Mannheim. Erst Portugal, dann Ostsee. Die Handballer der Rhein-Neckar Löwen sind momentan im Dauerstress. Nachdem der deutsche Pokalsieger am Dienstag in der European League bei Benfica Lissabon mit 36:35 gewonnen hatte, ist er am Samstag (18 Uhr/live in der ARD und bei Dyn) schon wieder in der Bundesliga bei Meisterschaftsanwärter SG Flensburg-Handewitt gefordert. Vor der Partie spricht Trainer Sebastian Hinze über diese Herausforderung und einzelne Personalien.
Außenseiter in Flensburg
Nach etwas holprigrem Start haben die Norddeutschen zuletzt vier Ligaspiele in Folge gewonnen. Der Rückstand auf Spitzenreiter Füchse Berlin beträgt dennoch fünf Punkte, entsprechend stehen die Flensburger unter Druck. Denn vor der Saison verstärkte sich die SG mit drei Hochkarätern: Kay Smits, Lukas Jørgensen und Simon Pytlick. Letzterer ist gerade verletzt, der Flensburger Kader aber auch in der Breite sehr gut besetzt.
„Nach dem Ausfall von Pytlick kommt nun mehr Wurfgewalt auf uns zu“, meint Hinze mit Blick auf Mads Mensah Larsen und Lasse Kjær Møller. Der Löwen-Trainer warnt außerdem vor dem Tempospiel der SG: „Wir müssen sehr gut angreifen.“ Also keine technischen Fehler machen. Zuletzt gegen Kiel waren es aber 18. Keine Frage: Die Mannheimer reisen als Außenseiter in den Norden. Hinze spricht von „einem der schwersten Auswärtsspiele der Saison“.
Hoffnung bei Jannik Kohlbacher
Uwe Gensheimer (Knie), Philipp Ahouansou (Syndesmoseband) und Patrick Groetzki (Verletzung der Plantarfaszie in der Fußsohle) fehlen weiterhin. „Vorsichtig optimistisch“ ist Hinze immerhin bei Kreisläufer Jannik Kohlbacher, der zuletzt erkrankt fehlte. Halil Jaganjac ist nach seiner erneuten Schulter-Operation weiterhin nur eine Option für den Angriff.
Steven Plucnar nutzt Chance
Lange Zeit spielte Steven Plucnar bei den Löwen keine Rolle. Nach dem Ausfall von Kohlbacher in Lissabon erhielt dort zunächst auch Ymir Gislason den Vorzug, doch beim Isländer wurde einmal mehr deutlich, dass die Offensive nicht sein bevorzugter Arbeitsbereich ist. Plucnar kam nach einer Viertelstunde in die Begegnung und überzeugte.
„Steven hat seine Chance bekommen. Und er hat seine Chance genutzt“, sagt Hinze: „Steven hat sich im Angriff an die besprochenen Sachen gehalten, was keine einfache Aufgabe ist, wenn man zuvor wenig gespielt hat. Und auch in der Defensive war er voll da. Er bekommt ein großes Lob von mir, das war sehr gut.“
Gislasons Zukunft
Der Vertrag von Gislason endet im Sommer 2024. Von Hinze ist hinlänglich bekannt, dass der Trainer Spieler mit Qualitäten in Abwehr und Angriff schätzt. Gemessen an den Zielen der Löwen in den nächsten Jahren könnten Gislasons Qualitäten in der Offensive nicht mehr den Ansprüchen der Mannheimer entsprechen.
Angesprochen auf das im Juni endende Arbeitspapier und die weitere Zukunft des Isländers sagt Hinze: „Da ist nichts entschieden.“
Hohe Belastung für Juri Knorr
Erst zwei Länderspiele mit der Nationalmannschaft, dann am vergangenen Sonntag die Ligapartie gegen den THW Kiel. Und fast immer stand Juri Knorr 60 Minuten auf dem Feld, weshalb ihn Hinze am Dienstag in Lissabon erst draußen ließ. Da die Mannheimer aber schnell ins Hintertreffen gerieten, wurde auch Dirigent Knorr zeitig aufs Feld befördert.
„Man merkt schon, dass es für manch einen Spieler ein bisschen viel in den vergangenen Wochen war“, gibt Hinze zu: „Aber alle stecken es weg, wir müssen die Belastung eben gut verteilen.“ Ohne Knorr geht allerdings in der Regel wenig bis gar nichts beim Pokalsieger. Ist er also unverzichtbar? Hinze beantwortet diese Frage allgemeiner: „Angesichts unserer Personalsituation würde ich bei den Rückraum-Rechtshändern jeden auf dieser Position für unverzichtbar erklären.“
Lindenchrone auf Rechtsaußen
Deutlich besser sieht die Personallage auch nicht auf der Rechtsaußenposition aus. Und das aus einem einfachen Grund: Mit Groetzki steht nominell nur ein Spieler für den rechten Flügel im Kader, der Kapitän fällt aber weiterhin aus. Gegen Kiel und Lissabon wurde er von Rückraum-Linkshänder Jon Lindenchrone vertreten - mit durchwachsenem Erfolg. Hinze will aber nicht zu kritisch mit dem Dänen umgehen: „Er ist kein gelernter Rechtsaußen, hat aber seinen Job für die Mannschaft erfüllt.“ Im Tempospiel zeigt Lindenchrone in der Tat seine Qualitäten, mit Würfen von der Außenposition tut er sich allerdings erwartungsgemäß schwer.
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