Halil Jaganjac sprach davon, „grundsätzlich zufrieden“ zu sein. Was auch bedeutet, dass es noch besser geht. Und trotzdem gehen die Rhein-Neckar Löwen nach dem 37:29 (20:14)-Testspielsieg über den HC Kriens-Luzern mit einem guten Gefühl in die neue Saison in der Handball-Bundesliga. „Wir haben 37 Tore erzielt, das ist sehr gut. Außerdem haben wir viel Lauf- und Kampfbereitschaft in der Abwehr gezeigt“, lobte Jaganjac, dem es aber „auch ein paar Gegentore zu viel“ waren.
Dennoch: Der mit acht neuen Spielern umgebaute Löwen-Kader machte in den vergangenen Wochen dank harter Arbeit große Fortschritte. Schon nach dem 33:20-Testspielsieg über den französischen Erstligaaufsteiger Sélestat hatte Trainer Maik Machulla davon gesprochen, dass ihm „schwierige Entscheidungen“ bevorstünden, weil „sich wirklich viele Spieler in den Vordergrund“ gedrängt hätten. Doch das kann ihm ja nur recht sein.
Am Freitag startet die Saison für die Löwen
Etwas weniger als eine Woche bleibt den Löwen jetzt noch – dann steht der Ligastart am Freitag (19 Uhr) bei der MT Melsungen an. Und unabhängig von der gut verlaufenen Saisonvorbereitung scheint ebenfalls klar zu sein, dass es gerade zu Beginn vermutlich noch ein paar Probleme geben wird.
„Wenn jemand einen Fehler in der Deckung macht, können wir das noch als Mannschaft ausgleichen“, weiß Jaganjac, was mit Zusammenhalt und Kampfgeist möglich ist. Doch Ballverluste im Angriff – die tun richtig weh. Denn Gegentore im Gegenstoß lassen sich schwer bis gar nicht verhindern. Jaganjac: „Eine falsche Bewegung, eine falsche Entscheidung – und der Ball ist weg. Wir haben wirklich gute Spieler für den Angriff, aber an den Feinheiten müssen wir noch arbeiten. Ich bin allerdings davon überzeugt, dass es mit der Zeit immer besser klappen wird.“
Ähnlich sieht es Rückraumspieler Dani Baijens: „Die Basics haben wir verinnerlicht, nun geht es noch um die Kleinigkeiten, um bestimmte Absprachen und Details. Aber diese Dinge dauern immer am längsten.“
Ihren Optimismus ziehen die Löwen nicht zuletzt aus der Personalie Machulla. Die Spieler sind davon überzeugt, dass der 48-Jährige ein Bessermacher ist und ihnen den richtigen Weg weist.
Großes Lob für Machulla von Baijens und Jaganjac
„Maik erwartet, dass jeder seinen Job zu 100 Prozent erledigt. Aber das Allerwichtigste ist: Er geht seinen Job jeden Tag mit 110 Prozent an, man spürt das schon in seiner Ansprache. Jede Mannschaft möchte solch einen Trainer haben“, schwärmt Jaganjac. Für Baijens, der mit Machulla bereits zusammen bei der SG Flensburg-Handewitt arbeitete, ist der Trainer der Grund gewesen, warum er sich für einen Wechsel von Paris Saint-Germain zu den Löwen entschied. Der Niederländer adelt Machulla als „besten Trainer“, den er je gehabt habe.
Sehr deutlich wurde in der Saisonvorbereitung, wie der zweifache Meister und Pokalsieger künftig auftreten will. Dem Coach geht es um Tempo – und besonders schnell wird es, wenn Haukur Thrastarson und Mathias Larson gemeinsam auf dem Feld stehen. Dem Isländer Thrastarson attestiert Machulla eine „hohe Spielintelligenz“, während er Larson als „kleine Spielmaus“ bezeichnet.
Das Problem: Steht das Duo gemeinsam auf dem Feld, kommt es zu zwei Abwehr-Angriff-Wechseln. Denn beide haben ihre Qualitäten eher nicht in der Deckung. „Wir müssen mal schauen, ob das eine Dauerlösung ist. Aber im Moment ist das die Kröte, die wir schlucken müssen“, sagt Machulla, für den Champions-League-Sieger SC Magdeburg und Meister Füchse Berlin so etwas wie Vorbilder sind. Beide Vereine haben den Hochgeschwindigkeits-Handball perfektioniert, Würfe aus großer Rückraumdistanz gibt es kaum noch.
Dieser Stil schwebt auch Machulla vor, weshalb er es auf keinen Fall schlimm findet, mit Sebastian Heymann nur einen einzigen Profi der Marke Wurfgewalt im Kader zu haben: „Im modernen Handball sagt man sich eigentlich nicht mehr, dass man viele Spieler benötigt, die aus der zweiten Reihe werfen können.“ Im Gegenteil: Der Ball läuft immer schneller, es kommt auf Durchbrüche und gelungene Eins-gegen-eins-Aktionen an. Und genau so hat Machulla auch seine Mannschaft zusammengestellt.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/sport/vereine_artikel,-rhein-neckar-loewen-rhein-neckar-loewen-spieler-schwaermen-von-trainer-machulla-_arid,2323998.html