Hamburg. Mit hängenden Köpfen und leeren Blicken gingen die Rhein-Neckar Löwen in die Kabine. Diese Niederlage musste erst einmal verdaut werden, zumal sie so viele Facetten hatte. „Schwer zu greifen“, sei dieses 37:40 (18:21) beim HSV Hamburg, sagte ein enttäuschter Kapitän Patrick Groetzki nach einer Partie, in der phasenweise ganz unterschiedliche Probleme auftraten.
„Wenn man 40 Tore kassiert, ist klar, woran es gelegen hat. Wir haben keine Sicherheit in unsere Abwehr bekommen“, sagte Trainer Sebastian Hinze mit Blick auf die Anzahl der Gegentreffer. Er schränkte allerdings ein, dass nicht alles grundsätzlich schlecht gewesen sei. Viele Bälle flogen vom Innenpfosten ins Tor, Schlussmann Joel Birlehm fand erst spät zu seiner Form. Zweifel an der Grundidee, wie die Löwen verteidigen wollen, gibt es deshalb beim Bundesligisten nach diesem ersten dicken Dämpfer in dieser Saison keine. Das machte Hinze deutlich.
„Zehn Minuten waren zu schlecht“
Zumal im Angriff auch genügend Chancen da waren, um noch mehr Treffer zu erzielen. HSV-Keeper Johannes Bitter kam auf 17 Paraden, knapp ein Dutzend ganz freie Möglichkeiten ließen die Badener aus. Und so war es fast schon bezeichnend für die Niederlage, dass Kreisläufer Jannik Kohlbacher den Ball zehn Minuten vor dem Abpfiff an den Pfosten warf, anstatt beim 28:31 (50.) den Rückstand auf zwei Treffer zu verkürzen.
Hamburg - Löwen
- Hamburg: Bitter, Budalic (bei einem Siebenmeter) – Schimmelbauer (1), Magaard, Mortensen (11/1), Lassen (11), Weller (4), Axmann (5), Andersen (3), Niemann, Bergemann, Theilinger, Feit, Valiullin (1), Baijens (4).
- Löwen: Birlehm, Späth (ab 21. und bis 37. Minute) – Gensheimer (10/5), Kohlbacher (5), Groetzki (2) – Jaganjac (5), Knorr (6), Lagergren (4) – Forsell Schefvert (4), Gislason, Kirkeløkke (1), Helander (n.e.), Michalski (n.e.), Horzen (n.e.), Nilsson.
- Schiedsrichter: Brodbeck/Riech.
- Zuschauer: 5702.
- Strafminuten: Axmann (2), Valiullin (2), Theilinger (2) – Groetzki (2), Kirkeløkke (2), Jaganjac (2).
- Beste Spieler: Lassen, Mortensen, Bitter – Knorr, Gensheimer.
„Ich habe immer gedacht, dass für uns in diesem Spiel noch einmal eine Tür aufgeht“, sagte Hinze. In diesem Fall war das tatsächlich so, doch um durch eben diese Tür auch hindurchzugehen, hätte Kohlbacher seine Chance nutzen müssen oder wenig später Halil Jaganjac bei 34:37 in der zweiten Welle nicht zum Gegner passen dürfen (57.). Kurzum: Zu viel ging einfach schief, weshalb Hinze auch von einem „verdienten Sieg“ der Hanseaten sprach.
Die Löwen starteten schwach in die Partie. Uwe Gensheimer ließ einen Siebenmeter aus, Albin Lagergren vergab einen Gegenstoß. HSV-Keeper Bitter war gleich zu Beginn ein Faktor. Nach dem 3:0 (5.) für die Hanseaten kamen die Mannheimer langsam in die Partie, brauchten dafür aber eine Überzahl.
Jaganjac und Gensheimer trafen jeweils ins leere Hamburger Tor und glichen zum 7:7 (11.) aus. Richtig stabil war der Auftritt der Löwen aber auch danach nicht, vor allem die Abwehr wackelte und selbst eine zwischenzeitliche 14:11 (18.)-Führung brachte keine Ruhe. Zumal die Abschlussschwäche blieb. Beim 14:14 (21.) nahm Trainer Hinze eine Auszeit, brachte mit Ymir Gislason am Kreis und im Innenblock, Lukas Nilsson auf der halblinken Position und David Späth im Tor neues Personal.
Keine der drei Umstellungen zahlte sich aus. Im Gegenteil: Die Löwen verloren nun vollends die Kontrolle, was laut Hinze „aber nicht an den Wechseln lag“. Seine Erklärung: „Wir hatten auf beiden Seiten des Spielfeldes nichts Positives. Und dann ist es für jede Mannschaft schwer.“
Groetzki wurde wesentlich deutlicher: „Diese zehn Minuten vor der Pause waren einfach zu schlecht.“ Oder anders ausgedrückt: Das Tief war zu tief – und vor allem auch zu lang. Insbesondere im Abschluss: Gensheimer, Lagergren und zweimal Knorr ließen klarste Chancen aus, die Folge für die Mannheimer war ein 18:21-Pausenrückstand.
Nach dem Seitenwechsel kamen die Löwen zu zwei Ballgewinnen, erzielten aber keinen Treffer. Hamburg hingegen nutzte seine Chancen und hatte neben Bitter mit dem elffachen Torschützen Jacob Lassen einen zweiten überragenden Mann auf dem Feld. „Er hätte heute auch von der Mittellinie getroffen“, meinte Groetzki, wenngleich Olle Forsell Schefvert monierte, es dem Dänen „zu einfach gemacht“ zu haben.
Der HSV zog auf 27:21 (40.) davon, bei den Löwen kehrte Birlehm zurück und eröffnete den Badenern mit seinen Paraden tatsächlich die Chance, doch noch etwas Zählbares mitzunehmen. Es folgten aber Kohlbachers Pfostenwurf und der Fehlpass von Jaganjac.
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