.
„Ich muss mich vor allem bei meinen Teamkollegen bedanken, die mich immer wieder gut in Position gebracht haben“, gab Holst das Lob weiter und wollte auch nicht von seinem bislang besten Spiel für die Löwen sprechen: „Das sollen andere beurteilen. Wir hatten jedenfalls als Team einen guten Abend und wollen jetzt diesen Weg weitergehen.“
Vor dem nächsten Spiel bei der MT Melsungen am Samstagabend (20. 30 Uhr, Messehalle Kassel) können die Mannheimer einen Andreas Holst mit aufsteigender Form auf jeden Fall gebrauchen, denn die halblinke Rückraum-Position ist bereits seit Saisonbeginn etwas die Schwachstelle des Pokalsiegers.
Jaganjac vor Comeback
Erst mussten die Löwen den erneuten Ausfall von Jaganjac verkraften, der am Dienstag erstmals wieder im Kader stand. Und der schwedische Zugang Gustav Davidsson tut sich bei der Gewöhnung an sein neues Umfeld weiter schwer. Auch am Dienstag gegen Nantes startete der Rechtshänder mit einigen Unsicherheiten und musste bald für Holst weichen. Und als ob das nicht alles schon kompliziert genug wäre, gesellt sich dazu nun noch das Verletzungspech von Rückkehrer Philipp Ahouansou.
Der 22-Jährige feierte am Sonntag gegen Gummersbach gerade erst sein Comeback nach Schulterproblemen, knickte dann aber nach einem Zweikampf um und musste ausgewechselt werden. Am Dienstagabend stand Ahouansou dann mit Krücken und einem dicken orthopädischen Spezialschuh als Zuschauer in der Halle. Diagnose: Syndesmosebandverletzung. „Das ist natürlich ärgerlich und wird sich jetzt mehrere Wochen ziehen“, sagte der Rückraumspieler, der zwar nicht operiert werden muss, aber zumindest den nächsten Monat noch mit der Orthese unterwegs sein wird. „Danach wird sich alles weitere ergeben“, meinte der Rechtshänder, dem das Zuschauen sichtlich schwer fiel. Dennoch freute sich Ahouansou über die Stimmung, den Sieg und den Auftritt von Kollege Holst.
„Er hat ein paar wichtige Tore aus der zweiten Reihe gemacht, was uns zuletzt so ein bisschen gefehlt hat“, sprach der Zuschauer wider Willen die Krux auf halblinks an. „Das war sehr wichtig und ausschlaggebend für den Sieg“, unterstrich Ahouansou den Beitrag des Dänen, der gegen Nantes zumindest genug Selbstvertrauen für die nächsten Aufgaben getankt haben sollte.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/sport/vereine_artikel,-rhein-neckar-loewen-holst-springt-bei-den-rhein-neckar-loewen-in-die-bresche-_arid,2139750.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg_artikel,-heidelberg-rhein-neckar-loewen-gewinnen-in-der-european-league-das-topspiel-gegen-nantes-_arid,2139620.html